Projektlaufzeit: 01.2019 - 08.2020

Das Thema „Gewalt in Pflegeheimen“ ist allgegenwärtig. Sowohl vorliegende Studien (vgl. u.a. Görgen 2010; BMFSFJ 2012; Gröning/Lietzau 2010) als auch Expert_innen aus einschlägigen Berufsfeldern, Verbänden und Notruf-Initiativen weisen seit langem übereinstimmend darauf hin, dass Machtmissbrauch und Übergriffe in Altenpflegeeinrichtungen keine Ausnahme sind (vgl. Billen 2014; Zenz 2015). Zugleich zeigt jedoch die aktuelle geriatrische, sozialwissenschaftliche sowie pflegewissenschaftliche Forschung zu Gewalt und Grenzverletzungen, dass die Mehrzahl der Altenpflegeheime kaum organisationale und personenbezogene Formen professioneller Prävention, Intervention und Aufarbeitung entwickelt hat.

Angesichts des demographischen Wandels und der damit zu erwartenden einhergehenden Zunahme von Menschen mit demenziellen Erkrankungen ist zudem von einer zunehmenden Institutionalisierung der Altersphase auszugehen, d.h. dass immer mehr Hochaltrige Jahre ihrer Lebenszeit in entsprechenden Einrichtungen verbringen werden. In diesem Zusammenhang werden Organisationskonzepte notwendig, die dem Schutz vor Gewalt und Grenzverletzungen in der stationären Pflege dienen und besonders vulnerablen Gruppen wie Demenzkranken einen sicheren Rahmen bieten, in dem ihre höchstpersönlichen Rechte gewahrt werden, sie sozial teilhaben und sich wohl fühlen können.

Das geplante Projektvorhaben verfolgt daher das Anliegen, zentrale Elemente und Inhalte für Schutzkonzepte in der stationären Pflege zu erarbeiten. Ziel ist es, Empfehlungen für Schutzkonzepte in digitaler sowie gebundener Form aufzubereiten und den Einrichtungen zur Verfügung zu stellen.

Zu diesem Zweck wird zunächst eine bundesweite Bestandsaufnahme hinsichtlich vorhandener Schutzkonzepte bzw. umgesetzter Maßnahmen auf organisationaler Ebene mittels einer quantitativen Online-Befragung durchgeführt auf deren Basis schließlich zwei kontrastive Einrichtungen für die vertiefende qualitative Analyse ausgewählt werden. Im Rahmen der qualitativen Analyse sollen Gefährdungsanalysen (vgl. Wolff/Schröer/Winter 2018) partizipativ, mit allen beteiligten Akteur*innen in den ausgewählten Pflegeheimen durchgeführt werden. Die in diesem Zusammenhang generierten Ergebnisse werden in moderierten Workshops mit den beteiligten Akteur*innen diskutiert. Ziel dieses Schritts ist, gemeinsam mit den Beteiligten handlungsleitende Schutzmaßnahmen für die Interventions- und Präventionsarbeit von Pflegeheimen für Demenzkranke zu diskutieren und zu entwickeln. Am Ende soll ein übergreifendes Repertoire an ersten Schutzmaßnahmen erarbeitet werden, die an interessierte Pflegeeinrichtungen für Demenzerkrankte zurückgegeben und dort direkt angewandt werden können.

Kontakt

Carolin Oppermann
Dr. Julia Schröder

Universität Hildesheim
Institut für Sozial- und Organisationspädagogik
Bühler Campus
Lübecker Str. 1 
31141 Hildesheim