Shaping Cultural Policies

Wie kann Kulturpolitik so gestaltet werden, dass neue kulturelle Narrative für ein geeintes, lebenswertes und demokratisches Europa entstehen? Einführungsvortrag und Vorbereitungssitzung für das Dialogforum im Juni.

Europa steht vor großen Herausforderungen. Im Ost-West-Verhältnis verlangt eine Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven nach neuen Antworten, während vielfältige Stimmen aus dem In- und Ausland zunehmend mehr Teilhabe einfordern. Die sicherheitspolitischen Anforderungen an ein geeintes Europa steigen, gleichzeitig wächst durch Spaltungstendenzen, Fragmentierung und Polarisierung der Druck auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die europäische Idee und demokratische Werte werden dadurch zunehmend infrage gestellt.

Diese Entwicklungen gehen mit einer verstärkten Polarisierung und Radikalisierung einher: Politische Extreme gewinnen an Einfluss und sind längst nicht mehr nur Randerscheinungen. Insbesondere rechtspopulistische Parteien nehmen an Bedeutung zu und vernetzen sich europaweit und darüber hinaus. Gleichzeitig lässt sich ein affirmatives, gruppenbezogenes, exkludierendes Kulturverständnis beobachten.

Vor diesem Hintergrund stellen sich zentrale Fragen: Wie kann sich der Kulturbereich im Gegenzug für die Stärkung der europäischen Demokratien einbringen? Wie kann die Attraktivität eines gemeinsamen europäischen Fundaments wiederhergestellt werden? Welche Eingeständnisse in Versäumnisse und Irrtümer sind anzuerkennen? Wie lässt sich die Erzählung eines offenen Europas neu denken? Welche Rolle können kulturelle Narrative und künstlerische Räume in diesem Prozess spielen? Und wie können kulturelle Orte als sogenannte Dritte Orte zur Förderung kultureller Aushandlungsprozesse beitragen?

Diese Fragen stehen im Zentrum eines europäischen Austauschs, der in einem geschützten Raum auf Schloss Genshagen bei Berlin stattfindet. Ziel des Projekts ist es, ein Dialogforum zu etablieren, das die Vernetzung europäischer Kulturschaffender mit unterschiedlichen Perspektiven und Erwartungen fördert. Um die Herausforderungen aktueller und künftiger Transformationsprozesse mit demokratischen Mitteln zu gestalten, gilt es, neue Visionen für ein lebenswertes Europa zu verhandeln, unterschiedliche Sichtweisen einzubeziehen und gemeinsam zu diskutieren, für welches kulturelle Europa man sich einsetzen will.

Das geplante Dialogforum – eine Kooperation der Stiftung Genshagen, des UNESCO Chair „Cultural Policies for the Arts and Transformation“ an der Universität Hildesheim und des ifa – Institut für Auslandsbeziehungen – möchte die Zusammenarbeit europäischer Kulturakteur*innen stärken und gemeinsame Antworten auf die gegenwärtigen Herausforderungen erarbeiten.

Die Veranstaltung richtet sich insbesondere an Wissenschaftlerinnen, Kulturpolitikerinnen und Kulturschaffende aus Deutschland, Frankreich und Polen im Rahmen des Weimarer Dreiecks sowie an Teilnehmende aus weiteren mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern. Insgesamt werden bis zu 22 Teilnehmer*innen eingeladen.

Zur Eröffnung des Dialogforums fand am 22. Mai ein öffentlicher Einführungsvortrag von Sylvia Amann, internationaler Beraterin im Bereich Kultur- und Kreativwirtschaft sowie Leiterin von „inforelais“, zum Thema „Context and Dimensions of (Culture) Policies to Strengthen European Democracy“ online statt. Der Vortrag wurde aufgezeichnet und ist hier zu finden.

Als nächster Schritt fand am 12. und 13. Juni ein Workshop auf Schloss Genshagen mit zivilgesellschaftlichen Akteur*innen aus unter anderem Polen, Frankreich, Deutschland, der Ukraine, Ungarn und Kroatien statt.

Partner: Stiftung Genshagen; ifa – Institut für Auslandsbeziehungen; Universität Hildesheim – UNESCO Chair „Cultural Policies for the Arts and Transformation“