WiSem 2008/09: Wozu Schönheit?

»Die schönen Dinge zeigen an, daß der Mensch in die Welt passe«, notierte Kant. Die Lust, die die Begegnung mit schönen Dingen uns bereitet, sei ein Wohlgefallen nicht an dem angeschauten Gegenstand, sondern an der guten Einrichtung der Welt: an dem Umstand, dass unsere Empfänglichkeit für Anschauungen überhaupt zu der anschau­lichen Erscheinung passt, in der die Gegenstände sich uns zeigen. Diese Erklärung der Erfahrung des Schönen kann freilich den Unterschied zwischen den ausnehmend schönen und den weniger schönen Dingen (Augenblicken, Menschen…) nicht erklären.

Doch die Macht der Schönheit hat uns fest im Griff. Sie drängt uns in leidenschaft­liche Gefühle und lichte Gedanken, sie treibt uns an zur Verschwendung und zur Selbst­ver­stümmelung. Sie reizt, zieht an und verwandelt Herz und Sinn der von ihr Getroffe­nen. Was sind die Wirkkräfte dieser Macht? Wozu werden sie verwendet in verschiedenen Kulturen der Welt?

Während die Philosophen über das Schöne nicht viel mehr herausgefunden haben, als dass das Prädikat weniger über den Gegenstand besagt, über den es ausgesagt wird, als über den, der es jeweils aussagt – und vielleicht auch noch über die Erwartungen der Sprecherin an die Adressaten ihrer Rede –, gibt die neuere evolutionsbiologisch infor­mierte Schönheitsforschung dem Satz, dass die Schönheit anzeige, dass der Mensch in die Welt passe, einen funktionalen Sinn.

Das Philosophische Kolloquium wird sich im Wintersemester 2008/09 mit dem Phänomen des Schönen auseinandersetzen und der Frage nachgehen, ob die "Schönheit" sich in interdisziplinärer und inerkultureller Perspektive auf ein "Wozu?" befragen lässt - oder ob "schön" nicht genau die Stuationen und Momente sind, bei denen es uns unsinnig erschiene, weiter nach einem Zweck zu fragen, zu dem sie gut sein sollten.

 


Universität Hildesheim / Hörsaal 2 / Donnerstags, 18 Uhr c.t. / Beginn: 23. 10. 2008         

 


- Das Philosophische Kolloquium wird unterstützt von Littera Nova, Wallstraße 12a, Hildesheim -

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