Wissenschaftsminister: Hildesheimer Lehrerausbildung ist bedeutsam für Schulentwicklung in Niedersachsen

lundi, 01. octobre 2018 um 17:51 Uhr

Minister Björn Thümler sprach mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Studierenden über die Entwicklung der Stiftungsuniversität und das Studium im Lehramt sowie im Bereich „Data Analytics“. Zudem besuchte er das Center for World Music. Der Niedersächsische Wissenschaftsminister unterstrich während seines Antrittsbesuchs an der Universität Hildesheim die Bedeutung der Hildesheimer Lehrerausbildung für Niedersachsen.

Der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler informierte sich während seines Antrittsbesuchs in dieser Woche (20. September 2018) an der Universität Hildesheim über die Entwicklung der Hochschule.

Der Minister sprach mit Präsidiumsmitgliedern, mit  Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, auch aus dem akademischen Mittelbau, mit studentischen Vertreterinnen und Vertretern des AStA und des Studierendenparlaments und mit Studierenden über die Entwicklung der Universität Hildesheim, das Studium und die Mitwirkung in hochschulinternen Gremien.

„Minister Thümler erkannte die Notwendigkeit einer Erhöhung unserer Grundfinanzierung an, um unsere Leistungsfähigkeit auch für die Zukunft zu sichern“, sagt Universitätspräsident Professor Wolfgang-Uwe Friedrich.

Herausforderungen in Lehre, Forschung und akademischer Selbstverwaltung

Als Mitglieder des Senats für die Gruppe der Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Hildesheim berichteten Dr. Torsten Richter und Jonas Ringler dem Minister von den anspruchsvollen Aufgaben ihrer Kolleginnen und Kollegen in Lehre, Forschung und akademischer Selbstverwaltung.

Eine besondere Herausforderung sei es, den eigenen hohen Ansprüchen an eine qualitative Lehre gerecht zu werden und gleichzeitig exzellente Forschung zu betreiben. Auch die zunehmende Heterogenität der Studierenden unter anderem hinsichtlich ihres Alters, ihrer Herkunft, ihrer Vorerfahrungen und ihrer familiären Situation gehe mit zusätzlichen Anforderungen an die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität einher. Die Mittelbauvertreter stellen zum Beispiel einen zunehmenden Beratungsbedarf der Studierenden fest.

Gleichzeitig arbeite die Konferenz der wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen mit der Hochschulleitung und den zuständigen Stellen in der Hochschulverwaltung daran, diese Herausforderungen zu meistern. Beispielhaft verwiesen die Mittelbauvertreter auf gemeinsam mit der Hochschulleitung initiierte und wiederholt durchgeführte Erhebungen zur Beschäftigungssituation des akademischen Mittelbaus. Senat, Präsidium und Stiftungsrat haben zudem die Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen – Gute und faire Beschäftigungsbedingungen für den akademischen Mittelbau“ beschlossen.

Vom Minister danach gefragt zeigten die Vertreter auf, auf welche Weise die Politik die Arbeit von Lehrenden und Forschenden unterstützen könne: Durch eine dauerhafte Erhöhung der Grundfinanzierung könnte das Lehrdeputat vieler wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von in der Regel zehn Semesterwochenstunden gesenkt werden. Dies trage dazu bei, die wissenschaftliche Forschung zu intensivieren – bei gleichbleibender Qualität der Lehre sowie von Beratung und Service.

Die vom akademischen Mittelbau angesprochenen Herausforderungen decken sich auch mit den Schilderungen der Studierenden. Der Präsident wird das Gespräch mit den Studierenden fortsetzen und dabei die von den Studierenden eingebrachten Themen im Studienalltag besonders in den Blick nehmen. Das Präsidium hat die beim Antrittsbesuch des Ministers anwesenden Studierenden zu einem Gespräch eingeladen.

Hildesheimer Lehrerausbildung bedeutsam für Schulentwicklung in Niedersachsen

Der Minister informierte sich über die Lehrerausbildung an der Universität Hildesheim. „Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Schulen im Land ausreichend mit hervorragend qualifizierten Lehrkräften zu versorgen und möglichst viele junge Menschen für ein Lehramtsstudium zu begeistern“, betonte Thümler. „Die Universität Hildesheim hat zum Wintersemester 2014/15 als eine von insgesamt sieben niedersächsischen Hochschulen das innovative Konzept zur Lehrerausbildung an Grundschulen sowie an Haupt- und Realschulen (GHR 300) eingeführt. Mit dem neuen Konzept können die Studierenden erheblich besser auf die Anforderungen des Vorbereitungsdienstes und des Berufslebens vorbereitet werden. Umso mehr freue ich mich, dass wir die bisherigen Programmittel für GHR 300 ab diesem Jahr verstetigen konnten und die Universitäten die Studiegänge dauerhaft qualitätsgesichert anbieten können.“

Die Universität Hildesheim bildet Lehrerinnen und Lehrer für Grund-, Haupt- und Realschulen aus. Etwa 2500 Studierende sind derzeit im Lehramt eingeschrieben. Die frühe Unterrichtspraxis ist ein Kernelement der Hildesheimer Lehrerausbildung.

Zentrum für Digitalen Wandel entsteht in Hildesheim

Der Minister informierte sich über die Schwerpunkte in Forschung und Lehre. Die Universität Hildesheim hat sich darauf verständigt, die Digitalisierung als eines von vier Leitthemen – neben Bildung, Kultur und Diversität – in ihre Entwicklungsplanung aufzunehmen, so Universitätspräsident Professor Wolfgang-Uwe Friedrich.

Zu den ersten Maßnahmen zählt die Gründung des „Zentrums für Digitalen Wandel / Center for Digital Change“. Der Gründungsvorstand besteht aus dem Wirtschaftsinformatiker Professor Ralf Knackstedt, dem Computerlinguisten Professor Ulrich Heid und der Politikwissenschaftlerin Professorin Marianne Kneuer.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befassen sich mit der Grundstruktur, der Komplexität sowie den Chancen und Risiken des digitalen Wandels aus technischer sowie sozial-, kultur- und geisteswissenschaftlicher Forschungsperspektive. Im Zentrum versammeln sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachdisziplinen – von Computerlinguistik über Politikwissenschaft und Unterrichtsforschung bis Softwareentwicklung und maschinellem Lernen.

Studium im Bereich „Data Analytics“: 1900 Bewerbungen aus der ganzen Welt

Gemeinsam mit den Studierenden Eya Boumaiza (Tunesien), Mofassir Ul Islam Arif (Pakistan) und Torben Windler (Deutschland) stellte Informatikprofessor Lars Schmidt-Thieme das englischsprachige Masterprogramm „Data Analytics“ vor. Die Universität Hildesheim verzeichnet eine überwältigende Nachfrage mit etwa 1900 Bewerbungen aus der ganzen Welt für dieses Programm. In dem Masterprogramm sind etwa 120 Studentinnen und Studenten aus mehr als 25 Ländern eingeschrieben: Die erste Generation der Studentinnen und Studenten kommt unter anderem aus Afghanistan, Ägypten, Brasilien, China, Deutschland, Indien, Iran, Mexiko, Nigeria, Pakistan, Simbabwe und den USA.

„Wir haben ein weltweites Einzugsgebiet, die Nachfrage ist gigantisch, sowohl seitens der Unternehmen als auch der internationalen Studierenden“, so Professor Schmidt-Thieme. Die ersten Absolventinnen und Absolventen beenden im Herbst erfolgreich ihr Studium und arbeiten mit regionalen Unternehmen zusammen.

Professor Lars Schmidt-Thieme und die Studierenden zeigten eindrucksvoll die Leistungen im Bereich Data Analytics in Forschung und Lehre. Dennoch wird „Data Analytics“ im Wissenschaftsministerium formal als eine Studienvariante des Masterstudiengangs „Informationsmanagement und Informationstechnologie“ geführt und nicht als eigenständiger Masterstudiengang. Ein Umstand, der sich gerade mit Blick auf die hohe internationale Reputation der Hildesheimer Data Science schnellstmöglich ändern sollte, so Schmidt-Thieme.

Denn das Interesse der internationalen wissenschaftlichen Community sowie der Wirtschaft an der Hildesheimer Data Science ist hoch und wächst beständig an: Professor Schmidt-Thieme und die Studierenden berichteten von zahlreichen Kooperationen und Projekten mit Hochschulen und Unternehmen, regional sowie weltweit. Entsprechend soll der Bereich „Data Science“ in Hildesheim weiter ausgebaut werden. Professor Schmidt-Thieme zeigte dem Wissenschaftsminister auf, wie mit einer weiteren Professur in diesem Bereich auch ein englischsprachiges Bachelorprogramm angeboten werden könnte.

„Die Digitalisierung ist das Thema unserer Zeit – hierfür relevante Studienangebote sind vor diesem Hintergrund von großer Bedeutung. Mit ihrem englischsprachigen Angebot leistet die Universität Hildesheim zudem einen wichtigen Beitrag zur Interntionalisierung“, sagt Minister Thümler über die Arbeit der Hildesheimer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Erhalt von Kulturerbe: „Musiktraditionen bewahren und zugänglich machen"

Der Wissenschaftsminister informierte sich in Hildesheim über die Arbeit des Center for World Music. „Als einziges musikethnologisches Forschungszentrum Deutschlands, das an eine Universität angegliedert ist, leistet das Center for World Music einen wichtigen Beitrag für Integration und Bildung. Gleichzeitig fördert es die kulturelle und musikalische Vielfalt in der Region. Durch die Sammlung einzigartiger Tondokumente, Musikinstrumente und Schriften werden Musiktraditionen bewahrt und zugänglich gemacht. Mit diesem Aufgabenspektrum verfügt das Center über ein einzigartiges Profil in Europa", sagte Wissenschaftsminister Björn Thümler.

Das Hildesheimer Forschungsinstitut bewahrt bedeutende Spuren und Vermächtnisse weltweiten Musikschaffens, setzt sich in der Forschung für den Erhalt der Vielfalt musikalischer Äußerungen ein und macht seine Sammlungen zugänglich.

„Die Sammlungen gehören der Allgemeinheit. Es ist nicht richtig, wenn Universitätssammlungen im Keller liegen. Wir begreifen den Transfer in die Gesellschaft als Kernaufgabe des Center for World Music. Wir wollen mit unserer Arbeit in die Gesellschaft hineinwirken und Begegnungen, Respekt und Anerkennung durch Musik fördern“, sagt der Musikethnologe Professor Raimund Vogels.

Die Hildesheimer Sammlung mit über 6.000 Musikinstrumenten und etwa 50.000 Tonträgern gehört zu einer der größten Sammlungen dieser Art in Europa. In einem lokalen Verbund führen das Center for World Music und das Roemer- und Pelizaeus-Museum derzeit ethnologische und musikethnologische Sammlungsbestände zusammen. Das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt „Wissensspeicher Musik“ leistet einen Beitrag zum Erhalt des immateriellen Kulturerbes. Das Center for World Music sichert und digitalisiert mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes und Partnern vor Ort Musikarchive im Ausland, etwa in Iran, Ägypten und Nigeria – auch diese Tonaufnahmen machen die Wissenschaftler zugänglich.

Seit 2011 bildet die Universität Hildesheim in einem Masterstudiengang Berufstätige fort, die die musikalische Vielfalt in Kitas, Schulen, Stadtteilen und Jugendzentren aufgreifen und mit den Sammlungen arbeiten. Sijia Li, eine der Masterstudentinnen, holte eines der Instrumente aus den Vitrinen und spielte auf der Guzheng. Sie ist auch als Dozentin tätig und unterrichtet Studierende im Spiel auf dem traditionellen chinesischen Instrument.

Professor Raimund Vogels und Dr. Michael Fuhr erläuterten dem Minister die internationale Bedeutung des Center for World Music. Sie stellten zum Beispiel die Arbeit der Graduiertenschule vor, die bis 2020 vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Rahmen einer Fördermaßnahme des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird. 18 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Nigeria und Ghana befassen sich seit einem Jahr mit der Frage, welche Rolle Musik, Theater oder Literatur beim Wiederaufbau von Gemeinschaften nach Konflikten spielen.

Sabour Moradi überreichte dem Minister abschließend das Saiteninstrument Setar, das der 51-jährige Instrumentenbauer in der Werkstatt im Forschungsinstitut der Universität Hildesheim gebaut hat. Moradi wird im Sonderprogramm „Artist in Residence“ vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert, er arbeitet mit dem Roemer- und Pelizaeus Museum und dem Center for World Music zusammen.

Bauprojekte: Mensa-Neubau der Universität Hildesheim im Stadtteil Marienburger Höhe

Der Minister informierte sich außerdem über die Bauprojekte der Universität Hildesheim. Am Hauptcampus entsteht in drei Jahren Bauzeit bis 2021 eine neue Mensa. Der 2000 Quadratmeter große Neubau ist das größte Bauprojekt der Universität.

Seit Mai 2018 laufen die Tiefbauarbeiten. Dann kommt der Rohbau, der Baubeginn ist für Oktober 2018 geplant. Das erste Essen soll 2021 über die Theke gehen und serviert werden.


Wissenschaftsminister Björn Thümler im Gespräch mit Studierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie dem Präsidium der Universität Hildesheim. Im Center for World Music der Universität Hildesheim: Professor Wolfgang-Uwe Friedrich, Professor Raimund Vogels, Instrumentenbauer Sabour Moradi, Minister Björn Thümler und Dr. Michael Fuhr. Sabour Moradi überreichte dem Minister das Saiteninstrument Setar, das der 51-jährige Instrumentenbauer in der Werkstatt im Forschungsinstitut der Universität Hildesheim gebaut hat. Moradi wird im Sonderprogramm „Artist in Residence“ vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert, er arbeitet mit dem Roemer- und Pelizaeus Museum und dem Center for World Music zusammen. Die Masterstudentin Sijia Li holte eines der Instrumente aus den Vitrinen und spielte auf der Guzheng. Fotos: Daniel Kunzfeld

Wissenschaftsminister Björn Thümler im Gespräch mit Studierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie dem Präsidium der Universität Hildesheim. Im Center for World Music der Universität Hildesheim: Professor Wolfgang-Uwe Friedrich, Professor Raimund Vogels, Instrumentenbauer Sabour Moradi, Minister Björn Thümler und Dr. Michael Fuhr. Sabour Moradi überreichte dem Minister das Saiteninstrument Setar, das der 51-jährige Instrumentenbauer in der Werkstatt im Forschungsinstitut der Universität Hildesheim gebaut hat. Moradi wird im Sonderprogramm „Artist in Residence“ vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert, er arbeitet mit dem Roemer- und Pelizaeus Museum und dem Center for World Music zusammen. Die Masterstudentin Sijia Li holte eines der Instrumente aus den Vitrinen und spielte auf der Guzheng. Fotos: Daniel Kunzfeld