PortApp: Entwicklung einer automatischen Bilderkennung für frühneuzeitliche Porträtgrafik, bereitgestellt als App für mobile Geräte

PortApp: Entwicklung einer automatischen Bilderkennung für frühneuzeitliche Porträtgrafik, bereitgestellt als App für mobile Geräte

Das druckgraphische Porträt der Frühen Neuzeit (ca. 1500–1800) ist eine einflussreiche und verbreitete Bildgattung, die nicht nur inhaltlich einen großen Teil des gesellschaftlichen Spektrums abdeckte, sondern auch Gegenstand vielfältiger sozialer Praktiken und Arten des Sammelns war. Die Forschung wendet sich den druckgraphischen Porträts in jüngerer Zeit wieder vermehrt als einer eigenständigen Gattung zu. Weil druckgraphische Porträts häufig aus ihrem Kontext herausgelöst überliefert sind und ihr Erscheinungsbild stark von Produzenten, Technik, Vorbildern und ikonographischen Traditionen geprägt ist, ist eine für Porträts optimierte Bildähnlichkeitssuche ein großes Desiderat der Forschung.

Das Projekt steht damit im Kontext der Digitalen Geisteswissenschaften und will die Porträt-Forschung durch moderne Bildverarbeitungsverfahren unterstützen. Die Suche soll zum einen die Bestimmung vereinzelt vorliegender Porträts mit ihrem Publikationskontext ermöglichen, zum anderen soll sie Ähnlichkeiten zwischen Porträts unterschiedlicher Personen über das Verbal-Explizite hinaus auffinden helfen. Die HAB verfügt über eine Sammlung von ca. 32.000 Porträts, die tiefenerschlossen und digitalisiert vorliegen, darüber hinaus über zahlreiche noch schlecht erschlossene Porträts in ihren Buchbeständen.

Die Entwicklung der Bildähnlichkeitssuche soll in einer intensiven Zusammenarbeit von Geisteswissenschaftlern und IT-Entwicklern geschehen. Hierbei können Techniken der Bilderkennung gezielt für die Beantwortung hermeneutischer Fragestellungen eingesetzt und umgekehrt die inhaltliche Aussagekraft maschinell zutage geförderter Ähnlichkeiten beurteilt werden. Aussagekräftige Suchverfahren können gezielt weiterentwickelt und über das Nutzerinterface angeboten werden. Zum Einsatz kommen dabei sowohl klassische Bildverarbeitungs-Ansätze als auch fortgeschrittene Algorithmen wie tiefe neuronale Netzwerke (CNNs). Die Bildsuche wird einerseits über ein öffentliches Webinterface zur Verfügung gestellt, andererseits über eine App für mobile Endgeräte. Die App ermöglicht eine Bestimmung und vergleichende Erforschung von Porträts mit Hilfe der Fotofunktion und bildet somit ein einfach zu bedienendes, weltweit einsetzbares Hilfsmittel für die Arbeit mit frühneuzeitlichen Porträts.

Das Projekt ist eine Kooperation zwischen HAB (Projektseite bei der HAB: https://www.hab.de/automatische-bilderkennung-fruehneuzeitlicher-portraetgrafik-als-app/) und dem Institut für Informationswissenschaft und Sprachtechnologie (IWIST), Antragsteller ist apl. Prof. Thomas Mandl. Die HAB wird vertreten durch ihren Direktor Prof. Burschel.

Koordinator: Dr. Hartmut Beyer, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel