Globale Krisen, nationale Proteste: Die Rolle von social media für Empörungsbewegungen

Projektleitung: Prof. Dr. Marianne Kneuer, Dr. Saskia Richter

Projektlaufzeit: 2007-2012

Projektbeschreibung:

Das Projekt geht von der Annahme aus, dass sich Empörung nach finanziellen Brüchen in sozialen Bewegungen ausdrückt. Anlass und Auslöser von Krise und Empörung war der Zusammenbruch der Investment Bank Lehman Brothers, die Immobilienkrisen sowie die im Zuge dessen steigende Überschuldung einzelner Staaten. Als Reaktion auf diese Krisen entstanden Empörungsbewegungen, die den Anschein eines globalen Phänomens transnationalen Protests erweckten.

Das Forschungsprojekt untersucht zwei Fragen:

1. Stellen die Empörungsbewegungen ein globales Phänomen mittransnationaler inhaltlicher Ausrichtung dar, das internationale Lösungen anstrebt? Oder handelt es sich um gegenläufige Stoßrichtungen, da zwar eine internationale Mobilisierung zu beobachten ist, die Adressaten der Forderungen von Seiten der Empörungsbewegungen aber die nationalen Regierungen sind?

2. Welche Rolle spielt dabei das Internet? Besteht seine Funktion darin, die Protestbewegung international zu vernetzen, eine Plattform für internationale Lösungen zu debattieren und diese auch global zutransportieren? Oder verstärkt das Internet lediglich die internationale Mobilisierung und hilft sozusagen, Empörung zu verbreiten, während die Inhalte und Forderungen jedoch von nationalen Problemlagen geprägt bleiben, die den Protest dann in den einzelnen Staaten anleiten.

Diese Fragen werden für die Finanz- und Wirtschaftskrise 2007 erstens am Beispiel der Occupy-Bewegung in den USA, Großbritannien und Deutschland, sowie, zweitens, am Beispiel der Proteste in Spanien und Portugal untersucht werden. Der transnationale Vergleich umfasst somit fünf westliche Demokratien in Europa und Nordamerika innerhalb des Zeitraums von 2007 bis 2012. Von dem Projekt werden Ergebnisse 1) über Genese, Verlauf, sozio-ökonomische und politisch-kulturelle Faktoren für dieses Phänomen der Empörungsbewegung erwartet und 2) über die Rolle des Internets für die Organisation, Mobilisierung und Diffusion von symbolischen Aktivitäten einerseits (Zeltlager aufstellen etc.) und politische Inhalte (politische Lösungen) andererseits.

Publikationen: Kneuer, Marianne; Richter, Saskia (2015): Soziale Medien in Protestbewegungen. Neue Wege für Diskurs, Organisation und Empörung? Frankfurt/New York: Campus. Link