Kolloquium im Wintersemester 2014/15: "Weisen der Evidenzerzeugung"

Donnerstags, 18 Uhr c.t., Hörsaal 2 der Universität Hildesheim.

Evident ist eine Aussage, an deren Wahrheit ich nicht zweifeln kann, d.h. eine Aussage, deren Wahrheit sich so unmittelbar zeigt und die so unvermeidlich einleuchtet, dass ich nicht fähig bin, sie ernsthaft in Frage zu stellen. Das Prädikat der Evidenz betrifft den Status der Wahrheit des jeweils Ausgesagten. Wenn etwas als evident wahrgenommen wird, dann impliziert das die entsprechende Gewissheit der Wahrheit im Bewusstsein. Umgekehrt gilt aber nicht, dass ich alles, was mir gewiss ist, für evident halte. Gewissheiten einerseits und Evidenzen andererseits sind auch heute noch Ausgangs- und Zielpunkte unserer Wahrheitssuche in den Wissenschaften, wenn auch nicht mehr vor dem Hintergrund einer Cartesischen Einheitswissenschaft, sondern unter dem englischen Namen „evidence“ im Rahmen empirischer Forschungswissenschaften.

Doch wie finden und wie bestimmen wir Evidenzen? Wie erzeugen wir Evidenzen und wie teilen wir sie mit? Offensichtlich wird die Evidenz einer Aussage auf verschiedenen Wegen, in verschiedenen Darstellungsformen generiert. Dabei erweist sich Evidenz, was ihre Gegenstände betrifft, als irreduzibel vielgestaltig. Unabsehbar viele Aussagen treten als Kandidaten für das Prädikat der Evidenz in Erscheinung. Evidenzen sind immer historisch, immer kontextuell, immer durch anderes Denken vermittelt.

Die Vortragsreihe des Philosophischen Kolloquiums stellt den ReferentInnen die Aufgabe, in unterschiedlichen Feldern des Denkens exemplarisch zu zeigen, dass und auf welchen Wegen und in welchen Formen Evidenz erzeugt worden ist, folglich erzeugt werden kann, und wie diese Weisen, Evidenz zu erzeugen, unser jeweiliges Welt-, Selbst- und Fremdverhältnis leiten, gestalten und modifizieren.