Unter der Überschrift „Figurationen sportpädagogischer Forschung und Lehre“ setzen sich die Expert*innen in der dreitätigen Online-Tagung unter anderem mit der Einordnung von sportpädagogischen und -didaktischen Konzepten vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen in Forschung und Lehre auseinander. Organisiert wird die Veranstaltung von einem Team um Prof. Dr. Vera Volkmann und Prof. Dr. Peter Frei von der Universität Hildesheim.
„Wir richten den Blick auf die Verflechtung verschiedener Ebenen, die in der Sportpädagogik auf ganz unterschiedliche Weise ineinandergreifen“, sagt Sportwissenschaftlerin Volkmann. „Das kann ganz klassisch die Interaktion zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen im Sportunterricht sein, aber auch das Zusammenspiel von Methode und Inhalt, oder das Verhältnis zwischen schulischen und außerschulischen Sportangeboten mit ihrer jeweils unterschiedlichen Ausrichtung.“
Die drei Hauptvorträge halten der Soziologe und Resonanzforscher Prof. Dr. Hartmut Rosa (Friedrich-Schiller-Universität Jena), er spricht über „Selbst- und Weltbeziehungen in sportpädagogischen Konstellationen“. Weiterhin die Professorin für Fachdidaktik und Bewegungserziehung, Prof. Dr. Meike Breuer von der Technischen Universität Chemnitz, ihr Thema lautet „Demokratie – Körper – Digitalität: Verwirrungen und Entflechtungen“. Sowie Professor Dr. Swen Körner, Experte für Trainingspädagogik und Martial Research von der Sporthochschule Köln, der seinen Vortrag mit „Wanna play a game? Narrative Gamifizierung in der Sportlehre“ betitelt hat.
Ein aktueller Fokus der Tagung ist die Frage, wie sich Sportangebote, aber auch das Sportstudium, zuletzt durch die Corona-Pandemie verändert haben, und wie der Digitalisierungsschub in den Schulen, Hochschulen und Vereinen konstruktiv genutzt werden konnte. „Von real bis post-digital …“ heißt dazu ein Beitrag, der sich mit Perspektiven einer digitalen Hochschulbildung am Beispiel der Deutschen Sporthochschule in Köln befasst. Auch der Blick in benachbarte Fachdidaktiken lässt sich als eine der möglichen Figurationen abbilden. Welche Parallelen sich vom Sport als kultureller Praxis beispielsweise zu Musik oder Religion ziehen lassen, hat der Arbeitskreis „Turnen, Beten, Singen – Kulturelle Praxen als Bezugspunkt der Figuration von Fachlichkeit“ ausgearbeitet. Demokratieerziehung im Sport, Inklusion, Benotung und Nachwuchsförderung sind weitere Beispiele für Themen, die im Rahmen der Tagung aufgegriffen werden.
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Stichwort Figuration
Der Begriff Figuration oder Interdependenzgeflecht geht auf die Prozesssoziologie von Norbert Elias zurück. Gemeint ist die wechselseitige Angewiesenheiten von Individuen, die durch ihre Beziehungen und Interaktionen die Gesellschaft prägen. Somit ist „Gesellschaft“ nicht als statisch zu verstehen, sondern ständig in Bewegung.
In Bezug auf die Sportpädagogik bezieht sich der Begriff der Figuration zum Beispiel auf das Verhältnis von Lehrkräften und Schüler*innen, von Inhalten und Methoden, von Analogem und Digitalem oder aber auch von Forschungsgegenstand und -methode.
All diese Beziehungen sind durch eine wechselseitige Angewiesenheit und Verweisstruktur gekennzeichnet. Sie sind dynamisch und wandelbar und prägen auf unterschiedlichen sportpädagogischen Handlungsfeldern die Koordinierungsverläufe. Es sind schließlich im Sinne von Norbert Elias Interdependenzgeflechte.
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Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. Vera Volkmann
vera.volkmann@uni-hildesheim.de