Die Regulierung des Arbeitsplatzes Haushalt - Verrechtlichung und Ausdifferenzierung haushaltsnaher Tätigkeiten und sozialer Dienste

Im Zuge der Entwicklung von Sozialen Diensten und professionellen Unterstützungsformen findet auf der Rechtsebene seit Ende des 19. Jahrhunderts eine zunehmende Ausdifferenzierung hauswirtschaftlicher- und personenbezogener Dienstleistungen und eine Verberuflichung statt, die es Privathaushalten ermöglichen soll, solche Tätigkeiten entweder auszulagern oder innerhalb des Hauses fremd zu vergeben. Heutzutage finden wir ein Spektrum ausdifferenzierter berufsförmiger und nicht-berufsförmiger Regulierungen für Tätigkeitsfelder vor, die für Privathaushalte die Alltagsbewältigung auf rechtlicher Ebene ordnen.

Ziel des Forschungsprojekts ist es, die Entwicklung der rechtlichen Regulierung und Ausdifferenzierung verschiedener Tätigkeiten und Dienste im Privathaushalt nachzuvollziehen. Auf der Basis einer interdisziplinären Analyse der Regulierungsprozesse aus rechtswissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher  Perspektive werden die Konstruktionen von Dienstleistungen als soziale Dienstleistungen, privat-gewerbliche Dienste oder als familiale Aufgaben herausgearbeitet werden.

Hiermit sind unterschiedliche Untersuchungsaspekte verbunden: Welche Formen der Unterstützung und Entlastung im Haushalt zu tätigender Arbeiten wurden im Wandel seiner Veränderungen entworfen? Welche Tätigkeiten in der Alltagsbewältigung werden in bezahlte und qualifizierte Erwerbsarbeit verlagert und welche Tätigkeiten verbleiben in der Zuständigkeit der Familie? Welche Mischungen von Eigen- und Fremdleistungen, die in vielfältigen Formen auftreten können – lassen sich in den Entwicklungen finden? Für welche Haushaltsmitglieder sollten Unterstützungsdienstleistungen bereitgestellt werden und in welcher Form? Für welche nicht?

Die Analyse setzt zeitlich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts an, in einer Zeit, in der arbeits- und sozialrechtliche Regulierungen sich auch auf den Arbeitsplatz Privathaushalt auswirkten, ihn aber als ‚anders’ konstruierten (z.B. in den Bereichen Heimarbeit, Arbeitszeit und fehlende Sozialversicherungspflicht des Hauspersonals, familienrechtliche Mitarbeitspflicht der Ehefrau u.a. mehr). Die Untersuchung wird bis zum derzeitigen Stand der Regulierung des ‚Arbeitsplatzes Privathaushalt’ fortgeführt.
Laufzeit: 12/2011-11/2013 (gefördert durch die Thyssen-Stiftung)

Im Rahmen des Projekts wurde der Forschungsworkshop "Die Regulierung des Arbeitsplatzes Privathaushalt - Rechtswissenchaftliche und sozialhistorische Perspektiven" vom 21.-22. Februar 2013 an der Universität Hildesheim durchgeführt (Link)

 

Publikationen

Scheiwe, Kirsten/Krawietz, Johanna (Hrsg.) (2014): (K)Eine Arbeit wie jede andere?
Die Regulierung von Arbeit im Privathaushalt. Reihe Juristische Zeitgeschichte. Berlin: De Gruyter (im Erscheinen).

Krawietz, Johanna/Scheiwe, Kirsten (2014): Einleitung: Die historische Entwicklung von Arbeit im Privathaushalt – die Vielfalt der Formen und ihre Regulierung. In: Scheiwe, Kirsten/Krawietz, Johanna (Hrsg.): (K)Eine Arbeit wie jede andere? Die Regulierung von Arbeit im Privathaushalt. Berlin: De Gruyter. S. 1-20. (im Erscheinen)

Scheiwe, Kirsten (2014): Arbeitszeitregulierung der Beschäftigung in Privathaushalten – entgrenzte Arbeit, ungenügendes Recht? In: Scheiwe, Kirsten/Krawietz, Johanna (Hrsg.) (K)Eine Arbeit wie jede andere? Die Regulierung von Arbeit im Privathaushalt. Berlin: De Gruyter. S.60-84. (im Erscheinen)

Krawietz, Johanna (2014): Kontroversen um den Haushalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland – Ambivalenzen der Haushaltsrationalisierung und die Zementierung der Hausfrauenarbeit. In: Scheiwe, Kirsten/Krawietz, Johanna (Hrsg.): (K)Eine Arbeit wie jede andere? Die Regulierung von Arbeit im Privathaushalt. Berlin: De Gruyter. S. 179-200. (im Erscheinen)

Schwach, Verena (2014): Tagungsbericht: Forschungsworkshop "Die Regulierung des Arbeitsplatzes Privathaushalt - Rechtswissenschaftliche und sozialhistorische Perspektiven. In: Journal der juristischen Zeitgeschichte, 8. Jg. Heft 1. S. 1-3.

Scheiwe, Kirsten/Schwach, Verena (2013): Das Arbeitszeitrecht für Hausangestellte nach Ratifizierung der ILO-Konvention 189,in: Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht (NZA), Heft 20,S. 1116 - 1120.

Khoilar, Sanaz/Lüddecke, Tobias/Lux, Anna-Lena (2013): Menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte. Tagungsbericht zu den Chancen des ILO-Übereinkommens für Hausangestellte. In: Sozial Extra, 09/2013, S. 10-12.

Scheiwe, Kirsten/Schwach, Verena (2012): Decent work for domestic workers’ – das Übereinkommen 189 der Internationalen Arbeitsorganisation. In: Zeitschrift für internationales Arbeits- und Sozialrecht, 4/2012, S. 313-344.


Projektleitung: Prof. Dr. Kirsten Scheiwe, Prof. Dr. Wolfgang Schröer
MitarbeiterInnen: Johanna Krawietz, Verena Schwach