2022 | Mind The Gap

Clownerie der Lücke

Durchführung: apl. Prof. Dr. Katrin Wille

Was ist das für eine Praxis, to mind a gap?
- Einen Abstand zu beachten, um nicht in die Lücke zwischen Bahnsteig und Zug zu fallen. [Beispiel Londoner U-Bahn]
- Einen Abstand zu sprechen zwischen tradierten Geschlechterkonzepten, um einen Raum zu schaffen für andere Selbstverständnisse. [Beispiel Genderstern, wie in: Wissenschaftler*innen]
Dies sind zwei Praktiken des „minding a gap“, die sehr verschieden funktionieren.

Ein erstes Ziel im Projekt ist es, verschiedene Praktiken von „minding zu gap“ zu suchen und auf ihr Funktionieren hin zu analysieren. Wie soll mit dem „gap“, mit den Abständen und Lücken umgegangen werden? Sollen wir möglichst nicht hineinfallen oder sollen wir gerade hineinfallen?

Es gibt eine Kunstform, die sich vor allem damit beschäftigt, Lücken in Situationen zu finden oder gezielt Lücken in Situationen einzubauen. Und das ist die Clownerie.
Mich interessiert die Clownerie als Forschungsinstrument und ich habe angefangen, mich praktisch damit zu beschäftigen, um das theoretische Nachdenken über Lücken und Abstände praktisch zu flankieren, zu grundieren und zu irritieren.

Es ist ein zweites Ziel im Projekt, die Clownerie als Forschungsinstrument einzusetzen. Welchen Umgang mit gaps, Lücken und Abständen ermöglicht die Nase? Wie wirkt das auf das theoretische Verständnis zurück?


Heimat/-los

Durchführung: Natalie Digl und Sophie Randow

Heimat ist irgendetwas und nichts, es gibt Sicherheit und Unsicherheit, es ist irgendwas dazwischen. Meine Heimat ist k/ein Safe-Space und (bleibt) dennoch meine Heimat. Den Begriff Heimat zu untersuchen, geht meist mit existentiellen Fragen einher und kann vielfältig ausgelegt und verstanden werden. Heimat prägt die kulturelle Identität, gibt uns Halt, kann uns aber zugleich unter Druck setzen, Geborgenheit oder Unsicherheit mit auf den Weg geben. Die Form des Projekts ist noch sehr offen. Wir können uns unter anderem mit folgenden Fragen beschäftigen:

Wie entsteht Heimat? Wie lange braucht es, damit etwas/jemand zur Heimat wird? Kann ich mehrere Heimaten haben? Wie verfällt der Status „Heimat“? Welche Rolle spielt dabei das Heimatministerium und was ist überhaupt die deutsche Kultur? Wieso fühlen sich Menschen innerhalb der Gesellschaft als heimatlos? Warum können Menschen als zu wenig ‚deutsch‘ oder zu wenig ‚un-deutsch’ gelten? Wer bin ich innerhalb und abseits meiner Heimat? Weshalb hänge ich an meiner Heimat? Wer bin ich ohne Heimat?

Wichtig ist das Interesse, sich auf unterschiedliche Weisen, z.B. über literarische Werke und/oder visuelle & auditive Medien, diesen Fragen anzunähern und den gemeinsamen Versuch zu unternehmen, mögliche (Zwischen-)Ergebnisse innerhalb der Gruppe sowie in der Präsentationswoche darzustellen.

2021 | Große Erwartungen

Stimm-Brüche

Durchführung: Greta Langenbach und Alyssa Fenner

Was ist die menschliche Stimme? Hat die Stimme einen Ort? Welche Erwartungen werden an die Stimme gestellt? Im Projekt wollen wir gesellschaftliche Konventionen, Erwartungen und Normen, die das vielseitige Potenzial der Stimme ignorieren, aufdecken und brechen. Sowohl praktisch als auch theoretisch, interdisziplinär und experimentell erkunden wir das flüchtige Phänomen des Stimmklangs. Die Stimme soll nicht länger nur Medium der Kommunikation sein, sondern selbst in das Zentrum der Forschung rücken. Philosophisch, biologisch, musikalisch. Von der Unterdrückung der Stimme zum „vocal empowerment“. Die Stimme ist mehr als von ihr erwartet wird.


Kulturen der Erwartung, der Erinnerung und der Aufmerksamkeit

Durchführung: Prof. Dr. Rolf Elberfeld und Daniel Maurer

Bei Augustinus sind die grundlegenden Modi der Zeitlichkeit VergangenheitGegenwart und Zukunft. Diese drei Zeitmodi erscheinen nach Augustinus in unserem Bewußtsein in Form von Erinnerung, Aufmerksamkeit und Erwartung. In der buddhistischen Zeitphilosophie (Fazang) werden diese Modi erweitert hin zu einem zehnstufigen Modell verschiedener Zeitlichkeiten, in dem beispielsweise auch eine Zukunft der Zukunft oder eine Vergangenheit der Vergangenheit unterschieden wird. Zudem wird in der buddhistischen Zeitphilosophie das Eintauchen in Prozesse als "ereignishaftes Verlaufen" (Dogen) reflektiert, in dem ich mich selbst vergesse.

Die Arbeit im Projekt wird von einer Vorlesung zur Zeitphilosophie begleitet, die obligatorischer Teil des Projektes ist. Ausgangspunkt für das Projekt sind somit zunächst Texte der Zeitphilosophie, um auszuleuchten, was Erwartung, Erinnerung und Aufmerksamkeit ausgehend von verschiedenen Zeitphilosophien bedeuten können. Nach einer anfänglichen Theoriephase sollen dann die Kulturen des Erwartens, des Erinnerns und der Aufmerksamkeit in ihren praktischen Dimensionen zusammengetragen und reflektiert werden. Die theoretischen und praktischen Diskussionen sollen dann in Möglichkeiten "performativer Philosophie" bzw. in anderen performativen Formaten münden.

Das Projekt wird von Rolf Elberfeld und Daniel Maurer durchgeführt. Daniel Maurer hat seine BA-Arbeit in PKM über das Thema "Zufall als ästhetisches Mittel im Theater" geschrieben. Ausgehend von diesem Thema wird er sich wesentlich auch an der Erarbeitung der performativen Formate beteiligen und folgende Fragen stellen: Welche Rolle spielt die Erwartung beim Spiel? Wie beeinflusst sie die Form dessen, was dargestellt wird? Wie können wir uns von ihr loslösen und ganz gegenwärtig spielen? Kann der Formbruch durch Spontaneität dabei helfen, eine neue Form zu finden? Das Spiel als Erfahrung der Gegenwart, sowie der Bruch mit Erwartungen sollen bei der performativen Auseinandersetzung in den Fokus gerückt werden.


Ausschlüsse und Zugehörigkeiten über Körper: Kritische Studien zur Körperlichkeit der wissenschaftlichen Praxis heute und morgen

Durchführung: apl. Prof. Dr. Katrin Wille und Kaja Kröger

Universität ist einer der wichtigsten Orte, an denen Wissen gewonnen, verwaltet, vermittelt wird. Der Körper ist nicht nur Gegenstand der Wissensgewinnung wie in der Medizin oder Neurowissenschaft, sondern er ist Medium des Wissens. Wir generieren Wissen, verwalten und vermitteln Wissen durch, mit und als Körper.
Verändert Wissen Körper? Braucht es einen bestimmten Körper, um an der Gemeinschaft der Wissenden und Wissenwollenden zu partizipieren?

Aby Warburg prägte zu Beginn des letzten Jahrhunderts den Begriff der „Pathosformel“, der in der Kunst-, Literatur- und Tanzwissenschaft vielfach verwendet und als Gebärdenarchiv und Bildspeicher verstanden wurde. Gibt es ein Archiv der Gebärden und Körperbilder, also der Pathosformeln, für akademische Körper? Ist eine dieser Pathosformeln der Blick und Gestus des Immer schon Wissenden, eine andere die des distanzierten Beobachters, der seinen Abstand zur Welt inkorporiert hat? Die Auseinandersetzung mit historischen Bilddokumenten kann bei diesen Fragen weiterhelfen.
Für die Gegenwart und Zukunft stellt sich die Frage: Ändern sich Pathosformeln, wenn sich der Kreis derer, die zum Wissen zugelassen wurden und werden, sich verändert? Hat die Zulassung von Frauen zum Ort des Wissens Auswirkungen auf Pathosformeln des Wissens gehabt? Welche Arbeit an den Pathosformeln ist nötig, um den Ort des Wissens zu diversifizieren?

Das Projekt ist eine rekonstruktive und dekonstruktive Arbeit an Pathosformeln des Wissens. Dies erfordert mindestens drei verschiedene Zugänge,
einen a) theoretischen,
einen b) feldforschenden und
einen c) performativen.

Wir kombinieren im Projekt a) Arbeit an der theoretischen Figur der Pathosformel und ihrem Verhältnis zu ähnlichen Konzepten wie dem des Habitus (Bourdieu), b) Forschung im Feld lebendiger Pathosformeln wie auf Tagungen, Konferenzen, in Lehrsituationen c) Pathosformeln des Wissens werden von akademischen Körpern performiert und müssen deshalb auch im Projekt performativ rekonstruiert und dekonstruiert werden.
Als Beitrag zum abschließenden Projektsemester-Festival ist eine Pathos-Formel-Performance vorstellbar, in die Einsichten aus der theoretischen und feldforschenden Arbeit mit einfließen.


Daten und Du: In 3 Schritten zum Quantified Self

Durchführung: Tom Luc und David Bakke

Gegenwärtig sind die Diskurse rund um „Big Data“, Algorithmen und AI kaum zu ignorieren. Dabei werden meistens die gesellschaftlichen und politischen Konsequenzen einer zunehmend digitalen Welt thematisiert und diskutiert. Doch wovon sprechen wir eigentlich, wenn wir über Daten reden und gibt es auch ein Pendan zu „Big Data“, quasi ein „Small Data“? Praktiken der „Quantified Self“-Community können vor diesem Hintergrund als Form des Widerstands gelesen werden. Sie bedienen sich verschiedener Techniken der Vermessung und Quantifizierung im Versuch die Kontrolle über Körperdaten zurückzuerobern. Das große Versprechen der „Quantified Self“-Bewegung: Der richtige Umgang mit Daten führt nicht zur Subjektivierung, sondern zur Emanzipation. Egal ob mit oder ohne technischen Hilfsgeräten, soll das persönliche und freiwillige Tracking zu einem besseren Selbstverständnis führen. Vormals subjektive, unbewusste Bereiche und Verhaltensweisen werden sichtbar gemacht, sprich, objektiviert und unterstehen nun der bewussten Kontrolle. Gemeinsam wollen wir diese These kritisch prüfen, indem wir in Datenbanken eintauchen, Excel-Tabellen produzieren und in Selbstexperimenten Daten erheben. Neben der Erprobung gängiger Praktiken der Selbstquantifizierung sollen sowohl die Linien einer Ideengeschichte, als auch die eigenen Erfahrungen theoretisch und philosophisch reflektiert werden. Dabei wollen wir insbesondere Konzepte wie Optimierungslogiken, Biopolitiken, Cyborgisierungen, Disziplinierungs- und Kontrollmechanismen unter die Lupe nehmen.Zentral für unser Projekt ist die Frage nach der Übersetzbarkeit von Datensätzen in ästhetische Prozesse und vice versa. Wie können Daten künstlerisch visualisiert oder neue Ontologien entworfen werden? Und wie lassen sich auf der anderen Seite die Künste metrisieren oder messen? Am Ende können einzelne oder kollektive Arbeiten entstehen, die in ihrer Form komplett freigestellt sind.


2018 | 1968

Wer bist Du? Der Therapie- und Meditationsboom der 68er

Durchführung: Prof. Dr. Rolf Elberfeld

Im Projekt gehen wir zwei verschiedenen Strömungen innerhalb der 68er-Bewegung nach, die beide eng miteinander verbunden sind. Die Therapie- und die Meditations-Bewegung der 68er haben verschiedene Wege aufgenommen und entwickelt, die wir uns im Einzelnen anschauen und teilweise auch ausprobieren wollen. Dabei soll die Übung „Wer bist Du?“ eine zentrale Rolle spielen. Voraussetzung für die Teilnahme ist Neugier sich selbst gegenüber und die Bereitschaft und Möglichkeit, sich selbst kritisch zu betrachten. Zudem ist große Lust zum Tanzen sehr willkommen!


Naturverhältnisse – Die Geburt der Ökologie-Bewegung und ihre künstlerischen Folgen

Durchführend: Prof. Dr. Andreas Hetzel und Dr. Ana Honnacker

Im Projekt beschäftigen wir uns mit der Geburt der Ökologiebewegung aus dem Geist der 68er und ihren künstlerisch-ästhetischen Folgen. Die von den 68en geübte Herrschaftskritik richtete sich immer auch gegen herrschaftsförmige „gesellschaftliche Naturverhältnisse“, gegen die Übernutzung, Ausbeutung und Zerstörung einer zunehmend als prekär erfahrenen natürlichen Umwelt. Leitend war dabei vor allem eine Diagnose Horkheimers und Adornos: Das neuzeitliche Projekt wissenschaftlich-technischer Naturbeherrschung habe sich letztlich gegen den Menschen selbst gekehrt; der vermeintliche Fortschritt, den die westliche Moderne für sich reklamiert, sei um den Preis einer zum äußersten gesteigerten Inhumanität der gesellschaftlichen Verhältnisse erkauft. Einer auf Naturbeherrschung zielenden Vernunft der westlichen Moderne halten die 68er insofern ein „Eingedenken der Natur im Subjekt“ entgegen. Sie entdecken eine „Natur, die wir selbst sind“, und machen sie zu einer Instanz politischen und künstlerischen Widerstands. Im Projekt wollen wir unterschiedliche Quellen einer Kritik der gesellschaftlichen Naturverhältnisse (David Henry Thoreau, John Muir, Aldo Leopold, Rachel Carson …) sichten und künstlerische Interventionen an den vielfältigen Grenzen von Gesellschaft und Natur (ausgehend etwa von Konzepten wie Land Art, Performing Landscape oder Practice of the Wild) erproben.


Weibliche Sexualität

Durchführung: apl. Prof. Dr. Katrin Wille

Der Anspruch auf „sexuelle Revolution“, der mit 1968 unlöslich verbunden ist, brach sicher mit vielen Konventionen und Tabus – aber nicht oder nicht genug mit der Konvention, sexuelle Freiheit aus der Perspektive der Männer zu verstehen. Bis heute stellt die Bildsprache des Mainstreams Begehren als männliches Begehren dar, am plakativsten in der heterosexuellen Pornoindustrie. Das Narrativ ist gleichzeitig schlicht und phantasmatisch: Der Mann erregt sich an der Frau, die Frau erregt sich daran, dass der Mann sich an ihr erregt (besser gesagt: Sie tut so, damit der Mann sich an dem Phantasma befriedigt, sie befriedigt zu haben). Diese Leerstelle von 1968 verweist auf die Frauenbewegung der 70er Jahre, die sowohl versucht hat, diese Leerstelle zu erklären wie sie zu füllen, indem weibliches Begehren selbst zum Thema gemacht wurde. Philosophinnen wie Irigaray haben gezeigt, dass diese Leerstelle sich nicht bloß auf einen „kleinen“ Ausschnitt von Alltagspraktiken (nämlich das private Liebesleben von Frauen) auswirkt, sondern im Gegenteil auf ganz grundsätzliche Weise das Denken und Fühlen abendländischer Metaphysik imprägniert: Vermeintlich neutrale Philosophie ist geschlechtlich aufgeladen, Geschlechtlichkeit ihrerseits von dieser Logik – Derrida spricht vom Phallogozentrismus – durchdrungen. Innerhalb dieser binären Logik von Natur/Kultur, Körper/Geist, Subjekt/Objekt stellt Weiblichkeit stets das Andere dar, weibliche Sexualität Freuds „dunklen Kontinent“.
Wie lässt sich diese Logik durchbrechen? Welche Theorien, Bilder, Fantasien und Erfahrungen gibt es zum aktiven weiblichen Begehren – eines, das nicht nur das passive Pendant des männlichen repräsentiert? Welche Bilder von Weiblichkeit (und Männlichkeit) werden destruiert und konstruiert, welche Körpererfahrungen thematisiert, welche Darstellungsformen gewählt? Was bedeutet das philosophisch und wie drückt sich dies in Kunst, Literatur, Theater, Film und Popkultur aus? Im Projekt wollen wir uns mit diesen Versuchen der „Selbstbewusstwerdung weiblicher Sexualität“ beschäftigen. Dabei wird es u.a. darum gehen, über die heterosexuelle Matrix hinaus zu denken und queere, trans- und intersexuelle Perspektiven zu berücksichtigen, welche die binäre Begehrensstruktur auf lehrreiche Weise durchkreuzen. Auch die mittlerweile klassische Debatte zwischen Differenz- (Irigaray) und Gleichheitsansätzen (De Beauvoir, Butler) in der feministischen Philosophie wird für unsere Diskussion sicher fruchtbar sein. An diese Debatte knüpft die Frage nach der politischen Relevanz des Themas an, die zur Stellungnahme nötigt: Hat sich das Anliegen einer „Selbstbewusstwerdung weiblicher Sexualität“ für uns heute erledigt – weil es erfüllt ist oder weil es falsch angelegt ist? Oder ist das Anliegen so aktuell wie damals – nur die Ausdrucksformen müssen andere werden? Ist Selbstbewusstwerdung der richtige Schritt in Richtung politischer Ermächtigung oder führt sie möglicherweise zu Entpolitisierung und zu einem Rückzug ins Private (dem traditionell weiblichen Ort, in dem Frauen über ihre Gefühle sprechen, derweil die Männer sich die Welt aneignen)? Am Ende des Projekts steht ein Beitrag zum Festival des Projektsemesters, in dem unser Ringen um die Frage: Aktuell oder Schnee von gestern? seinen Ausdruck finden wird. In vielen Initiativen der Frauenbewegung nach 1968 wurde die Forderung laut, Frauen müssten bestimmte Themen in reinen Frauengruppen aushandeln. Wir möchten daran anschließen und deshalb sind in diesem Projekt nur Frauen zugelassen.


2016 | Aussetzen

Fremdes in mir und dir. Ein Tanzstück

Durchführung: Prof. Dr. Rolf Elberfeld

Das Projekt „Fremdes in mir und dir. Ein Tanzstück“ widmet sich dem Thema des Fremden als Grenze in mir und dir. Diesem Fremden in mir und dir wollen wir uns „aussetzen“ in verschiedenen Medien der Wahrnehmung, um daraus ein Tanzstück zu kreieren. Für dieses Tanzstück ist es keine Voraussetzung, Tänzerin oder Tänzer zu sein. Im Projekt werden für die Erarbeitung des Tanzstückes verschiedene Stationen der Tanzgeschichte im 20. Jahrhundert erarbeitet und zudem wird Caroline Frisch uns einführen in verschiedene körperliche Bewegungstechniken. Voraussetzung für die Teilnahme ist ein Interesse an der Kunstform Tanz und Lust an Bewegung.


Exodus und Politik

Durchführung: Prof. Dr. Andreas Hetzel, Gesine Kurth und Antje Géra 

Im Projekt befassen wir uns ausgehend von der biblischen Exodus-Erzählung mit Formen politischen Widerstands sowie mit Erlösungshoffnungen, die diesen Widerstand gestern wie heute motiviert haben. Das Buch Exodus berichtet vom Auszug ehemaliger Sklaven aus der ägyptischen Gefangenschaft. In diesem Akt der Befreiung konstituiert sich das Volk Israel als selbstbestimmtes politisches Subjekt und setzt zugleich die alte, auf den Souveränitätsansprüchen des Pharaos beruhende Herrschaftsordnung Ägyptens aus. Im Laufe der Jahrtausende konnte die Exodus-Erzählung immer wieder als Referenzmythos von revolutionären Bewegungen dienen, so etwa in den deutschen Bauernkriegen des 16. Jahrhunderts, im französischen Frühsozialismus, in der lateinamerikanischen Befreiungstheologie und in den Civil Rights Movements der 1960er Jahre. Bis in die Populärkultur und Alltagsmythologie unserer Tage lebt der Exodus als Innbegriff von Befreiungs- und Erlösungshoffnungen fort.


Sich der Wahrheit aussetzen - Orte des Wahrsprechens (Parrhesia) im Anschluss an Foucault

Durchführung: apl. Prof. Dr. Katrin Wille und PD Dr. Lars Leeten

„Sich der Wahrheit aussetzen“ – das klingt ernst und gewichtig, existentiell und couragiert. In seinen späten Vorlesungen hat Michel Foucault einer antiken Redepraxis neu zur Geltung verholfen, die es mit dem Sprechen und Hören von Wahrheit, ja mehr: mit Mut und Zumutung zu tun hat. Der griechische Begriff „Parrhesia“ bedeutet „freimütiges Sprechen“ oder „Wahrsprechen“. Wer wahrspricht, braucht Mut, denn er geht ein Risiko ein. Wer wahrspricht, hilft seinem Gesprächspartner zu erkennen, was dieser selber ist. Wahrsprechen ist ein politischer Akt. Das Projekt hat das Wahrsprechen zum Thema und fragt sowohl nach der antiken Praxis des Wahrsprechens, wie auch nach Orten des Wahrsprechens heute.


2014 | Verschwendung

Zeitverschwendung

Durchführung: Prof. Dr. Rolf Elberfeld

Was bedeutet es, Zeit zu verwenden? Diese Frage macht es nötig, über „Zeit“ und „Verschwendung“ nachzudenken. Ausgehend vom Nachdenken über Zeit und Verschwendung soll es im Projekt darum gehen, performative Dimensionen des Philosophierens zu erkunden, um die Frage nach der Zeitverschwendung in alltäglichen, gesellschaftlichen, ökonomischen, philosophischen und anderen Kontexten zu thematisiern. Wenn möglich, sollen auf dem Weg performative Weisen des Philosophierens entwickelt werden, die zu einer „philosophischen Performance“ werden können.

Um die Dimensionen des Performativen in der Philosophie zu erkunden, werden wir unsere Stimme üben, Körperwahrnehmungen kultivieren, meditative Übungen einbeziehen und in verschiedenen Situationen Wahrnehmungen langsam und mit viel Zeit aufsteigen lassen.


Verschwendung ohne Verlust. Auf den historischen und theoretischen Spuren des Nikolaus von Kues

Durchführung: Prof. Dr. Tilman Borsche

Das Projekt sucht kreative, künstlerische, interaktive Zugänge und Vermittlungswege zu einem neuartigen Denken der Kontingenz im Anschluss an die kleine Schrift De visione Dei des Nikolaus von Kues (1401-1464). Der Schwerpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung wird auf der performativen Dimension liegen, die der zugrunde gelegte Text explizit als Kommunikationsanweisung und implizit als Gedankenexperiment entfaltet. In szenischen Formaten soll der philosophische Gehalt des Textes präsentiert und zugleich aktualisiert werden.

Inspirationsquelle und Hauptreferenzpunkte der szenischen Annäherungen an De visione Dei sind die historischen Orte und sakralen Kunstobjekte in und um Hildesheim (z.B.: Bernwardstür, Bronzesäule, Jakobikirche, St. Mauritius, Lambertikirche). Diese werden gemeinsam besucht, in ihrer diskursiven Semantik analysiert und als Objekte sakraler Praktiken erschlossen. Die Orte und Objekte werden nicht Teil der Präsentation sein, vielmehr sollen sie in ihrer Abwesenheit durch kreative Re-Präsentationsformen zur Darstellung gebracht werden.