Mehr Verständlichkeit für alle – Towards a better Understanding

Dienstag, 03. März 2020 um 09:03 Uhr

Die Forschungsstelle Leichte Sprache ist Partner im EU-Forschungsprojekt „Easy Access for Social Inclusion Training“ (EASIT). Über 80 Fachleute aus 11 Ländern nahmen an der Konferenz „Mehr Verständlichkeit für alle“ an der Universität Hildesheim teil. Während der Konferenz diskutierten die Fachleute über die Festlegung von Standards für den barrierefreien Zugang zu audiovisuellen Inhalten. Sie verständigten sich zudem auf die Einführung eines internationalen Tages der Leichten Sprache („International Easy Language Day“).

Forschungsstelle Leichte Sprache

Masterstudiengang „Barrierefreie Kommunikation“

Gastbeitrag

Ein Gastbeitrag der Studentin Laura Marmit zur EASIT-Tagung 2020 am Bühler-Campus der Universität Hildesheim. Laura Marmit ist studentische Mitarbeiterin der Forschungsstelle Leichte Sprache. Sie studiert im zweiten Jahrgang des neuen Masterstudiengangs „Barrierefreie Kommunikation“ an der Universität Hildesheim.

An der Tagung „Mehr Verständlichkeit für alle / Towards a better Understanding“ am Bühler Campus der Universität Hildesheim nahmen über 80 Interessierte aus 11 Ländern teil.

Die Konferenz wurde im Rahmen des von Erasmus+ geförderten EASIT-Projekts „Easy Access for Social Inclusion Training“ (http://pagines.uab.cat/easit/en) organisiert, das sich der Ausarbeitung eines Ausbildungsweges für Experten von leicht verständlichen Inhalten im Bereich audiovisuelle Medien über Sprachgrenzen hinweg verschrieben hat und diente vorrangig der Ergebnisdarstellung der ersten Projektphasen.

Auf der Tagung diskutierten Expertinnen und Experten aus den Bereichen Rundfunk und Medien, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Leichte Sprache und audiovisuelles Übersetzen aus dem In- und Ausland sowie Studierende sprachwissenschaftlicher Studiengänge. Masterstudierende des Studiengangs „Barrierefreie Kommunikation“ präsentierten am Rande der Tagung ihre Forschungsergebnisse.

Prof. Dr. Christiane Maaß und Sergio Hernández Garrido, die als Hildesheimer Experten aus dem deutschsprachigen Raum in der EASIT-Projektgruppe agieren, eröffneten die Konferenz. Das Grußwort übernahm Prof. Dr. Irene Pieper, Vizepräsidentin für Internationales der Universität Hildesheim.

Studierende aus den Studiengängen „Sprache und Technik“ sowie „Internationale Kommunikation und Übersetzen“ dolmetschen sämtliche Redebeiträge während der Konferenz

Für eine barrierfreie, interlinguale Kommunikation am Tag der Tagung selbst sorgten die Studierenden Vivien Heidermann und Lukas Rifai aus den Studiengängen „Sprache und Technik“ sowie „Internationale Kommunikation und Übersetzen“: Sie übernahmen die konsekutive Verdolmetschung sämtlicher Redebeiträge.

Während der Tagung wurden erste Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt vorgestellt, etwa zur Definition der erforderlichen Kompetenzen von Experten für leicht verständliche audiovisuelle Inhalte (Entwurf der sogenannten Skills Cards) und darauf aufbauend zur Erstellung eines Lehrplans sowie eines Ausbildungsentwurf. Referentinnen und Referenten aus Forschung und Praxis der Leichten Sprache in Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Finnland und Ungarn gaben in Gastvorträgen Einblicke in ihre Übersetzungstätigkeit.

Als Vertreterin der Praxis stellte Alea Stephan ihre Arbeit im Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe Braunschweig vor. Von der Situation in Finnland berichtete Leealaura Leskelä von Selkokesus, dem Zentrum für leicht verständliches Finnisch. Die Forschungsgruppe um Prof Dr. Silvia Hansen-Schirra des Fachbereichs Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Universität Mainz am Standort Germersheim stellte ihre ersten Ergebnisse aus den bisherigen empirischen Untersuchungen mittels Eye-Tracking-Technologie zu den Leichte-Sprache-Regeln gemäß Dudenwerk vor. Prof Dr. Xavier Moonen von der Universität Amsterdam präsentierte sein im Jahr 2015 in den Niederlanden gestartetes Projekt „Taal for allemaal“ – „Eine Sprache für alle“. Weiterhin sprach Prof Dr. Susanne Jekat von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften über das Schweizer Kompetenzzentrum für Barrierefreie Kommunikation und die damit verbundenen Forschungsvorhaben. Horváth Péter László und Sallai Illona berichteten nicht nur von der Situation der leicht verständlichen Sprache in Ungarn, sondern auch von dem Konzept der partizipativen Lehre, bei dem Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen unterstützend an der Universität in entsprechenden Fachbereichen lehren, vor allem im Bereich Sonderpädagogik. Den letzten Beitrag lieferten Prof. Dr. Tiina Onikki Rantajääskö und Dr. Ulla Vanhatalo als Vertreterinnen der Universität Helsinki, die von ihrer Forschung zum leichten Finnisch berichteten.

Anhand der dargebotenen Einblicke in die Anwendung des Leichte-Sprache-Konzepts in anderen europäischen Ländern eröffneten sich interessante Diskussionen, an denen sich alle Teilnehmenden rege beteiligten. Die Ergebnisse der Veranstaltungsevaluation bestätigten die Atmosphäre, die während des gesamten Tages vorherrschte: Es konnte eine Punktzahl von 4,8 von insgesamt 5 bestmöglichen Punkten erzielt werden.

Internationaler Tag der Leichten Sprache („International Easy Language Day“)

Die Tagung schloss mit einem besonderen Ereignis: Die Teilnehmenden verständigten sich auf die Einführung eines Internationalen Tages der Leichten Sprache („International Easy Language Day“). Dieser soll ab jetzt jedes Jahr am 28. Mai begangen werden – dem Tag, an dem 1988 die Gründungspapiere von Inclusion Europe unterzeichnet wurden, einer Initiative, die der Leichten Sprache in Europa zum Durchbruch verhalf.

Easy Language Day:
28. Mai – Internationaler Tag der Leichten Sprache

Kurz erklärt: Europäisches Forschungsprojekt EASIT

„Im EASIT-Projekt arbeiten Experten aus acht nationalen und internationalen Institutionen wie Universitäten, Verbänden und Rundfunkanstalten zusammen“

Die Forschungsstelle Leichte Sprache ist Partner im Projekt „Easy Access for Social Inclusion Training“ (EASIT), einem europäischen Forschungsprojekt unter Leitung der Universität Barcelona, an dem neben der Forschungsstelle Leichte Sprache der Universität Hildesheim weitere Forschungseinrichtungen aus Spanien, Italien, Slowenien, Schweden und Deutschland mitwirken.

Die internationale Arbeitsgruppe untersucht die Möglichkeiten, wie audiovisuelle Medien in Leichter Sprache aufbereitet werden können und wie dieses Wissen in die Ausbildung von Medienübersetzerinnen und Medienübersetzern eingebracht werden kann.

„Im EASIT-Projekt arbeiten Experten aus acht nationalen und internationalen Institutionen wie Universitäten, Verbänden und Rundfunkanstalten zusammen“, sagt Sergio Hernández, Projektkoordinator für die Universität Hildesheim.

Das durch die EU-kofinanzierte Projekt EASIT hat zum Ziel, einen Lehrplan für die Ausbildung von Expertinnen und Experten zur Konzipierung leicht verständlicher Texte für Personen mit sprachlich und/oder perzeptiv bedingten Kommunikationseinschränkungen zu erarbeiten und dadurch die Produktion von leicht verständlichen Texten zu professionalisieren. Die Festlegung von Standards für den barrierefreien Zugang zu audiovisuellen Inhalten steht hierbei besonders im Fokus.


Professorin Christiane Maaß leitet die Forschungsstelle Leichte Sprache der Universität Hildesheim. Zum Forschungsteam gehört auch Sergio Hernández Garrido. An der Universität Hildesheim wurde die bundesweit erste Forschungsstelle zu Leichter Sprache aufgebaut, an der wissenschaftliche Arbeiten und praktische Projekte umgesetzt werden. Die Forschungsstelle widmet sich der Erforschung und Normierung des Sprachsystems der Leichten Sprache sowie der empirischen Erprobung der gewonnenen Erkenntnisse. Die Leichte Sprache ist ein Zusatzangebot zum Originaltext. Die Hildesheimer Medienlinguistinnen und Medienlinguisten übersetzen an der Universität zum Beispiel juristische Fachtexte und Formulare von Behörden, Märchen und Nachrichten. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim