Forschungsprojekte

An der Hochschulambulanz laufen derzeit folgene Forschungsprojekte.

DiLeDaZ – Diagnostik von Lernstörungen bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: Dr. Friederike Cartschau, Dr. Ariane von Goldammer
Förderung: DiLeDaZ ist ein Arbeitspaket im Projekt LONDI - Einrichtung einer Online-Plattform zur Diagnostik und Förderung von Kindern mit Lernstörungen (Leitung: Prof. Dr. M. Hasselhorn, Prof. Dr. G. Schulte-Körne), gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung

Das Ziel des Projekts besteht darin, Handlungsleitlinien für die Diagnostik von umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (UESF) bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) zu entwickeln, sodass die Gültigkeit und die Fairness einer solchen Diagnose erhöht wird. Auf der Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse soll geklärt werden, welche diagnostischen Informationen herangezogen werden müssen, um bei einem lernschwachen Kind mit DaZ sicher differenzieren zu können, ob Lernprobleme die Folge einer unzureichenden Entwicklung in der Zweitsprache sind oder Ausdruck einer UESF. Es soll geklärt werden, welche diagnostischen Materialien beim Vorliegen mangelnder Deutschkenntnisse eine hohe Gültigkeit der UESF-Diagnose sicherstellen.

Neben der Sichtung und theoretischen Diskussion der bisherigen Erkenntnisse und Befunde zur Lese-Rechtschreibentwicklung bei Kindern mit DaZ sowie der gängigen Testverfahren im deutschsprachigen Raum verfolgen wir dazu bislang zwei empirische Forschungsansätze:

In Kooperation mit dem Projekt D2 (Frankfurt) des LONDI-Verbunds findet eine umfangreiche Datenerhebung zur Lernentwicklung im Lesen und Schreiben bei Kindern mit und ohne DaZ und zu den möglichen Einflussbedingungen wie phonologische Informationsverarbeitung und Sprachstand in Deutsch statt. Diese Studie wird uns darüber Auskunft geben, ob die Leistungen und insbesondere die Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben von Kindern mit DaZ durch ähnliche oder andere Einflussfaktoren zustande kommen als bei Kindern ohne DaZ.

Zum anderen beschäftigen wir uns mit den methodischen Möglichkeiten, die in Rechtschreib- und Lesetests verwendeten Aufgaben zu identifizieren, die möglicherweise für Kinder mit DaZ besonders schwierig sind und damit nicht fair messen. Anhand bereits vorhandener Datensätze sollen diese Analysen dazu beitragen, in einem späteren Schritt zu Aussagen über geeignete Tests bzw. geeignetes Wortmaterial zu gelangen.

SEAL – Fragebogen zur Erfassung sozial-emotionaler Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: M.Sc. Psych. Conny Griepenburg, Dr. Kirsten Schuchardt, Dr. Ariane von Goldammer

In der Hochschulambulanz KiM wurde der Fragebogen zur Erfassung von sozial-emotionalen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit Lernproblemen (SEAL) entwickelt und pilotiert. In Kürze beginnt die Normierung.
Bei dem SEAL handelt es sich um einen Fremdbeurteilungsbogen mit ca. 150 Items. In diesem geben Eltern und/oder Lehrkräfte eine Einschätzung zum emotionalen Befinden und Verhalten von Kindern und Jugendlichen ab. Auch ein Selbstbeurteilungsbogen für Jugendliche wurde entwickelt. Der SEAL dient der Erfassung der häufigsten komorbiden Störungen und psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit Lernproblemen. Der Fragebogen soll einen wichtigen Beitrag leisten, um bei einer vorliegenden Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten begleitende psychische Auffälligkeiten zu erkennen und ermöglicht somit z. B. im Rahmen einer Entscheidung über Eingliederungshilfe eine fachliche Einschätzung, ob bei einem Kind eine seelische Beeinträchtigung vorliegt oder droht. Auf Grundlage der Ergebnisse des Fragebogens können von Fachpersonen effektive Hilfen für betroffene Kinder entwickelt werden, um die negative Wechselwirkung von Lernproblemen und emotionalen Problemen zu reduzieren.

Katamnesestudie zu Lernstörungen
Leitung: Dr. Kirsten Schuchardt, M.Sc. Psych. Conny Griepenburg, Prof. Dr. Claudia Mähler

Die in der Hochschulambulanz KIM (Kind im Mittelpunkt) stattfindende Katamnesestudie verfolgt das Ziel, die langfristige Entwicklung von Kindern mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten, Rechenschwierigkeiten und Kombinierten Schwierigkeiten schulischer Fertigkeiten über die Schulzeit zu untersuchen. Hierzu werden Kinder im Jugendalter nachuntersucht, bei denen im Grundschulalter eine Lernstörung festgestellt wurde. In dieser Studie wird folgenden Fragen konkret nachgegangen: Wie stabil erweisen sich die Lernschwierigkeiten bis ins Jugendalter? Finden sich erhöhte Auffälligkeiten im sozio-emotionalen Erleben und im Verhalten? Welche Veränderungen zeigen sich im schulischen Selbstkonzept, im Stresserleben und in der Stressbewältigung über die Schulzeit?

TEK 14-18 – Training Emotionaler Kompetenzen für Jugendliche von 14 bis 18 Jahren
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: M. Ed. Kasra Mirzaie, Dr. Ann-Katrin Bockmann

Defizite in emotionalen Kompetenzen stehen im Zusammenhang mit psychopathologischen Auffälligkeiten im Jugendalter. Dabei tragen insbesondere Schwierigkeiten in der Emotionsregulation zur Entstehung und Aufrechterhaltung einer Vielzahl psychischer Störungen bei. Zudem ist das Jugendalter für die Emotionsregulation eine kritische Entwicklungsphase und zugleich der Erwerb emotionaler Kompetenzen zentral für die erfolgreiche Bewältigung anderer Entwicklungsaufgaben. Dennoch gibt es für das Jugendalter bisher kaum wissenschaftlich fundierte und gut evaluierte Ansätze zur Förderung emotionaler Kompetenzen. Daher wurde das Training emotionaler Kompetenzen (TEK) nach Berking (2017) als TEK 14-18 für das Jugendalter adaptiert und erfolgreich auf seine Wirksamkeit überprüft.

Parallel zur Evaluation des TEK 14-18 wurden per Ecological Momentary Assessment (EMA) Daten übers Smartphone erhoben und ausgewertet, um Bedingungen und Prozesse der flexiblen Emotionsregulation, Affektdynamik sowie Symptomveränderungen zu ermitteln.

Das Lernen steuern mit Kim Känguru - Therapieprogramm für Kinder mit Lern- und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: Dr. Kirsten Schuchardt, M.Sc. Psych. Carolin Werner

Viele Grundschulkinder, das haben aktuelle wissenschaftliche Studien gezeigt, leiden gleichzeitig unter Lernschwierigkeiten (Lese-Rechtschreibprobleme und/oder Rechenprobleme) und unter Aufmerksamkeitsstörungen. In diesem Projekt wird ein kombinierter Therapieansatz entwickelt und erprobt, der sich auf der einen Seite aus verhaltenstherapeutischen Therapiebausteinen zur Steuerung der Aufmerksamkeit und Selbstregulation und auf der anderen Seite aus Methoden der Lerntherapie zusammensetzt. Das Programm „Das Lernen steuern mit Kim Känguru“ ist als Gruppentraining konzipiert, in dem Kinder der zweiten und dritten Klassenstufe mit einer Gruppengröße von zwei bis vier Kindern an 12 Trainingssitzungen à 90 Minuten im wöchentlichen Rhythmus teilnehmen. Parallel läuft ein begleitendes Elterntraining mit 5 Elterngruppensitzungen zur Verbesserung der häuslichen Unterstützung.

In der Hochschulambulanz KiM - Kind im Mittelpunkt des Instituts für Psychologie nehmen seit dem Jahr 2015 in regelmäßigen Abständen Kinder und Eltern erfolgreich am Programm teil. Derzeit läuft eine Evaluationsstudie zur Wirksamkeit dieses neuen Therapieprogramms.

Bewältigung von Lernschwierigkeiten
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: Dr. Kirsten Schuchardt, M.Sc. Psych. Julia Koenigs

Kinder mit Lernschwierigkeiten sind in ihrem Alltag einer Reihe von schwierigen Schul- und Lernsituationen ausgesetzt, da sie häufig an ihre eigenen Leistungsgrenzen geraten oder schulische Misserfolge erleben. Dennoch gelingt es einem Teil der Kinder mit Lernschwierigkeiten die Probleme zu bewältigen und ihre Gesundheit zu erhalten. Dies wirft die Frage auf, wie sich diese Kinder von anderen Kindern mit Lernschwierigkeiten unterscheiden, welche vermehrt psychopathologische Symptome aufweisen. Die vorliegende Studie widmet sich deshalb der Untersuchung kindlicher und elterlicher Bewältigungsstrategien in schwierigen häuslichen sowie schulischen Lernsituationen. Hierzu werden Kinder der ersten bis zehnten Schulstufe, welche aufgrund von Lernschwierigkeiten in der Hochschulambulanz KiM (Kind im Mittelpunkt) für Kinder und Jugendliche vorstellig werden, zunächst im Rahmen der ausführlichen Diagnosestellung anhand von standardisierten Testverfahren hinsichtlich ihrer Intelligenz, ihrer Schulleistungen sowie eventuell vorhandener psychopathologischer Symptomatik untersucht. Die Beurteilung der Bewältigung erfolgt anhand von drei selbstkonzipierten Fragebögen aus Kinder-, Eltern- und Lehrerperspektive.

Psychoedukation bei Lernstörungen
Leitung:Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit:M.Sc. Psych Conny Griepenburg, Dr. Kirsten Schuchardt

Psychoedukation wird in den meisten Therapiemanualen für Kinder und Jugendliche als wesentlicher Bestandteil zu Beginn einer Behandlung aufgeführt. Die Wirkweise von gezielter Psychoedukation ist dabei kaum belegt. Auch bei Kindern mit Lernstörung wurden Effekte bisher nicht systematisch untersucht.
Im Rahmen des Projekts wird der Frage nachgegangen, wie Psychoedukation bei Lernstörungen umgesetzt wird und wie sie wirkt. Unter anderem wird untersucht, ob eine systematische, kindgerechte Psychoedukation anhand visueller Hilfsmittel im Vergleich zu einem nicht-standardisierten Vorgehen ohne visuelle Hilfsmittel das Wissen über die Pathogenese von Lernstörungen, die Zufriedenheit mit der Psychoedukation und die Compliance bei Kind und Eltern erhöht und dabei das subjektive Belastungsgefühl der Betroffenen reduziert.

Alltagsintegrierte Sprachförderung für LateTalker: Kurzintervention für Eltern und pädagogische Fachkräfte
Dissertationsprojekt:M.Sc. Psych. Anna Machmer

13-20% der Zweijährigen sind Late Talker (Grimm, 2003). Sie haben einen verspäteten Sprechbeginn, einen geringen aktiven Wortschatz (weniger als 50 Wörter) und verwenden wenige oder keine Zwei-Wort-Kombinationen. Mit dem „Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung“ (HET, Buschmann, 2017) und dem „Heidelberger Interaktionstraining für pädagogische Fachkräfte zur alltagsintegrierten Sprachförderung ein- und mehrsprachiger Kinder“ (HIT; Buschmann & Jooss, 2011; Simon & Sachse, 2013) stehen sowohl für die Eltern als auch für die pädagogischen Fachkräfte zwei standardisierte und wissenschaftlich evaluierte Langzeitinterventionen im Gruppensetting zur Verfügung. In der Praxis ergeben sich in der Umsetzung des HET für Eltern jedoch häufig zeitliche, organisatorische und finanzielle Hürden. Im Rahmen des Projekts „Kinder entwickeln alltagsintegriert Sprache“ (KEA; Gerlach-Sufin & Bockmann, 2017), einer Kooperation zwischen Landkreis und Universität Hildesheim, werden bei der Beratung in Krippen Eltern und pädagogische Fachkräfte gemeinsam erfolgreich darin unterstützt, einen sprachförderlichen Umgang mit Late Talkern zu finden. Ziel ist, die zentralen Prinzipien aus HET und HIT in einer Kurzberatung (zwei Termine) für Eltern und Fachkräfte eines betroffenen Late Talkers zu integrieren und deren Wirksamkeit im Rahmen einer randomisierten Kontrollgruppenstudie zu untersuchen.