Dommuseum im Schulunterricht

lundi, 29. juin 2015 um 17:30 Uhr

Acht angehende Kunstlehrerinnen planen gemeinsam mit ihrer Dozentin Professorin Bettina Uhlig ein Vermittlungskonzept für das Dommuseum. Matthias Friedrich hat sich in ihrem Seminar umgehört, welche Ideen bislang entstanden sind.

Nur Gemälde von Paul Klee und keine Alten Meister? „Ich finde es schade, dass sakrale Kunst im Schulunterricht oder in der Elementarpädagogik nur eine untergeordnete Rolle spielt“, sagt Claudia Höhl, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Dommuseum Hildesheim. Deshalb begrüßt sie die Kooperation mit Bettina Uhlig, die Kunstpädagogik an der Universität Hildesheim lehrt. Die Professorin leitet ein Seminar, in dem Lehramtsstudentinnen Vermittlungskonzepte für Kinder bis zur sechsten Klasse entwickeln. „Das Projekt ist auf insgesamt drei Semester angelegt“, sagt Uhlig. Die Erarbeitung der kunsthistorischen Kontexte ist abgeschlossen, derzeit geht es um die Konzipierung des Vermittlungskonzepts und dessen Erprobung.

Der Weg von der Idee bis zur Unterrichtsstunde ist lang, häufig entwickeln sich die Ideen erst im Gespräch mit den Kommilitoninnen. Sabine Oberkampf hat sich für ihre Schülergruppe den großen Goldkelch des Bischofs Gerhard aus dem 14. Jahrhundert ausgesucht. Auf dem Kelchfuß sind sieben Szenen aus dem Neuen Testament abgebildet, die Patene, die flache Schale für den Leib Christi, setzt dieses Programm mit dem Lamm Gottes und den Symbolen der vier Evangelisten fort. An ein Objekt, das ein derart komplexes Bildmaterial bietet, lassen sich viele Fragen stellen: Zu welchen Anlässen nutzt man es? Welche Rituale lassen sich damit verbinden? Es lassen sich aber auch formale Parallelen zu anderen Gegenständen feststellen. Fußballpokal und Eierbecher etwa besitzen eine ähnliche Form, auch wenn ihr Kontext fundamental verschieden ist. Solche Analogien sollen den Kindern helfen, ein solches Objekt besser zu verstehen. Die Erfahrung steht im Vordergrund: Sabine Oberkampf schlägt vor, dass ihre Schülergruppe selbst eine Messingplatte bearbeiten darf. Dabei zählt nicht das Ergebnis, sondern die Tätigkeit.

Die Studentin Juliane Kley setzt sich mit dem Reliquiar in Form einer Kugeldose aus dem 12. Jahrhundert auseinander. Die Bemalung der Dose zeigt ikonenhafte Heiligenfiguren, deren Gesichtszüge stark idealisiert sind. Die Herstellung einer ähnlichen Dose im Kunstunterricht wäre aber sehr aufwändig, doch sehr einfache Porträtzeichnungen könnten einen Zugang zu diesem Objekt liefern. Die Heiligenfiguren besitzen Identifikationscharakter, für einen damaligen Betrachter war sofort ersichtlich, um wen es sich handelte. Ein ähnliches Projekt sollen auch Juliane Kleys Schülerinnen und Schüler starten: Auf der Reliquiendose wirken die Heiligenporträts wie Medaillons. Eine ähnliche Wirkung kann entstehen, wenn die Schülerinnen Porträt-Sticker auf die Gegenstände in ihrer Lebenswelt kleben. So übertragen sie ein mittelalterliches Bildkonzept in die Gegenwart.

„Kunstwerke müssen real, in ihrer Dimension, Farbigkeit und Gestaltung wahrgenommen werden“, sagt Claudia Höhl. Deshalb sehen sich die Kinder die Objekte auch im Dommuseum an. Erst durch diesen visuellen Zugang erhalten sie die notwendigen Ideen für eine eigene kreative Auseinandersetzung. So soll der Domschatz, der Weltkulturerbe ist, auch für die Jüngsten erfahrbar werden.


Könnte auch ein Fußballpokal sein. Goldkelch eines Bischofs aus dem 14. Jahrhundert. © Dommuseum Hildesheim, Foto Florian Monheim

Könnte auch ein Fußballpokal sein. Goldkelch eines Bischofs aus dem 14. Jahrhundert. © Dommuseum Hildesheim, Foto Florian Monheim