„NanoBiNE“ ist eine breit angelegte Fortbildungsinitiative, die von der Abteilung Chemie der Universität Hildesheim in Kooperation mit den Universitäten Göttingen und Oldenburg sowie dem IPN Kiel durchgeführt wird. 

Das Projekt wird gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt.

Ziel ist es, aktuelle naturwissenschaftliche Forschungsinhalte mit gesellschaftlichen Gestaltungsfragen zu verbinden und auf dieser Basis eine Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zu befördern.

„NanoBiNE“ umfasst die Erweiterung bestehender Schülerlaborkonzepte, zielt auf eine Implementation neu entwickelter Unterrichtseinheiten in den Regelschulunterricht und entwickelt Fortbildungen für Lehrende, die in der Breite von den jeweiligen Bildungsträgern vor Ort angeboten werden.

Hier geht es zu unserem Schülerlabor NanoScience.

Bürgergesellschaft und Fortschritt

Neue Technologien und wissenschaftliche Entwicklungen sind mit hohen Erwartungen verbunden, stellen jedoch immer ein potentielles Risiko für Mensch und Umwelt dar. Historische Beispiele, in denen das Risikopotential unterschätzt wurde, sind ausreichend vorhanden: Kernkraft, DDT, FCKW, Gentechnik etc. Nicht zuletzt diese Erfahrungen trugen zur Überzeugung bei, dass wissenschaftlicher Fortschritt einhergehen muss mit kritischen Bewertungsprozessen, die auch bei uneindeutigen Informationslagen zu verantwortlichen Entscheidungen führen und die nicht allein Expertinnen und Experten überlassen werden dürfen, sondern in gesellschaftlichen Diskursen ausgetragen werden müssen. Diese Aushandlungsprozesse können nur dann legitime Urteile hervorbringen, wenn alle Betroffenen mit ihrem Wissen und ihren Wertüberzeugungen in einen rational-reflexiven Austausch treten (→ herrschaftsfreier Diskurs).

Bewertungskompetenz und Bildung für nachhaltige Entwicklung

Die Fähigkeit zur Teilnahme an diesen Diskursen wird in den Nationalen Bildungsstandards mit der Kompetenz „Bewerten“ beschrieben. Während „Bewertungskompetenz“ vor allem die Rationalität eines Abwägeprozesses fokussiert, stellt das Konzept der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BnE) einen ethischen Orientierungsrahmen zur Verfügung. Es gilt, ökologische, ökonomische und soziale Folgen bei gleichzeitiger Berücksichtigung intra- wie intergenerationaler Gerechtigkeit zu beachten.

Der Bedarf an Lerngelegenheiten zur Förderung der Bewertungskompetenz im Sinne einer BNE ist hoch, das Angebot noch immer zu gering, zumal mit dem technischen Fortschritt stets neue Fragen auftauchen, die unterrichtlich bearbeitet werden müssen. Auch außerschulische Lernorte konzentrieren sich häufig auf die Vermittlung fachwissenschaftlicher Inhalte und Methoden.

Das Projekt „NanoBiNE – Nanotechnologien im Kontext einer Bildung für nachhaltige Entwicklung“ versteht sich als Fortbildungsinitiative, die Lerngelegenheiten und Unterrichtseinheiten zur BNE anhand aktueller Problemstellungen entwickelt und bereitstellt.

Warum Nano?

Als thematischer Rahmen eignen sich „Nanotechnologien“ in besonderer Weise, um Herausforderungen fortschrittsorientierter demokratischer Gesellschaften exemplarisch zu bearbeiten.

1.      Viele Anwendungen im Bereich der „Nanotechnologie“ sind kontrovers zu diskutieren. Für abschließende Bewertungen stehen kaum ausreichende Informationen zur Verfügung. Dennoch müssen Entscheidungen getroffen werden. Gesellschaftliche Diskurse zur Technikfolgenabschätzung können hier ideal abgebildet werden.

2.      Der thematische Rahmen ist mit der Nanotechnologie weit genug gespannt, um ökologische Bewertungskompetenz in allen drei naturwissenschaftlichen Fächern zu adressieren und – damit verbunden – höchst unterschiedliche technologische Anwendungen diskutieren und bewerten zu können. Dies spiegelt sich in den unterschiedlichen Schwerpunkten der beteiligten Standorte. Eine nachhaltigkeitsorientierte Interdisziplinarität wird gefördert.

3.      Der Begriff „Nano“ ist im öffentlichen Bewusstsein positiv konnotiert bei gleichzeitig geringem Informationsstand. Während Begriffe wie „Gentechnik“ oder „Atomkraft“ spontan bei vielen Menschen eine skeptische Haltung auslösen, wird der Präfix „Nano“ gezielt zu Werbezwecken verwendet. Die Erfahrung des Kontrastes zwischen einer spontan positiven Einstellung und einer kritischen Position, wie sie über die Auseinandersetzung mit konkreten nanotechnologischen Anwendungen unterstützt wird, macht die Notwendigkeit eines informierten Diskurses zur Technikfolgenabschätzung für Schülerinnen und Schüler erfahrbar.

Was ist konkret geplant?

Die Fortbildungsinitiative „NanoBiNE“ umfasst vier Bildungsbausteine:

1.      Erweiterung bestehender Schülerlaborkonzepte in Hildesheim und Göttingen um die gesellschaftliche Bewertungsdimension im Sinne einer BNE. Um einen gesellschaftlich diskursiven Entscheidungsprozess zu simulieren, wird ein Planspiel entwickelt, welches anschließend im Unterricht durchgeführt wird und in dem fachliche Inhalte aus der Laborphase angewendet, aber auch kritisch hinterfragt werden können.

2.      Entwicklung für den Regelunterricht geeigneter kompetenzumfassender Unterrichtseinheiten nach dem Verfahren der partizipativen fachdidaktischen Aktionsforschung in Hildesheim und Göttingen. An einem Gegenstand werden alle in den Nationalen Bildungsstandards für die Sekundarstufe I in den Naturwissenschaften geforderten Kompetenzen adressiert. Diese Unterrichtseinheiten werden von den beteiligten Lehrkräften projektbegleitend erprobt und optimiert.

3.      Aktivitäten der fortgebildeten Lehrkräfte und Lernenden an ihren jeweiligen Schulen. Sie erhalten Zertifikate als BNE-Coaches und Material zur Initiierung von BNE-Tagen und -AGs.

4.      Die im zweiten Schritt entwickelten Unterrichtseinheiten bilden die Basis für Fortbildungsveranstaltungen in der Breite. Die Fortbildungen beinhalten eine Phase der Erprobung des Materials durch die Lehrkräfte sowie im Anschluss Gelegenheit zur gemeinsamen Reflexion. Durchgeführt werden die Fortbildungen zunächst durch die beteiligten Standorte. Über die Zusammenarbeit mit regionalen Fortbildungseinrichtungen wird eine Verstetigung über die Projektlaufzeit hinaus gewährleistet.

Was bleibt?

Zum Abschluss des Projektes wurde eine Fachtagung mit bundesweiter Reichweite durchgeführt, in deren Mittelpunkt die Präsentation und Multiplikation der Projektergebnisse stand.

Nach Ablauf des Förderungszeitraums werden die erweiterten Schülerlabore von den Standorten Hildesheim und Göttingen aus Eigenmitteln fortgeführt, die entwickelten Fortbildungen werden durch regionale Einrichtungen angeboten und die Unterrichtsmaterialien dauerhaft über die Onlineplattformen der jeweiligen Standorte zur Verfügung gestellt. 
Die Projektergebnisse werden in Fachzeitschriften, die Tagungsbeiträge in Buchform publiziert. In einem Folgeprojekt, in das die Ergebnisse der Begleitforschung einfließen, insbesondere bzgl. der Wirksamkeit der neu entwickelten Schülerlabore, sollen weitere Schülerlaborkonzepte um die Dimension der Technikfolgenabschätzung zur Förderung der BnE erweitert werden.

Konnten wir Sie für „NanoBiNE“ interessieren?

Wenn Sie eines unserer Schülerlabore mit einer Lernendengruppe besuchen möchten, an einer Fortbildung teilnehmen wollen oder wenn Sie lediglich mehr Informationen wünschen, melden Sie sich einfach per Mail bei uns. Wir freuen uns über Ihr Interesse!

 

 

 

Ihre Ansprechpartner in Hildesheim:

Markus Herrmann

+49 5121 / 883-40760

Peter Düker

+49 5121 / 883-40770