Abstract Dr. Peter Müller (Hildesheim): Die Kreuzzüge im US-amerikanischen und europäischen Spielfilm

Abstract Dr. Peter Müller (Hildesheim): Die Kreuzzüge im US-amerikanischen und europäischen Spielfilm

Filme über Kreuzzüge sind wie Kreuzzugsromane (vgl. Abstract Felix Hinz) Bestandteil der Geschichtskultur. Sie liegen im Trend des gegenwärtigen Mittealter-Booms, der sich in einer wahren Flut an im Mittelalter spielenden Romanen, Kinofilmen, TV-Filmen und -serien usw. zeigt. Kreuzzugsfilme, die sich dem historischen Sujet zuwenden, spiegeln mehr oder weniger gängige Vorstellungen von der Vergangenheit. Zugleich tragen sie zur Verbreitung dieser Bilder bei. Die Filme sind daher auch historische Quellen für ihre jeweilige Entstehungszeit. Aus der Sicht des Historikers betrachtet gehören sie in die Kategorie der Tradition. Indem sie sich in die Erzähltradition über Vergangenes einreihen, schaffen sie zugleich neue Bilder dieser Vergangenheit.
Zwei Grundkategorien historisierender Kreuzzugs-Filme sind festzustellen: der rekonstruktive Typ und der parabolische Typ. Beide kommen i.d.R. nicht in Reinform vor, sondern in Mischung mit in unterschiedlicher Gewichtung. Ferner setzen sich Filme auch mit aktuellen Themen auseinander, wobei das aktuelle Anliegen mit Hilfe einer fiktiven Handlung gewissermaßen in historischer Kulisse vorgetragen wird. Sofern historisch nachweisbare Personen auftreten, erhält der Film dadurch den Anschein größerer Authentizität.
Verschiedene Elemente der Kreuzzugsidee können generell in allen Filmen auftauchen bzw. bewusst verwandt werden, welche im Grunde nichts mit den Kreuzzügen des Mittelalters zu tun haben, in Kriegsfilmen ebenso wie in Agenten- oder Abenteuerfilmen. Diese Filme sind bezüglich des Mittelalters naturgemäß nicht rekonstruktiv; sie sind adaptiv. Parabolisch sind sie hingegen durchaus. Man könnte daher von indirekten Kreuzzugsfilmen sprechen. Auch diese Filme können als Quellen gelesen werden.
Der Vortrag belegt die oben aufgestellten Thesen an einigen ausgewählten Beispielen. Die Beschränkung auf Filme aus US-amerikanischer sowie europäischer Produktion ist erforderlich, weil das Thema sonst bei weitem zu umfangreich würde.