Prof. Dr. Werner Greve etabliert "Pädagogische Psychologie"

mardi, 07. novembre 2006 um 14:29 Uhr

Erfolgreiche Bleibeverhandlungen: Professor Greve formuliert Ziele

Professor Dr. Greve wurde von den Universitäten Trier und TU Dresden umworben und ist ihren Rufen dennoch nicht gefolgt. Was ihn bewogen hat,weiterhin an der Stiftung Universität Hildesheim zu forschen und zu lehren und wie seine Ziele aussehen, dazu wurde er im Interview von Uni-Sprecherin Dr. Iris Klaßen befragt.

Dr. Klaßen: Herr Professor Greve, Sie wurden von den Universitäten Trier und TU Dresden umworben und sind ihren Rufen dennoch nicht gefolgt. Was hat Sie bewogen, weiterhin an der Stiftung Universität Hildesheim zu forschen und zu lehren?
Prof. Dr. Greve: Solche Entscheidungen haben viele Gründe - das Leben ist, wie einer meiner Lehrer gesagt hat, entmutigend komplex. Vier Punkte sind aber besonders wichtig gewesen. Zum ersten haben sich in Hildesheim viele Menschen sehr für mein Bleiben engagiert: der Präsident, die Kolleginnen und Kollegen im Institut für Psychologie, viele Kollegen und Kolleginnen im Fachbereich, auch einige Menschen in der Uni-Verwaltung - das ist ganz und gar nicht selbstverständlich, und ich schulde vielen hier Dank. Besonders berührt und sehr gefreut hat mich eine kreative und witzige Plakataktion der Studierenden. Der Alltag besteht, jenseits materieller Ausstattung, in menschlichen Kontakten - hier hat Hildesheim sein vielleicht größtes Kapital. Ich glaube nicht, dass es derzeit irgendwo eine bessere und kollegialere Zusammenarbeit, ein stärkeres "Wir-Wollen-Etwas"-Gefühl gibt als in unserem Institut, und ich sehe das auch im Fachbereich und in der Uni insgesamt. Es ist schön, dabei zu sein. Die Entscheidung der Hochschulleitung, das Institut im Zusammenhang mit dem neuen Studiengang personell um- und auszubauen, hat, und dies ist der zweiten Punkt, eine wirklich spannende und aussichtsreiche Perspektive eröffnet. Damit verbunden sind, drittens, auch bessere Arbeitsbedingungen - nicht zuletzt der bevorstehende den Umzug ins W-Gebäude, auf den wir uns freuen. Aber viertens, auch das hat eine Rolle gespielt, setze ich in den schwierigen Umbruchzeiten auf kleinere Profiluniversitäten: Die Änderungsbereitschaft ist hier nach meinem Eindruck besonders hoch, und das macht Mut. 

Dr. Klaßen: Herr Professor Greve, Sie wurden von den Universitäten Trier und TU Dresden umworben und sind ihren Rufen dennoch nicht gefolgt. Was hat Sie bewogen, weiterhin an der Stiftung Universität Hildesheim zu forschen und zu lehren?
Prof. Dr. Greve: Solche Entscheidungen haben viele Gründe - das Leben ist, wie einer meiner Lehrer gesagt hat, entmutigend komplex. Vier Punkte sind aber besonders wichtig gewesen. Zum ersten haben sich in Hildesheim viele Menschen sehr für mein Bleiben engagiert: der Präsident, die Kolleginnen und Kollegen im Institut für Psychologie, viele Kollegen und Kolleginnen im Fachbereich, auch einige Menschen in der Uni-Verwaltung - das ist ganz und gar nicht selbstverständlich, und ich schulde vielen hier Dank. Besonders berührt und sehr gefreut hat mich eine kreative und witzige Plakataktion der Studierenden. Der Alltag besteht, jenseits materieller Ausstattung, in menschlichen Kontakten - hier hat Hildesheim sein vielleicht größtes Kapital. Ich glaube nicht, dass es derzeit irgendwo eine bessere und kollegialere Zusammenarbeit, ein stärkeres "Wir-Wollen-Etwas"-Gefühl gibt als in unserem Institut, und ich sehe das auch im Fachbereich und in der Uni insgesamt. Es ist schön, dabei zu sein. Die Entscheidung der Hochschulleitung, das Institut im Zusammenhang mit dem neuen Studiengang personell um- und auszubauen, hat, und dies ist der zweiten Punkt, eine wirklich spannende und aussichtsreiche Perspektive eröffnet. Damit verbunden sind, drittens, auch bessere Arbeitsbedingungen - nicht zuletzt der bevorstehende den Umzug ins W-Gebäude, auf den wir uns freuen. Aber viertens, auch das hat eine Rolle gespielt, setze ich in den schwierigen Umbruchzeiten auf kleinere Profiluniversitäten: Die Änderungsbereitschaft ist hier nach meinem Eindruck besonders hoch, und das macht Mut. 

Dr. Klaßen: "Auch Cambridge war einmal ein Ort nahe der Hauptstadt", mit diesen Worten eröffneten Sie im letzten Semester die Promotionsfeier des Fachbereichs Erziehungs- und Sozialwissenschaften. Sehen Sie die Universität Hildesheim auf einem ähnlich guten Weg?
Prof. Dr. Greve: Das ist die Chance, auf die ich setze. Die Baumeister des Kölner Dom wussten, dass das Gebäude, das sie planten, auch von ihren Enkeln nicht fertig gestellt werden würde - erst die Urenkel würden das Dach decken. Das hat mich immer tief beeindruckt: es kommt nicht darauf an, fertig zu werden, sondern darauf, anzufangen. Hildesheim hat eine lange Geschichte, seine Universität hat eine kurze Vergangenheit und eine offene Zukunft - mehr braucht man nicht, um zu beginnen.

Dr. Klaßen: Noch zum Ende des Sommersemesters hat der Senat die Einführung des Studienangebots "Pädagogische Psychologie" als Bachelor- und Masterstudiengang beschlossen. War dieser positive Beschluss wichtig für Ihre Entscheidung, in Hildesheim zu bleiben?
Prof. Dr.Greve: Ganz gewiss! Der Studiengang passt hervorragend zum bildungswissenschaftlichen Schwerpunkt des Hauses, das erweiterte und verbesserte Lehrangebot wird nicht nur der Lehramtsausbildung und anderen Studiengängen (Sozialpädagogik, Anthropologie, Kulturwissenschaften, Informationsmanagement usw.) zugute kommen, sondern auch durch eigene Profilierung die Stiftungsuniversität im zunehmenden Wettbewerb stärken.

Dr. Klaßen: Sollten Sie einen Werbetext für das neue Studienangebot "Pädagogische Psychologie" formulieren, welches wären Ihre drei Sätze?
Prof. Dr. Greve: Lebenslanges Lernen ist die zentrale Erfolgsbedingung in der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts. In diesem Studium kann man lernen, welches die Voraussetzungen und hilfreiche Bedingungen dafür sind - so können Sie sich und anderen den notwendigen Lernprozess ermöglichen oder erleichtern. An einer kleinen Einrichtung zu studieren, wo man sich für Sie interessiert und wo man sich für die Entwicklung der Einrichtung stark engagiert, ist anspruchsvoll und vergnüglich zugleich - die Chance, einen aufsteigenden Stern zu besteigen hat man nicht oft!

Dr. Klaßen: Und wenn die Studierenden nun ihrer Werbung gefolgt sind, was erwartet sie im Studium und welche Berufschancen haben sie?
Prof. Dr. Greve: Sie werden alle methodischen, inhaltlichen und theoretischen Grundlagen der Psychologie kennenlernen, die man in pädagogischen Arbeitsfeldern braucht, durchaus nicht nur in der Schule, sondern in allen Phasen des lebenslangen Lernens. Sie werden Wissenschaft und Praxis konkret erfahren und üben, nicht nur über Wissenschaft und Praxis lesen und reden. Es geht darum, wichtige Inhalte und Ergebnisse zu lernen, aber auch darum, Argumente und Studien kritisch beurteilen zu lernen, damit man auch nach dem Ende des Studiums weiter lernen kann - und will. Die Berufschancen werden ganz sicher wachsen - neben klassischen Feldern, etwa der psychologischen Beratung in Schule und Ausbildung oder der Evaluation von Bildungsangeboten, wird es viele neue Felder geben; einige sind heute schon offensichtlich. Zum ersten: Konflikte nehmen zu, innerhalb der Gesellschaft, zwischen Kulturen und sozialen Bedingungen - Psychologen werden gefragt sein, wenn es darum geht, Lösungen zu finden und zu vermitteln, bei denen keine Seite verliert. Zum zweiten: Die Gesellschaft altert, gerade in unserem Land. Wir müssen lernen, dies nicht nur als Belastung, sondern als Chance zu sehen. Hier werden Pädagogische und Entwicklungspsychologen besonders gebraucht. Zum dritten: Die Menge an Informationen, die täglich auf uns einstürzt, wächst und wächst - wie soll man damit umgehen, was muss ich wissen, was kann, was soll ich ignorieren? Auch dies, die Kanalisierung der Informationsfluten, ist eine psychologische Herausforderung.

Dr. Klaßen: Sie sind ein von den Medien gefragter Experte im Bereich der Psychologie. Liegt das an guten Kontakten aus beispielsweise noch aus ihrer Zeit am Kriminologischen Institut Niedersachsen, oder weil Sie keine Scheu haben, wissenschaftliche Statements populär zu formulieren?
Prof. Dr. Greve: Oft ist die Basis der Attraktivität bei Medien einfach schon dies, dass man sie beim letzten Mal nicht abgewimmelt hat. Und - im Ernst - eigentlich schulden wir als öffentlich bezahlte Wissenschaftler dieser öffentlichkeit ja mindestens den Versuch, etwas zu erklären. So gut es eben geht.

Dr. Klaßen: Kommen wir noch einmal zurück auf die Institution "Stiftung Universität Hildesheim". Was steht für Sie auf der politischen Agenda der Hochschule? Haben Sie persönlich Ambitionen, sich im Hochschulmanagement stärker zu engagieren?
Prof. Dr. Greve: Der Hochschule stehen ganz sicher keine leichten Zeiten bevor, die Sparzwänge sind gewaltig. Ich bin überzeugt, dass ihr am besten gedient ist, wenn zum einen die Lehre hier anspruchsvoll, verantwortlich, anregend und - sagen wir: lächelnd gestaltet wird, und zum anderen die Forschung weiter vorangetrieben wird. Wir brauchen mehr Fördermittel und wir sollten mehr international veröffentlichen. Vor allem in diesen drei Bereichen - Lehre, Fördermittel, Publikationen - will ich mich noch stärker engagieren. Das ist ganz sicher anspruchsvoll genug, und ich will dankbar sein, wenn ich hier etwas erreiche.

Dr. Klaßen: Herr Professor Greve, "lächelnd gestaltete und anspruchsvolle Lehre", schön gesagt und umgesetzt. Noch besser, dass Sie bleiben und sich mit Ihrem Engagement weiterhin für die junge Stiftungsuniversität und ihre Studierenden einsetzen. Vielen Dank für das Gespräch.