Fachgebiet Kunstwissenschaft (Kulturwissenschaften)
Die Professur ist für den Theorie-Praxis-Zusammenhang der Hildesheimer Kulturwissenschaften entworfen. In der Lehre werden sowohl grundlegende kunsthistorische wie auch kunsttheoretische Kenntnisse vermittelt und zugleich eine kunstwissenschaftliche Forschung im Hinblick auf die Geschichte und Theorie der Bildmedien sowie ihrer kulturellen Praxis betrieben. In der Lehre sollen dementsprechend Theorie und Praxis miteinander verknüpft werden. So wird die gesamte Bandbreite von Seminaren mit einer kunst- und kulturwissenschaftlichen Themenstellung über Seminare mit Forschungsprojekten, in denen sich die Studierenden auch selbst forschend mit dem jeweiligen Thema auseinandersetzen müssen, bis hin zu Fragestellungen der Kunstvermittlung angeboten.
In Forschung und Lehre geht es mir im Kern um eine Arbeit am Bild, welche die jeweiligen bildnerischen Lösungen als Kommunikationsformen eines bildnerischen Denkens herauszustellen sucht, dessen visuelle Strukturen einem Erkenntnisinteresse verpflichtet sind, das sich als „Wissenschaft, für die Augen“ (so hatte es Philipp Otto Runge einmal formuliert) beschreiben läßt.
Die historischen wie auch die aktuellen kunsthistorischen, philosophischen und medientheoretischen Debatten um „Bilder“ bereiten – kritisch betrachtet – das generelle Fundament meiner Lehre und Forschung. In meinen Lehrveranstaltungen von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart folge ich dem „Primat des Sehens“, des genauen Beobachtens, um mit den aus der visuellen Analyse der künstlerischen Arbeiten gewonnenen Erkenntnissen den historischen Kontext zu erschließen und so den Voraussetzungen und Bedingungen dieser Arbeiten nachzugehen. Kunstwissenschaft als Geistes- und Kulturwissenschaft ist für mich eine hermeneutische Arbeit am Bild, die historische Kontexte einschließt und sich dabei den jeweiligen Aktualisierungen (durch die geschichtlichen wie auch theoretischen Veränderungen innerhalb des Faches Kunstgeschichte) nicht verschließt.
Auf dieser Grundlage geht es in meiner Forschungs- und Lehrtätigkeit um Erkenntnisgewinnung über die Rolle des Sehens und der Visualisierungen (im weitesten Sinne also um das „Bildermachen“ und „Bildersehen/Bildrezeption“ wie auch um das jeweilige „Bildverständnis“) innerhalb der verschiedenen kulturgeschichtlichen Epochen. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Problemgeschichte der Moderne von ihren Anfängen „um 1800“ bis in die Gegenwart.
Geb. 1964 in Recklinghausen; Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie an der Justus-Liebig-Universität Gießen; 1986 Gründung der Galerie „a.c.lony“ in Gießen. Bis 1988 Ausstellungen zeitgenössischer Kunst; 1991 Magister Artium; seit 1991 wissenschaftliche Mitarbeit an verschiedenen Ausstellungen und Autor von Katalogtexten; 1991 Stipendium zur Graduiertenförderung des Landes Hessen; 1993-1995 Forschungsaufenthalt in den USA (New York City und Houston);1997 Promotion (Palermo – Bildidee und Werkegriff, Worms 2000); 1997-1999 Postdoktorandenstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Graduiertenkollegs „Klassizismus und Romantik im europäischen Kontext. Die ästhetische Erfindung der Moderne in Literatur, bildender Kunst, Musik und Alltagskultur“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen; 2000-2004 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Sonderforschungsbereich 434 „Erinnerungskulturen“ an der JLU-Gießen; 2003 - 2008 Assistenz- Professor am Kunsthistorischen Institut der Universiteit van Amsterdam (UvA), Niederlande; 2007 Habilitation (Das bildnerische Denken Philipp Otto Runges, München 2010); seit WS 08/09 Universitätsprofessor (W3) für Geschichte und kulturelle Praxis der Bildenden Kunst am Institut für Bildende Kunst und Kunstwissenschaft an der Universität Hildesheim.
Geschichte und Theorie des Bildes in der Moderne (um 1800 bis Gegenwart); Bild- und Geschichtstheorie in der Kunst der Romantik; Kunst und (Natur-)Wissenschaft „um 1800“; Kunst seit 1960 in Europa und USA; Geschichte und Theorie der Fotografie; Kunstgeschichte als Kulturwissenschaft; Visualisierung von Zeit und Geschichte in den Bildformen der Moderne
Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit Repräsentationen von Geschichte in den visuellen Medien von ca. 1800 bis in die Gegenwart. Es ist eine interdisziplinär angelegte bildwissenschaftliche Untersuchung, die den wandelnden Auffassungen von „Geschichte“, „Ereignis“, „Erinnerung“ und „Vergessen“ als Schlüsselbegriffen der „unvollendeten Moderne“ (Habermas) nachgeht, die im 19. Jahrhundert in Europa wie auch den USA sich formiert. Der Fokus dieser Forschungsarbeit liegt dabei auf dem Gebiet der Visualisierungen dieser Auffassungen und der Rolle der alten wie neuen Bilder und Bildmedien im Hervorbringen von Ideen, Theorien und Interpretationen von „Geschichte“. Das Projekt erforscht das kritische Potential visueller Formationen (und Transformationen) und die Rolle von Bildern nicht sosehr als Illustrationen, sondern als Produzenten von „Wissen“, welche die Herausforderungen und Bedingungen der modernen Gesellschaften in ihren Bemühungen reflektieren, Bezüge zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu konstruieren. Das Forschungsprojekt
Untersucht das Erkenntnispotential von nicht-diskursiven, visuellen und visuell-narrativen Strukturen in Werken der Bildenden Kunst auf deren eigenem Gebiet des „visuellen Denkens“. Indem spezifische Auffassungen, Formen und Visualisierungen von „Bildzeit“, „geschichtlicher Zeit“ und „Erinnerungszeit“ aufgezeigt, beschrieben und analysiert werden, will dieses Projekt diejenigen Möglichkeiten auf dem Gebiet der Visualisierungen erkunden, mit denen Kontinuitäten (oder Brüche) zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft jenseits der Narration von Geschichte bedacht und vorgestellt, aber auch deren Problematik und kritisches Potential sichtbar gemacht werden.
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