Norddeutscher Wissenschaftspreis für Projekt „FORMAT“ unter Leitung von Prof. Dr. Johanna Fleckenstein

mercredi, 04. décembre 2024 um 15:24 Uhr

Das Projekt „Formatives Assessment beim Schreiben: Automatisiertes Feedback unter Verwendung von künstlicher Intelligenz“ (FORMAT) unter der Leitung von Johanna Fleckenstein, Juniorprofessorin für Digitales Lehren und Lernen im Unterricht an der Universität Hildesheim, hat im Wettbewerb um den Norddeutschen Wissenschaftspreis einen ersten Preis erzielt.

Der diesjährige Norddeutsche Wissenschaftspreis stand ganz im Zeichen der Geistes- und Sozialwissenschaften. Die von der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen (WKN) koordinierte Fachjury wählte vier Projekte in die Finalrunde; drei davon, darunter FORMAT, teilen sich nun den Hauptpreis. Ein Projekt wurde mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet. Insgesamt sind die Ehrungen mit 250.000 Euro dotiert. Die Entscheidung über die Platzierungen traf die Norddeutsche Wissenschaftsminister*innenkonferenz unter Vorsitz des Niedersächsischen Amtsinhabers Falko Mohrs.

"Wir fühlen uns geehrt, mit dem Norddeutschen Wissenschaftspreis ausgezeichnet zu werden“, sagte Prof. Dr. Johanna Fleckenstein anlässlich der Preisverleihung in Hannover. „Diese Anerkennung bestätigt die Relevanz unserer Arbeit, die sprachlichen Kompetenzen von Schüler*innen mithilfe innovativer KI-Technologien effektiv zu fördern. Unser Dank gilt unserem gesamten Team, unseren Kooperationspartnern und den beteiligten Schulen. Dieser Preis motiviert uns, weiterhin wissenschaftlich fundierte und praxisrelevante Lösungen für die Bildungslandschaft zu entwickeln, die nicht nur Lehrkräfte entlasten, sondern auch Bildungschancen für alle verbessern."

Die Auswahlkommission zeigte sich beeindruckt vom bisherigen Erfolg der Kooperation zwischen der Universität Hildesheim und dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) Kiel und deren Ansatz bei einem höchst relevanten und aktuellen Thema. Sie stellte zudem heraus, dass der Erfolg des Projekts zugleich ein Beispiel der positiven Entwicklung von Initiativen des wissenschaftlichen Nachwuchses darstelle. Zudem wurden die enge Einbindung von Schulen und die bisherige Drittmitteleinwerbung gelobt.

Zu den ersten Gratulant*innen gehörte Prof. Dr. Christina Bermeitinger, Vizepräsidentin für Forschung und Wissenschaftler*innen in der Qualifikationsphase an der Universität Hildesheim: Wir freuen uns sehr, dass das groß angelegte Projekt inzwischen solche Sichtbarkeit erreicht hat und zu den Preisträgern des diesjährigen norddeutschen Wissenschaftspreises zählt. Wir gratulieren Johanna Fleckenstein und den Projektbeteiligten herzlich zu diesem Erfolg!"

„Der Norddeutsche Wissenschaftspreis würdigt, was exzellente und mutige Forschung ausmacht: Über Grenzen hinweg zusammenarbeiten und gemeinsam innovative Erkenntnisse erlangen. Ich freue mich sehr, dass wir auch 2024 wieder herausragende Projekte auszeichnen, die stellvertretend für die vernetzte Spitzenforschung in Norddeutschland stehen. Zwei der drei prämierten Projekte stehen unter niedersächsischer Federführung. Das unterstreicht die hohe Qualität unseres Forschungsstandorts und ist ein toller Erfolg für die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Herzlichen Glückwunsch!“, sagt Falko Mohrs, Gastgeber und diesjähriger Vorsitzender der Norddeutschen Wissenschaftsminister*innenkonferenz.

Das Projekt FORMAT

Schriftsprachliche Kompetenzen bilden die Grundlage schulischer Lernprozesse und gesellschaftlicher Teilhabe. Zahlreiche Studien konnten bereits zeigen, dass individuelles Feedback einen der wirksamsten Faktoren zur Förderung dieser Kompetenzen darstellt. Trotz dieser positiven Befunde wird insbesondere prozessorientiertes Feedback von Lehrpersonen im Unterricht eher selten eingesetzt. An dieser Stelle entfalten digitale Technologien und insbesondere die spezifischen Eigenschaften der Künstlichen Intelligenz (KI) ihr volles Potenzial. Digitale Lernumgebungen lassen sich effektiv in die Gestaltung entsprechender Lehr-Lernprozesse einbinden. KI-basierte Systeme sind in der Lage, mit komplexen sprachproduktiven Leistungen umzugehen, diese zu beurteilen und Feedback an die Lernenden zu geben.

Das Projekt FORMAT untersucht den Effekt automatisierten Feedbacks auf die Schreibkompetenzen von Schülerinnen und Schülern in den Fächern Deutsch und Englisch. Eine digitale Lernumgebung soll dabei Schüler*innen der Sekundarstufe beim Schreiben von argumentativen Texten durch formatives KI-basiertes Feedback unterstützen. Mithilfe von maschinellem Lernen und Large Language Models (LLMs) wird Feedback nach didaktisch-fundierten Kriterien generiert und dessen Wirksamkeit untersucht.

Im Zentrum des Projekts stehen experimentelle Studien zur differenziellen Wirksamkeit von KI-Feedback unter Berücksichtigung individueller Merkmale der Lernenden, metaanalytische Studien zu den Effekten automatisierten Feedbacks auf sprachliche Kompetenzen sowie die Entwicklung und Evaluation eines KI-basierten Schreibtrainings.

So trägt das Projekt entscheidend zur inhaltlichen und methodischen Weiterentwicklung des Forschungsfeldes bei. Darüber hinaus werden evidenzbasierte Tools für den Bildungsbereich entwickelt, die Lehrkräfte entlasten und die Bildungsgerechtigkeit fördern können.

Das Projekt FORMAT ist als Verbundprojekt zwischen der Universität Hildesheim und dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) Kiel angelegt. In Erweiterung des ursprünglichen Netzwerks sind zudem zukunftsfähige interdisziplinäre Partnerschaften – zum Beispiel mit der CAU Kiel, der Universität Göttingen, der FernUniversität Hagen, der PH Zürich - entstanden, bei denen die Universität Hildesheim federführend beteiligt ist.

Der Norddeutsche Wissenschaftspreis

Mit dem Norddeutschen Wissenschaftspreis werden seit 2012 von den Wissenschaftsministerien der Länder Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein länderübergreifende Kooperationsprojekte in wechselnden Disziplinen gewürdigt. In diesem Jahr liegt der Fokus auf den Geistes- und Sozialwissenschaften. Als Preisgeld stehen 250.000 Euro zur Verfügung.

Die weiteren Preisträger

  • Transferpfade norddeutscher Universitäten in der biomedizinischen Forschung (T-NORTH) – Leibniz Universität Hannover
  • Forschungsnetzwerk Nord: Reproduktive Gerechtigkeit (ReproGerecht) – Universität Rostock

Anerkennungspreis: Entdeckung und Erforschung steinzeitlicher Großstrukturen am Grund der westlichen Ostsee (SEASCAPES) - Universität Rostock

 


Projektteam FORMAT: Ronja Schiller, Lucas W. Liebenow, Prof. Dr. Johanna Fleckenstein, Dr. Fabian T. C. Schmidt, Dr. Jennifer Meyer. Foto: Karin Vierk