„Der Einsatz menschlicher Präparate, sei es in Form plastinierter Ganzkörper, Organe oder Organteile oder von Skeletten oder Skelettelementen hat einen festen Platz in der Ausbildung von Studierenden an medizinischen und vielen biologischen Fakultäten. Der Einsatz solcher Präparate erfolgt dabei stets unter Anleitung und Aufsicht von fachkundigem und didaktisch geschultem Lehrpersonal, das auch auf den respektvollen Umgang mit solchen Präparaten achtet. Ausstellungen menschlicher Präparate in wissenschaftlich geführten Museen werden kuratorisch betreut und binden die Ausstellungsstücke in einen natur- oder kulturhistorischen Kontext ein. Menschliche Präparate können in den genannten Fällen einen wichtigen Bildungs- beziehungsweise Ausbildungsbeitrag leisten, der ihren Einsatz legitimiert", äußern sich die Biologen Prof. Dr. Horst Kierdorf, Prof. Dr. Uwe Kierdorf, Dr. Stefan Flohr, und Dr. Carsten Witzel in einer Stellungnahme anlässlich aktueller Ausstellungen, die in Norddeutschland zu sehen sind.
Anders falle die Beurteilung aus, „wenn derartige Präparate ohne eine nachvollziehbare Einbindung in ein Bildungskonzept einem Laienpublikum präsentiert werden. Ohne sachkundige Begleitung durch didaktisch ausgebildetes Personal dürften solche Ausstellungen keinem Bildungsauftrag, sondern primär kommerziellen Interessen dienen. Es ist zu befürchten, dass Sensationslust und ein gewisser Gruselfaktor wesentliche Motivationen für das Aufsuchen solcher Ausstellungen sind. Ein respektvoller Umgang mit den sterblichen Überresten von Menschen ist dies nach unserer Meinung nicht. Mit Blick auf die teilweise 'künstlerische' Inszenierung der Körper vertreten wir die Ansicht, dass die Freiheit der Kunst dort endet, wo die Würde des Menschen angetastet wird. Ein zusätzliches gravierendes Problem ist dann gegeben, wenn die Provenienz der menschlichen Präparate nicht eindeutig nachvollziehbar ist oder die Körperspender nicht ausdrücklich und selbstbestimmt in die Verwendung ihrer sterblichen Überreste in solchen Ausstellungen eingewilligt haben. Besucher sollten sich fragen was sie zu lernen hoffen und in welchem Verhältnis dies zu den offenen ethischen Fragen steht."