FORSCHUNG

Im Mittelpunkt der Forschungsagenda von SAFE-19 steht das Konzept der Solidarität. Wir verstehen Solidarität als eine gemeinsame Aktion zur Überwindung einer Notlage, die sich auf ein gemeinsames Ziel und die Bereitschaft stützt, erhebliche Kosten auf sich zu nehmen, um dieses Ziel zu erreichen (Sangiovanni 2015). Auf der Grundlage von Solidarität entsteht eine politische Gemeinschaft, in der die Individuen das Gefühl der Verantwortung füreinander teilen (Lahusen 2016) und sich als voneinander abhängig wahrnehmen (Stjernø 2011). Das Teilen eines gemeinsamen Ziels stärkt die Solidarität innerhalb einer Gemeinschaft (Sangiovanni 2015) und bekräftigt Identitätsgefühle (Ross 2010). Obwohl das Thema Solidarität in Zeiten von Krisen im letzten Jahrzehnt und angesichts der multiplen Krisen (Finanz-, Schulden-, Migrations-, Brexit-Krise) vermehrt erforscht wurde, "it is not clear at all under what conditions solidarity is supposed to arise and why" (Lindenberg 1998: 103). Unser Konsortium will deshalb die Bedingungen und die Beweggründe für Solidarität beleuchten und trägt so zum Verständnis von Solidarität in Krisenzeiten im Allgemeinen und speziell im Kontext der COVID-19-Krise bei.

Lahusen C. (2016) 'Transnational Solidarity within the European Union: Towards a Framework of Analysis', 8th Pan-European Conference on the European Union "The Union's Institutional and Constitutional Transformations: Stress or Adaptation".
Lindenberg S. (1998) Solidarity: 'Its microfoundations and macro-dependence. A framing approach', in P. Doreian and T. Fararo (eds) The problem of solidarity: Theories and models (Routledge).
Ross M. (2010) ' Solidarity—A New Constitutional Paradigm for the EU?', in M. Ross and Y. Borgmann-Prebil (eds) Promoting Solidarity in the European Union (Oxford)
Sangiovanni A. (2015) 'Solidarity as Joint Action', Journal of Applied Philosophy, 32(4), 340–59.
Stjernø S. (2011) 'The idea of solidarity in Europe', European Journal of Social Law, 1(3), 156–76.