Eignungsprüfung & Bewerbungsverfahren

Zu jeder Aufnahme- oder Eignungsprüfung gibt es Mythen, so auch hier in Hildesheim. Eine davon hat der Autor Thomas Klupp in seinem Roman Paradiso verarbeitet: 

 

„Man kann dort wirklich anstellen, was man will – Kresseskulpturen züchten, sich bei der Achselenthaarung filmen oder im Chor die Emails der Exfreundinnen von der Bühne brüllen –, solange man hinterher auch nur drei halbwegs gerade Sätze darüber schreibt, regnet es Punkte wie Frösche in Magnolia“. 

 

 

Das mag etwas übertrieben sein, aber es trifft zwei wesentliche Punkte des Studienganges Kulturwissenschaften und künstlerische Praxis. Erstens, geht es in den Hildesheimer Studiengängen um einen erweiterten Begriff der künstlerischen Praxis. ‚Emails im Chor zu brüllen‘ kann somit performative Stärke besitzen und verlangt den Kandidat:innen auch eine Leistung ab: sie müssten zumindest das chorische Sprechen beherrschen. Zweitens, verlangt das Studium in Hildesheim von Ihnen, dass Sie ‚halbwegs gerade Sätze‘ über diese und andere Formen der künstlerischen Praxis schreiben und reden können. Denn Sie müssen sich in Hildesheim – schon in der Eignungsprüfung – reflexiv zur künstlerischen Praxis verhalten. Damit ist gemeint, dass es nicht reichen würde, nur nachzuerzählen, dass soeben Emails im Chor gebrüllt wurden, sondern sich selbst zu fragen, welches Verhältnis zwischen dieser Form und jenem Inhalt besteht, welche Tradition das chorische Sprechen auf einer Bühne hat, warum welcher Auftritt gewählt wurde und was das für die Rezeption bedeuten könnte?

Ob es dann Frösche regnet, ist nicht überliefert – aber Sie sollten damit gut durch die Eignungsprüfung kommen.