Umweltstudium in der Corona-Krise: Interview mit der Studentin Janika Ballhöfer

Montag, 17. August 2020 um 09:31 Uhr

Janika Ballhöfer studiert im zweiten Semester den Master „Umwelt, Naturschutz und Nachhaltigkeit“. Ihr Studium lebt zu einem großen Teil von der Präsenz vor Ort in der Natur, weshalb sie von den Corona-Beschränkungen besonders betroffen ist. Welche Möglichkeiten gibt es, mit dieser Situation umzugehen?

Janika, dein Studiengang klingt für mich nach viel Arbeit unter freiem Himmel und weniger nach Vorlesungssälen und langen Tagen in der Bibliothek.

Wir haben natürlich auch theoretische Seminare und einiges an Literatur, mit der wir arbeiten, aber tatsächlich legt mein Studiengang einen starken Fokus auf die Praxis, im Sommersemester sogar noch mehr als im Winter. Bei Exkursionsveranstaltungen gehen wir gemeinsam raus in die Natur und führen zum Beispiel Bodenuntersuchungen oder Vegetationsaufnahmen in Biotopen durch. Im Winter finden dann wiederum mehr Veranstaltungen im Labor statt, wie im Bereich der Umweltchemie.

In Anbetracht der Corona-Beschränkungen scheinen praktische Übungen nur schwer umsetzbar. Konnten deine Exkursionen stattfinden?

Nein, leider nicht. Fast alle meine Exkursionsveranstaltungen sind in diesem Semester entfallen. Bis Ende September wurde ein Exkursionsstopp beschlossen, was natürlich sehr schade ist, da diese quasi das „Highlight“ unseres Studiums sind. Einige dieser Exkursionen würden normalerweise in der vorlesungsfreien Zeit national aber auch international stattfinden. Viele meiner Kommiliton*innen wären beispielsweise auf die Azoren gegangen und ich hätte auf Kreta eine meeresbiologische Tauchexkursion gemacht. Vor Kurzem konnte ich allerdings an einer ersten Freilandübung im Naturschutzgebiet „Steinberg bei Wesseln“ teilnehmen, was uns durch eine Sondergenehmigung ermöglicht wurde. Unser Dozent Prof. Dr. Johannes Metz hat sich sehr dafür eingesetzt, dass wir diese Genehmigung erhalten, für die die Aufstellung eines Hygieneplans erforderlich war. Wir sind individuell zum Veranstaltungsort angereist und haben Masken getragen. Die Übung konnte außerdem nur eingeschränkt durchgeführt werden, da Arbeitsmaterialien und Messgeräte nicht hin- und hergereicht werden durften, aber in Anbetracht der Situation fand ich das super umgesetzt.

Und wie sieht es mit den theoretischen Veranstaltungen aus?

Unsere Vorlesungen finden natürlich online statt. Häufig erarbeiten wir uns im Selbststudium Themen und fassen diese in Referaten oder Präsentationen zusammen. Anschließend beschäftigen wir uns mit den Arbeiten unserer Kommiliton*innen. Wir Studierende befinden uns gerade im Austausch mit unseren Dozent*innen, um gemeinsam nach Möglichkeiten zu suchen, wie ein interaktiver Austausch bei Online-Veranstaltungen gelingen kann.

Wird es die Möglichkeit geben, die ausgefallenen Übungen nachzuholen?

Im kommenden Wintersemester vermutlich nicht. Eventuell werden Ersatzleistungen angeboten, um die nötigen Credits für den Master zu bekommen. Diese Leistungen haben aber natürlich nicht denselben Lerneffekt wie die eigentlichen Übungen. Falls auch im kommenden Semester keine Präsenzveranstaltungen stattfinden können, überlege ich, ein Urlaubssemester einzulegen, da mein Master regulär nur zwei Jahre umfasst und ich nicht die Hälfte dieses Studiums online absolvieren möchte.

Gibt es auch Aspekte, die du in den letzten Monaten als bereichernd wahrgenommen hast?

Zunächst einmal fand ich mein Semester inhaltlich sehr spannend. Und dann gab es auch noch eine tolle Initiative der „Students für Future“, welche eine Ringvorlesung zum Thema „Klimawandel, Umwelt und Gesellschaft“ durchgeführt haben. Diese Veranstaltungen wurden mit unserem Studienkoordinator geplant und verschiedene Dozent*innen aus mehreren Fachbereichen wurden mit einbezogen. Dadurch konnte ein spannender, fachbereichsübergreifender Austausch stattfinden.

Das Interview führte Thore Fahrenbach, studentisches Mitglied im Redaktionsteam der Pressestelle.


Janika Ballhöfer studiert im zweiten Semester „Umwelt, Naturschutz und Nachhaltigkeit“. Foto: Janika Ballhöfer