Hannah Lerch

Illustratorin, Impro-Schauspielerin und Organisatorin von Science-Shows

„Ich versuche immer ein bisschen schräger und neben der Spur zu zeichnen“

Anfang des Jahres 2009 schloss Hannah Lerch ihr Studium der Kulturwissenschaften und  ästhetischen Praxis an der Universität Hildesheim mit dem Diplom ab. Sie wurde 1981 in Freiburg geboren, lebt und arbeitet in Hildesheim. Hannah Lerch ist Illustratorin, Improvisationstheaterschauspielerin bei Schmidtʼs Katzen und entwickelt und organisiert Science-Shows, in denen naturwissenschaftliche Themen für Kinder aufbereitet und vermittelt
werden. Nach ihrem Studium bewarb sich Hannah in Büros für Ausstellungsdesign, was jedoch vorerst erfolglos blieb. Nach einiger Zeit bekam sie das Angebot, ein Experimentierbuch für Kinder zu illustrieren, das ihr Vater mitentwickelt hatte. Sie stellte sich dem Christiani Verlag vor und bekam ihren ersten Auftrag als Illustratorin. Über eine neu geschlossene Bekanntschaft mit einer der Autorinnen dieses Buches gelangte Hannah an den Verlag
arsEdition in München. Inzwischen, also drei Jahre nach Abschluss ihres Studiums, hat Hannah bei arsEdition bereits sechs (Bastel-)Bücher illustriert und entworfen. Bis heute musste Hannah noch keine eigene Akquise betreiben, um sich um Aufträge zu bemühen. Einem erfolgreich abgeschlossenen Auftrag folgten weitere Aufträge desselben Verlages. Improvisationstheater spielt Hannah bereits seit der Zeit während ihres Studiums. Die Theatergruppe war bald auch über Hildesheim hinaus bekannt und tourte sogar in der Schweiz.

„Ich bin sehr glücklich darüber, dass mir Menschen Geld für die Dinge geben, die ich früher als Hobby betrieben habe und die mir unheimlich Spaß machen.“

Als Selbständige, sagt Hannah, muss man sich vor allem motivieren und organisieren können, denn der Arbeitsalltag variiert stark, je nachdem, an welchem Projekt sie gerade arbeitet. Zeichnet und entwirft sie für ein Buch, arbeitet sie in ihrem Büro, das sich über dem Theaterhaus Hildesheim befindet. Zu Beginn eines solchen Arbeitstages checkt sie als Erstes ihre Mails und „legt dann direkt los“. Wenn jedoch abends ein Auftritt mit Schmidtʼs Katzen ansteht, nimmt sich Hannah meist tagsüber Zeit, um sich darauf vorbereiten zu können. Aktuell designt und illustriert Hannah ein Buch zum Thema Energie für ein Bildungsprojekt für Grundschulen in Uganda.
Kontakte sind auch in ihrem Berufsfeld sehr hilfreich. Eine wichtige Geschäftspartnerin zum Beispiel hat Hannah einen großen Einblick in das Verlagswesen geben können und sie bei den Geschäftsbedingungen und Konditionen beraten.

Gefragt, ob sie sich durch einen bestimmten Stil auszeichne, erklärt Hannah, dass sie versuche, immer wieder neue Stile und Techniken auszuprobieren. „Ich versuche immer etwas schräger und neben der Spur zu zeichnen und nicht unbedingt nur runde Kindergesichter mit roten Wangen.“ Doch nur von einem dieser Jobs zu leben, wäre vermutlich schwer, deswegen ist sie froh darüber, drei Standbeine zu haben: die Aufträge als Illustratorin, das Theaterspielen bei
Schmidtʼs Katzen und das Entwickeln der Science-Shows für Kinder. Alles in allem, so sagt Hannah, könne sie eigentlich ganz gut davon leben, „es könnte zwar noch ein bisschen mehr sein“, aber sie ist zufrieden.

„Man muss einfach wachsam sein und mit Enthusiasmus nach Lücken suchen.“

Hannah rät Berufseinsteigern aus den Kulturwissenschaften, vor allem Ruhe zu bewahren. „Ich bin selber zwar sehr schnell reingeschliddert“, lacht Hannah, aber sie erlebe bei Freunden, dass sich auch manchmal nicht so schnell Angebote auftun. In zehn Jahren sieht sich Hannah Lerch „mit drei Kindern auf dem Schoß, immer noch zeichnend und hoffentlich immer noch an spannenden Projekten beteiligt.“

Text: Rabea Schubert, Yola Herold