Digitale Lebenswelten

Mittwoch, 23. Oktober 2013 um 09:22 Uhr

Wir sind mehr und mehr online. Die Politik- und Informationswissenschaftler Thomas Demmelhuber und Joachim Griesbaum haben eine Vortragsreihe entwickelt und laden Studierende und Lehrende ein, über digitale Lebenswelten zu debattieren.

„An den digitalen Lebenswelten kommt heute keiner mehr vorbei. Wir wollen in dieser Vortragsreihe die täglichen Schnittpunkte mit dem Internet für die Bürgerinnen und Bürger mitsamt ihren Chancen, Gefahren und Herausforderungen unter die Lupe nehmen“, sagt Politikwissenschaftler Prof. Dr. Thomas Demmelhuber, der die fächerübergreifende Vorlesungsreihe gemeinsam mit dem Informationswissenschaftler Prof. Dr. Joachim Griesbaum entwickelt hat. Die Universitätsgesellschaft unterstützt die Veranstaltungsreihe. „Wir diskutieren Forschungsergebnisse und Forschungsfragen in ihren tagesaktuellen Bedeutungen für die Bürger und vor allem laden wir die regionale Öffentlichkeit ein, mitzudiskutieren.“

Dabei geht es an der Universität Hildesheim um Fragen wie: Welche Möglichkeiten bietet das Internet für die repräsentative Demokratie? Geben wir in Zukunft „unsere“ Stimme online ab? Was ergibt sich daraus für Gesellschaftsgruppen, die über keinen Zugang zum Internet verfügen? Laufen wir Gefahr, durch das Internet tradierte Kulturgüter wie das Buch zu verlieren, so zum Beispiel eine der Fragen im Vortrag des Direktors der Universitätsbibliothek Dr. Ewald Brahms im Dezember. Sind Bücher künftig nur noch digital und multi-medial? Wie steht es im „allgegenwärtigen Netz“ eigentlich mit dem Zugang und der Nutzung von Information − konkret der Informationsfreiheit, dem Datenschutz und dem Urheberrecht? Ist das Versprechen der Anonymisierung von Nutzerdaten ein PR-Trick von Internetgiganten wie Google oder Apple?

„Das Internet ist mittlerweile allgegenwärtig, wir sind mehr und mehr online, und – die Gefahr besteht – weniger im realen Hier und Jetzt. Die ‚digitale Invasion‘ berührt und verändert unsere Lern- und Kommunikationssituationen“, erklärt Joachim Griesbaum. Er forscht zu Suchmaschinen- und Social Media Marketing, Identitätsbildung in sozialen Online-Medien und Wissensmanagement im Internet.

„Gleichzeitig ist das Internet ein Werkzeugkasten für Bürgerinnen und Bürger weltweit in Demokratien und in autoritären Herrschaftsformen, um neue Formen der politischen Partizipation zu entwickeln und Protest zu artikulieren und dafür zu mobilisieren“, ergänzt Thomas Demmelhuber, der über Revolution und Regimewandel im Nahen Osten forscht und seit 2005 in Kairo in zahlreichen Forschungs- und Lehraufenthalten die politischen Veränderungen vor Ort miterlebt hat. Die Analyse der Rolle von Internet in politischen Transformationsprozessen fügt sich ein in die Arbeit der Forschergruppe „Politik und Internet“ an der Uni Hildesheim unter der Leitung von Prof. Dr. Marianne Kneuer.

Die Vorträge befassen sich mit der Veränderung politischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Sphären im und durch das Internet. Beteiligt sind Informations- und Politikwissenschaftler, Geschichts- und Literaturwissenschaftler. Die Reihe wird vom Institut für Sozialwissenschaften und vom Institut für Informationswissenschaft und Sprachtechnologie organisiert.

Die öffentliche Vortragsreihe „Digitale Lebenswelten − Chancen und Risiken für Bürger, Staat und Gesellschaft" (Programm als pdf) startet am 29. Oktober 2013 und umfasst bis Februar 2014 acht Veranstaltungen am Bühler-Campus. In Kooperation mit der Universitätsgesellschaft Hildesheim e.V.


Zugang zum Internet, Preisgabe von Daten, Gruppenbildung im Netz: Wie die digitalen Lebenswelten den Alltag bestimmen, untersuchen Forscher an der Uni Hildesheim. Foto: photocase, Norman Bates

Zugang zum Internet, Preisgabe von Daten, Gruppenbildung im Netz: Wie die digitalen Lebenswelten den Alltag bestimmen, untersuchen Forscher an der Uni Hildesheim. Foto: photocase, Norman Bates