Gegenwelten (2012-2014)

Projekt "Gegenwelten"

Forschungs- und Ausstellungsprojekt 2012 - 2014


Veranstalter: Stiftung Universität Hildesheim, Leopold Franzens Universität Innsbruck

Gesamtleitung: Viola Vahrson, Christoph Bertsch


In Zusammenarbeit mit dem Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim

(Direktorin: Regine Schulz/ Leiter Ethnologie: Ulrich Menter )

Kunsthistorischen Museum Wien, Sammlungen Schloss Ambras, Innsbruck

(Generaldirektorin: Sabine Haag, Direktorin: Veronika Sandbichler)

 

 

THEMA UND ZIELE



„The reasonable man adapts himself to the world,

the unreasonable one persists in trying to adapt the world to himself.

Therefore all progress depends on the unreasonable man.“

(George Bernard Shaw, Man and Superman, 1903)


Die Ausprägung von Gegenwelten setzt die Vorstellung und Etablierung von Normen voraus, von Werten, Regeln und Gesetzen, an denen sich der Mensch innerhalb eines gesellschaftlichen Gebildes orientiert. Was aber sind Gegenwelten in einer Welt, die durch nahezu absolute Flexibilität charakterisiert ist, in der die Simultanität aller Ereignisse und aller Diskurse vorherrscht, in der Normen und Werte in einem beständigen Wechsel von Auflösung und Neuformulierung begriffen sind. Selbst Tabuzonen werden permanent aufgelöst und neu definiert. Die Reaktion auf diesen nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche umfassenden, beständigen Wandel besteht häufig in der Einführung engmaschiger Regelsysteme. Zunehmend begegnen wir dem Wunsch nach vermehrter Kontrolle, dem Versuch, Gegen-strömungen zu vereinnahmen, Fluchtlinien aufzuspüren und umzubiegen sowie der normativen Ordnung zu unterwerfen.


In dem Projekt Gegenwelten möchten wir diesen gegensätzlichen Bewegungen nachspüren. An welchen Normen orientiert sich unsere Gesellschaft? Aus welchem Grund verlieren diese Formen und Vereinbarungen ihre Kraft und Elastizität, stagnieren und verhärten, so dass Alternativen notwendig werden? Welche Einflüsse tragen zur Marginalisierung der einen und zur Erstarkung der anderen Welt bei? Gegenwelten überschreiten, widersetzen sich, strapazieren das Gebilde, bewegen, konstituieren Welt. Gegenwelten sind keine Parallelwelten, sondern oftmals ineinander verschlungene Konstruktionen. Sie berühren und verletzen sich gerade dann, wenn sie sich voneinander abstoßen. In jeder Gegenwelt ist die Möglichkeit der Expansion angelegt. Warum aber verlieren auch Gegenwelten so häufig ihre widerständige Kraft? Welche Umstände führen dazu, dass die Gegenwelt zur Norm wird? Offenbart sich in diesem beständig wiederkehrenden Muster die Absurdität des Daseins oder aber eine evolutionäre Kraft und Notwendigkeit?

An diesem Projekt beteiligen sich zwei Museen (Roemer- und Pelizaeus-Museum, Hildesheim und Schloss Ambras, Innsbruck), insgesamt 7 Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus Deutschland, den Niederlanden, Italien, Österreich und der Schweiz, mehr als hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen sowie ca. 35 Künstlerinnen und Künstler und etwa 30 Studierende. Die Vielfalt der kooperierenden Institutionen, Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ihre Kooperationsbereitschaft, ihr Interesse und ihre Kompetenz schaffen neue Erkenntnisse wie Erfahrungen und bilden die Grundlage für eine nachhaltige Verstätigung der Kontakte und Kooperationen über die geplante Projektdauer hinaus.

Weitere Informationen unter: gegenwelten.eu

 

 

 

 

Es erscheint zum Projekt "Gegenwelten" eine gleichnamige Publikation

Hrsg. von Christoph Bertsch und Viola Vahrson, Wien 2014, Haymon Verlag.

Ausstellungsansicht im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim

Ausstellungsansicht Kunsthistorischen Museum Wien, Sammlungen Schloss Ambras, Innsbruck

Sichtung des Helbig-Nachlasses am 26.06.2013 zum Ausstellungs-und Forschungsprojekt "Gegenwelten" im Archiv des Römer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim

Teilnehmer der Helbig-Gruppe beugen sich über Arbeitsmappen, Reiseberichte und Briefwechsel des Hildesheimer Forschungsreisenden, Geographen, Ethnologen, Autors und Schiffsheizers Karl Helbig.

Die Studierenden der Kultur- und Kunstwissenschaften untersuchen gemeinsam den Umfang aber auch das Sammlungs- und Ordnungssystem Helbigs, im Archiv des Museums.

GEGENWELTEN – Exkursion Innsbruck

14.- 21. Januar 2013
Leitung Innsbruck: Prof. Dr. Christoph Bertsch, Rosanna Dematté,
Leitung Hildesheim: Prof. Dr. Viola Vahrson

Mitte Januar haben sich 17 Studierende der Universität Hildesheim unter der Leitung von Viola Vahrson nach Innsbruck aufgemacht, um einen der Ausstellungsorte der „Gegenwelten“ kennen zu lernen. Erstmals trafen die Hildesheimer Studierenden auf ihre Innsbrucker Projektkollegen, die Studierenden des Masterstudiengangs Kunstgeschichte der Universität Innsbruck. Beide studentischen Gruppen hatten sich im Laufe des Semesters auf unterschiedliche Weise mit dem Ausstellungsprojekt „Gegenwelten“ auseinandergesetzt. Das Zusammentreffen und der Austausch über die unterschiedlichen Ansätze und Herangehensweisen wurden daher gespannt erwartet. Durch eine Führung der österreichischen Seminarleiter Christoph Bertsch und Rosanna Dematté bekamen die Studierenden die Möglichkeit Schloss Ambras, die Grotte und den verschneiten Schlossgarten zu besichtigen, den Ort an dem die Gegenwelten-Ausstellung im Herbst 2013 in Innsbruck stattfinden soll. Die Gruppe konnte interessante Einblicke in die Kunst- und Wunderkammer und die geplanten Ausstellungsräume erhalten. Die besonderen Verhältnisse und Bedingungen zeitgenössische Kunst in den Räumlichkeiten eines alten Renaissance-Schlosses auszustellen, wurden angesprochen, gestalterische Möglichkeiten und eventuelle Problematiken der außergewöhnlichen Ausstellungsverhältnisse diskutiert. Die Präsentation ausgewählter Objekte aus der Kunst- und Wunderkammer durch die Studierenden der Kunstgeschichte und die Vorstellung der zeitgenössischen Kunstwerke, die in der Ausstellung gezeigt werden sollen, lieferten einen ersten Eindruck von der Konzeption der Gegenwelten-Ausstellung in Schloss Ambras. Bei der Stadt- und Architekturführung von Rosanna Dematté bzw. Verena Konrad lernten die Studierenden aus Hildesheim die Stadt Innsbruck kennen und auch wie wichtig es ist im Januar in Tirol ein gutes Schuhwerk und eine warme Mütze dabei zu haben. Zu den eindrücklichsten Programmpunkten der Exkursionswoche gehörten die Besuche in vier Museen und die Vorstellung der unterschiedlichen Ausstellungs- und Vermittlungskonzepte durch die jeweiligen Kuratoren und Leiter der Museen: Die Studierenden besuchten das neu errichtete Museum des Tirol Panoramas, die vielseitige Ausstellung des Volkskunstmuseums und begutachteten die innovative Ausstellung des Alpen Vereins in der Hofburg Innsbruck zum Thema „Berge, eine unverständliche Leidenschaft“. Zuletzt wurde die Galerie im Taxisparlais besichtigt, in der zeitgenössische Künstlerpositionen zu dem Thema „Der Spiegel des Narziss“ ausgestellt wurden. Durch die Vorstellung und den direkten Vergleich der unterschiedlichen Ausstellungskonzepte, -organisationen und Vermittlungsprogramme konnte die Gegenwelten-Gruppe aufschlussreiche Einblicke in die Museumswelt und Anregungen für die eigene Ausstellung gewinnen. In den Seminarräumen des Kunstinstituts der Universität wurden diese neu gewonnen Positionen ausgetauscht und auf das Konzept der Gegenwelten-Ausstellungen übertragen. Die Exkursionswoche brachte für alle Teilnehmer einige Anregungen, neue Ideen und interessanten Austausch mit. Durch die Seminare und Diskussionen zum Thema der Ausstellung, die Annährung an die Vielseitigkeit des Begriffs Gegenwelten durch Impulsreferate und die Vorstellung der Ausstellungsräumlichkeiten und Kunstwerke, bekamen alle die Möglichkeit dem Projekt „Gegenwelten“ näher zu kommen. Ein abschließendes Highlight der Exkursionswoche war für die Hildesheimer der Ausflug in die luftigen Höhen von Innsbruck, der Besuch und die Besteigung des verschneiten Gipfels der Nordkette.

Text von Nele Beck, Februar 2013

gegenwelten.eu/gegenwelten/
www.alpenverein.at/portal/museum-kultur/ausstellung/Gegenwelten.php

Projektleiter
Christoph Bertsch
Institut für Kunstgeschichte
Universität Innsbruck
Innrain 52
6020 Innsbruck christoph.bertsch@uibk.ac.at

Viola Vahrson
Institut für Kunst und Kunstgeschichte
Universität Hildesheim
Universitätsplatz 1
31141 Hildesheim
viola.vahrson@uni-hildesheim.de

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