Carolin Berendts

Kulturagentin an den Berliner Gesamtschulen

Anna-Seghers-Schule, Grünauer Schule und Sophie-Brahe-Schule im Bezirk Treptow-Köpenick „Beziehungsarbeit zwischen den beiden Polen Schule und Kulturinstitutionen – das istmein Kerngeschäft!“

Carolin Berendts wächst in einem Vorort von München auf. Durch ihren klassikbegeisterten Vater kommt sie zur musikalischen Früherziehung, mit neun Jahren erlernt sie das Geigenspiel. Ihre zweite große Liebe wird das Theater. Sie spielt nicht nur selbst Theater, sondern leitet zudem Kindertheater-Gruppen an. Erste Organisationserfahrungen sammelt sie im Theaterforum ihrer Heimat. Dort führt sie sämtliche Hilfstätigkeiten aus, bildet sich aber auch künstlerisch weiter: „Dadurch, dass ich da viel Theater sehen konnte, habe ich auch ein künstlerisches Urteilsvermögen herausgearbeitet.“ Das Theaterforum ebnet ihren weiteren Lebensweg auch insofern, als dass der Leiter sie auf den Studiengang Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis in Hildesheim aufmerksam macht. Nach dem Abitur absolviert sie erfolgreich die Aufnahmeprüfung, nimmt das Studium jedoch erst ein Jahr später auf, da sie
zunächst noch sozialen Dienst in Ecuador leistet.

„Das hat mich irgendwie gleich gepackt, weil ich merkte, da kommen ganz viele Sachen zusammen“

Carolin Berendts studiert drei Jahre in Hildesheim und eineinhalb Jahre in Marseille den deutsch-französischen Doppelstudiengang Médiation Culturelle de l’art. Zunächst ohne konkrete berufliche Ziele: „Ich dachte mir damals: Das ist doch toll, weiter Musik machen können, Theater spielen, das mache ich jetzt mal!‘“ Im zweiten Jahr in Marseille, wo der Schwerpunkt auf der Kulturvermittlung liegt, merkt sie langsam, in welche Richtung sie gehen möchte: „Das hat mich irgendwie gleich ge-packt, weil ich merkte, da kommen ganz viele Sachen zusammen: mein Interesse für Kunst und Kul-tur, auch meine Fähigkeit, gut kommunizieren zu können, auch gerne zu organisieren, auch gerne im Hintergrund Konzepte zu machen.“ Die Erkenntnis, nicht auf der Bühne stehen zu wollen, sondern dahinter alles zu organisieren, bestätigt sich bei einem deutsch-französischen Theaterprojekt in einem Praktikumssemester.

„Oh, ich hab im Studium doch eine Menge gelernt!“


In ihrem Urlaubssemester macht Carolin Berendts ein Praktikum bei der Agentur Next Interkulturelle Projekte, die das Vermittlungsprogramm für das Haus der Kulturen der Welt in Berlin gestaltet. Schon während des Praktikums merkt sie: „Oh, ich hab im Studium doch eine Menge gelernt!“ Und so nimmt sie das anschließende Jobangebot von der Agentur noch vor Beendigung ihres Studiums an: „Irgendwie fühlte ich mich da aufgehoben und dachte mir:
‚Okay, damit kann ich irgendwann auch mal richtig Geld verdienen!‘“ Über die Vermittlungsarbeit der Agentur schreibt sie schließlich auch ihre Diplomarbeit. Nach einem Jahr als Freiberuflerin denkt sie sich jedoch: „So viel Arbeit für dann doch nicht so viel Geld, soll es das gewesen sein? Hab ich dafür so lange studiert? Ich würde gern nochmal inhaltlich weitermachen!“ So entschließt sie sich zu promovieren. Gleichzeitig finanziert sie sich durch eine halbe Stelle als Praktikumsbeauftragte an der Universität Hildesheim. Später wird sie aufgrund ihrer Erfahrung auch zur Koordinatorin des deutsch-französischen Doppelstudiengangs und arbeitet somit auf einmal wieder fast Vollzeit, was die Promotion unmöglich macht, zudem sie weiterhin in Berlin lebt und nach Hildesheim pendeln muss. Also gibt Carolin Berendts die Promotion auf und wendet sich wieder ihrem Steckenpferd, der Kulturvermittlung, zu. Sie bewirbt sich bei den Kulturagenten, obwohl sie sich wenige Chancen ausrechnet. „Ich hatte das Gefühl, ich will nochmal Praxis ganz nah – also wirklich so Basisarbeit machen, um selber nochmal zu wissen: erstens, wie läuft Schule wirklich, und zweitens, welche von diesen tollen Konzepten, die ich immer lese, funktionieren wirklich?“ Weiterhin wollte sie wieder in einer Stadt leben und gleichzeitig dort arbeiten und nicht mehr pendeln. Entgegen ihrer eigenen Erwartungen erfüllt sich Carolin Berendtsʼ Wunsch – ihre Bewerbung bei den Kulturagenten ist erfolgreich.

„Etwas tun, für das man Stärken hat, es weiterentwickeln, sich einbringen!“

Für ihren Job bei den Kulturagenten gibt Carolin Berendts ihre feste Anstellung an der Universität Hildesheim für ein auf vier Jahre begrenztes Projekt auf. „Ich habe mich damals für diesen Job beworben, weil ich davon überzeugt bin, dass das eine wichtige Arbeit ist. Und ich wollte mir beweisen und auch an den Schulen beweisen, dass diese Arbeit möglich ist und auch sinnvoll ist!“ Für Carolin Berendts bedeutet Arbeit nicht Geld, sondern Spaß und Berufung: „Etwas tun, für das man Stärken hat, es weiterentwickeln, sich einbringen!“ Ihr Erstes von den geplanten vier Jahren bei den Kulturagenten braucht Carolin Berendts erst einmal, um in ihre Arbeit reinzukommen. Moderieren und Netzwerken, Ansprechpartner bei Lehrern, Eltern und Schülern suchen, Projektpartner finden, Projekte organisieren und Anträge schreiben bestimmen zunächst ihren Arbeitsalltag: „Beziehungsarbeit zwischen den beiden Polen Schule und Kulturinstitutionen – das ist mein Kerngeschäft!“ Laut Carolin Berendts sei das Innovative daran, dass sie als Außenstehende Dinge wahrnimmt, die den Leuten in ihrem jeweiligen Sektor gar nicht auffallen. Den Schwerpunkt ihrer Arbeit setzt sie also auf kuratorische Tätigkeiten und lebt sich kreativ nur im Entwickeln von Projektkonzepten aus. Dabei achtet sie jedoch besonders darauf, keine Projekte zu entwickeln, die nur sie unbedingt einmal machen möchte, sondern in ihren Konzepten die Schulen mitzunehmen und deren Bedürfnisse und Gegebenheiten zu berücksichtigen. Zwölf solcher Projekte hat sie bisher realisiert, auf eines ist sie besonders stolz: In „Gedankenräume“ hat sie anhand der Plattenbau-Architektur ihrer Schulen die darin zum Ausdruck kommende Ideologie und somit die DDR-Vergangenheit der Schulen im Osten aufgearbeitet. Das bedeutete viel künstlerische, praktische und theoretische Arbeit für alle Beteiligten, die sich aber auszahlt, wie Carolin Berendts betont: „Es gibt Momente, wo man einen Kick kriegt und merkt, das ist alles wichtig und gut. Wo alles Spaß macht und es kein Thema ist, dass man zwölf Stunden am Stück durcharbeitet. Diese Momente hatte ich vor allem in den Präsentationen, in den Projekten, in den Momenten, wo ich mit den Schülerinnen und Schülern und den Lehrerinnen und Lehrern in Kontakt war.“