Schule in der Einwanderungsgesellschaft

mercredi, 30. septembre 2015 um 08:06 Uhr

Lehrerinnen und Lehrer spielen eine Schlüsselrolle für „gelingende Bildungsintegration", sagt Professorin Viola Georgi. Anfang Oktober befassen sich Fachleute an der Universität Hildesheim mit dem Themenfeld „Schule in der Einwanderungsgesellschaft". Unter anderem sprechen sie über „Bildungswege nach der Flucht". Außerdem geht es um die Frage, welche Rolle Lehrkräfte spielen, deren Familienbiografie selbst von Migration geprägt ist, die mehrsprachig aufgewachsen sind oder im Ausland unterrichtet und interkulturelle Erfahrungen gesammelt haben.

Am Donnerstag, 1. Oktober 2015, befassen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Pädagoginnen und Pädagogen aus der Schule und dem Bereich Migration und Teilhabe mit dem Thema „Vielfalt an Schulen". Die Tagung des Niedersächsischen Kultusministeriums und der Universität Hildesheim (zum Programm) wird vom Niedersächsischen Sozialministerium gefördert. Beteiligt sind unter anderem das Zentrum für Bildungsintegration, das Centrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung und das Institut für Erziehungswissenschaft. Zur Begrüßung spricht die Niedersächsische Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf.

Die Fachtagung bildet den Auftakt für die Orientierungstage „Vielfalt im Klassenzimmer = Vielfalt im Lehrerzimmer": An den Standorten Braunschweig, Göttingen, Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Oldenburg und Osnabrück bieten die Universitäten und Studienseminare regionale Orientierungstage an, um Jugendliche – insbesondere mit Migrationsbiographie – für das Thema „Vielfalt an Schulen" zu sensibilisieren und für den Berufswunsch Lehramt zu interessieren.

Lehrerinnen und Lehrer, sagt die Hildesheimer Professorin Viola Georgi, spielen eine Schlüsselrolle für „gelingende Bildungsintegration, denn sie können ganz maßgeblich zum Wohlbefinden und zum Bildungserfolg ihrer Schüler beitragen".

Die Fachtagung soll ein Zeichen für Vielfalt und die interkulturelle Öffnung von Schulen setzen, sagt Claudia Schanz, Referatsleiterin im Niedersächsischen Kultusministerium. Die Teilnahme an der Tagung ist kostenfrei. Die Tagung richtet sich insbesondere an Fachleute aus Schulen, Bildungseinrichtungen und Hochschulen sowie an Lehramtsstudierende und am Lehrerberuf Interessierte. Eine Anmeldung ist erforderlich bei Marina de Greef (via E-Mail bis zum 30.09.2015: Marina.deGreef[at]mk.niedersachsen.de).

Derzeit werden viele Kinder und Jugendliche, die eine Flucht hinter sich haben, in sogenannten Willkommens-, Sprachlern- oder Migrationsklassen – die Bezeichnung variiert je nach Bundesland – auf den Schulalltag in Deutschland vorbereitet. Wie unterstützen Schulen und Bildungseinrichtungen Kinder und Jugendliche bei diesem Übergang? „Vielerorts – besonders in den Städten – klappt das gut, weil Schulen in Deutschland vielfältige Erfahrungen im Umgang mit migrationsbedingter sozialer, kultureller und sprachlicher Vielfalt gesammelt haben. Aber es gibt auch Schulen, die überfordert sind, weil ihnen Personal fehlt, Sozialarbeiter, Psychologen und Dolmetscher etwa, die gerade dringend gebraucht werden", sagt Professorin Viola Georgi, die an der Universität Hildesheim zum Thema  „Schule in der Einwanderungsgesellschaft" forscht.

Auf der Fachtagung geht es auch um die Frage, welche Rolle Lehrkräfte in der Schule einnehmen, deren Familien zum Beispiel nach Deutschland eingewandert sind, die selbst mehrsprachig aufgewachsen sind oder im Ausland unterrichtet und interkulturelle Erfahrungen gesammelt haben.

Die Erziehungswissenschaftlerin Yvonne Rechter von der Universität Hildesheim betont, dass die Mehrsprachigkeit, die viele Lehrkräfte mit Migrationshintergrund mitbringen, ein großer Vorteil für das Unterrichten heterogener Schulklassen sei. Letztlich müssten aber alle Lehrkräfte – unabhängig von ihrer Herkunft – lernen, wie sie mit Vielfalt umgehen, sagt Rechter. Sie fördert unter anderem Lehramtsstudierende beim Sammeln von zusätzlichen Praxiserfahrungen im Studium. In Hildesheim unterstützen Studierende im Projekt „LernKU(h)LT“ seit 2006 Kinder unterschiedlicher Herkunftssprachen im Team. Zwei Mal in der Woche lernen sie gemeinsam in einer Kleingruppe und halten Kontakt zu den Eltern und Lehrkräften.

Themen der Tagung sind zum Beispiel:

  • Schule in der Migrationsgesellschaft
  • Umgang mit durch Flucht traumatisierten Kindern und Jugendlichen in Schule
  • Mehrsprachigkeit von Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern im Unterricht/in der Schule
  • Rassismus- und antisemitismuskritische Jugendarbeit
  • Diversity in Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien

Lesetipp / Aktuelle Reportagen und Interviews: Sport kann verbinden

Nach der Flucht – Sport gibt Kraft und kann verbinden: Zwei Lehramtsstudenten der Universität Hildesheim begleiten Jugendliche, die geflohen sind, beim Ankommen in Deutschland. Jede Woche gehen sie gemeinsam auf den Sportplatz. Viele weitere Studierende wollen durch Theaterspielen, Musizieren und Sprachenlernen Begegnungen fördern. Lesen Sie aktuelle Reportagen und Interviews im Uni-Magazin (2015, epaper online).

Medienkontakt: Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100, 0177.8605905).


Wer in dieser Hildesheimer Grundschule ankommt, wird mit Schriftzügen wie „prima Klima", „Jeder ist willkommen" und „gemeinsames Lernen, große Vielfalt" begrüßt. Eine Fachtagung an der Universität Hildesheim bildet den Auftakt für Orientierungstage, mit denen Jugendliche an mehreren Standorten in Niedersachsen für den Lehrerberuf interessiert werden sollen. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim (2015)

Wer in dieser Hildesheimer Grundschule ankommt, wird mit Schriftzügen wie „prima Klima", „Jeder ist willkommen" und „gemeinsames Lernen, große Vielfalt" begrüßt. Eine Fachtagung an der Universität Hildesheim bildet den Auftakt für Orientierungstage, mit denen Jugendliche an mehreren Standorten in Niedersachsen für den Lehrerberuf interessiert werden sollen. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim (2015)