Das Interesse an Natur, Wald und Wildtieren wurde dem heute 36-Jährigen quasi von Hause aus mitgegeben: „Mein Vater war Förster“, erzählt er, „so kam ich schon als Kind mit diesen Themen in Kontakt.“ Für sein Bachelorstudium der Geographie zog der gebürtige Göttinger zunächst nach Aachen, sattelte später an der FU Berlin den Master drauf. In seiner Masterarbeit erforschte er die Landnutzung im Kontext von Erosionszusammenhängen in der Nähe von Mombasa in Kenia. „Zu dieser Zeit habe ich mich erstmals intensiv auch mit dem Programmieren befasst“, sagt Raab. Es galt, die im Gelände gesammelten Daten mit Satellitendaten abzugleichen – ein Thema, in das er sich in den folgenden Jahren immer tiefer einarbeiten sollte.
Ein anderthalbjähriger Forschungsaufenthalt am geographischen Institut des University College Cork in Irland brachte endgültig die Entscheidung für die wissenschaftliche Laufbahn. „Zu Beginn meines Studiums war ich noch davon ausgegangen, später einmal wie die meisten Geographen in einem Planungsbüro zu arbeiten, doch in Cork bin ich dann immer tiefer in die Forschung eingestiegen.“ Mapping Land Cover in Lowlands and Uplands with Satellite Imagery hieß das Projekt, in welchem er von 2014 bis 2015 als Research Assistent mitwirkte.
Die kombinierte Auswertung von Fernerkundungsdaten und Felddaten war schließlich auch ein Thema, welches Raab im Rahmen seiner Promotion an der Universität Göttingen (2019) weiter perfektionierte. Um den Erhalt der Offenlandschaft auf einem Truppenübungsplatz zu untersuchen, half er sogar selbst tatkräftig mit, das dort weidende Rotwild zu besendern. „Diesen wildlebenden Tieren so nah zu kommen, war wirklich eine spannende Erfahrung“, erinnert er sich. Am Rechner konnte Raab später auswerten, wie Futterqualität der Grünlandflächen und Bewegungsverhalten der Tiere sich wechselseitig beeinflussen und wie – zumindest in der Theorie – ein zielgerichtetes Flächen- und Wildtiermanagement aussehen könnte.
Zuletzt war Raab als Junior Researcher in das Projekt Transect (Agrarian Transformations and Social-Ecological Complexities) eingebunden. Das internationale Forschungsteam untersucht die sozio-ökonomischen Effekte und Abhängigkeiten, die mit der Nutzungsveränderungen von landwirtschaftlichen Flächen im zentral- und südasiatischen Raum einhergehen. Raabs Forschungsinteresse galt auch hier der Satellitenerkundung insbesondere von offenen Grünlandflächen und der Frage, wie die Biodiversität solcher Ökosysteme geschützt werden kann.
Angewandter Naturschutz, Offenland- und Grünlanderhalt sowie der anwendungsbezogene Einsatz von Geodaten sind Themen, die der Juniorprofessor von nun an auch den Geographiestudierenden an der Universität Hildesheim nahebringen möchte. Eine Rückkehr in Raabs private und wissenschaftliche Heimat Göttingen steht dabei auch schon im Programm: Für das Sommersemester ist eine Exkursion in den nachhaltig bewirtschafteten Stadtwald Göttingen geplant.