Internationale Kulturpolitik trifft Digitalität. Eine Irritation zum Fragenstellen. Vol. 1

Dienstag, 13. April 2021 um 15:35 Uhr

"Extrem laut und unglaublich nah. Erkundungen im Erlebnisraum eines neuen Hier und Jetzt": Teil 1 einer fünfteiligen Veranstaltungsreihe des Auswärtigen Amts, mit Teilnahme des UNESCO Chairholder Julius Heinicke und unter Beteiligung des Instituts für Kulturpolitik.

Die Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung bietet, lassen uns große Entfernungen in Echtzeit überbrücken. Auch wenn das physische Beamen eine Fiktion bleiben wird, suggerieren uns neue Formate eine neue Art von Nähe auf Distanz. Gleichzeitig steigt der Wert der echten Begegnung offenbar gerade dann, wenn sie weniger selbstverständlich ist. Das Bedürfnis nach echter Nähe lässt sich durch Nähe auf Distanz nicht stillen.

In der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik arbeiten wir an vielen Stellen mit Nähe, mit tatsächlich überwundener Distanz. Sie hilft dabei, Vorurteile durch unmittelbares Kennenlernen zu überwinden – sei es im Rahmen eines Austauschs oder durch die sinnliche Erfahrung von Kultur.

Im Rahmen dieser Veranstaltung wollen wir in Teilbereichen ausleuchten, wie viel sinnliches Erleben uns bleiben muss – wieviel Nähe, wieviel Extremes. Wir wollen fragen, wie wir ein eventuell neues Hier und Jetzt beschreiben und schaffen können, wieviel Gleichzeitig- und Gleichräumigkeit wir brauchen, um das Verständnis, das Verbindende zu erreichen, was Ziel der Internationalen Kulturpolitik ist und bleiben muss.

Konkret beziehen wir dies auch auf Präsenzen: Wie kann dauerhafte physische Präsenz ggf. neu gedacht werden (z.B. in Form von Kulturinstituten oder Residenzprogrammen)? Welchen Wert wird das leibhaftige Erleben und Begenen in geschützten Räumen haben? Wieviel persönlichen Kontakt brauchen Austauschprogramme, welchen Wert hat gemeinsames persönliches (Er)lernen?

Diese Fragen wollen wir stellen – uns und anderen, die über diese Themen nachdenken. Am Anfang wird ein Inputgespräch mit Dr. Anna Kuhlen stehen. Sie arbeitet im Bereich Neurokognitive Psychologie im Institut für Psychologie der Humboldt- Universität zu Berlin und wird mit uns über den Fragenkomplex des persönlichen Erlebens aus neurowissenschaftlicher Perspektive sprechen.

Anschließend werden wir in drei Breakout-Sessions Teilbereiche des Themas befragen, die die AKBP unmittelbar betreffen können:

(1) Was bedeutet Präsenz für Kulturinstitute, für Residenzprogramme? (2) Was bedeuten Räume der leibhaftigen Präsenz für ein Gemeinschaftsgefühl im Verschiedensein? Schaffen wir es, die Akzeptanz von Unterschiedlichkeit/Vielfalt der Menschen und deren Kulturen ohne diese leibhaftige Präsenz herzustellen? (3) Lassen sich Begegnungsformate wie Schulen im digitalen Bereich ersetzen? Eröffnet das ggf. auch Chancen der radikalen Demokratisierung von Mitteln?

Am Ende wollen wir die neu gewonnenen Fragen und vielleicht sogar schon manchen Ansatz einer Antwort zusammenführen und versuchen, daraus die ersten Wegmarken zu machen auf dem Weg der AKBP in die Digitalität.

Mehr Informationen zu den Tätigkeiten des UNESCO Chairs, finden Sie hier.