Kolloquium im Wintersemester 2015/16: "Üben: Disziplinierung oder Befreiung?"

Donnerstags, 18 Uhr c.t., Domäne Marienburg, Hohes Haus, Raum 202

Die Ausdrücke „Üben“ und „Übungen“ haben viele Bedeutungen. Es gibt eine Reihe von Bereichen unseres Lebens, an die wir zuerst denken mögen, wenn wir diese Ausdrücke hören. Wenn wir ein Instrument spielen, dann müssen wir notwendigerweise „üben“, eine neue Sprache müssen wir „üben“, vor einer Prüfung gehen viele in Klausur, um noch mal zu „üben“. Diese Beispiele rufen die Ambivalenz wach, die mit unseren Praxisformen des Übens, sich in etwas Einübens oft verbunden ist, die Ambivalenz zwischen Disziplinierung und Befreiung.

Welche Funktion hat das Üben in der Philosophie? Das Nachdenken über Übungen und Üben hat durch die späten Arbeiten von Michel Foucault und durch das umstrittene Buch „Du mußt dein Leben ändern. Über Anthropotechnik“ von Peter Sloterdijk neuen Aufschwung erfahren. Dabei zeigen uns Foucault und Pierre Hadot, von dem ersterer sehr stark inspiriert ist, wie lang die Tradition des Übens in der Philosophie zurückreicht und welche Rolle diese für uns heute wieder spielen könnte.

Im Philosophischen Kolloquium werden verschiedene Felder kultureller und ästhetischer Praktiken des Übens thematisiert. Einige der Beiträge werden sich mit alten europäischen Traditionen des Übens und ihrer Neuentdeckung beschäftigen. Zudem werden auch einige Traditionen der außereuropäischen Philosophie in die Diskussionen einbezogen, in denen Übungsformen eine ungleich größere Rolle gespielt haben als in Europa.