Geschichte und Ästhetik des Web-TV in Konkurrenz zum traditionellen Fernsehen. Eine Analyse von nonfiktionalen Web-TV-Sendungen.

Dissertationsprojekt Jennifer Ahl

Abstract des Vorhabens

Fernsehen befindet sich im Wandel. Die letzten Zweifel wurden im Zuge der Digitalisierung, der sich ausweitenden Internetnutzung und der Videoplattform YouTube zerstreut. Diese medialen Veränderungen haben gleichfalls neue fernsehartige Phänomene hervorgebracht. Im Zentrum steht das Web-TV, dessen Gegenstandsbereich und dessen Anteil am Wandel des traditionellen Fernsehens bis heute ungeklärt ist.

In meiner Dissertation geht es um eine fundierte und systematische Erarbeitung des Web-TV. Das Web-TV, oftmals synonym auch als Internet-Fernsehen bezeichnet, kursiert als Begriff bereits seit Ende der 1990er Jahre unter Web-Produzenten und Usern. Seitdem sind Nutzung sowie Angebot von Audiovisuellem im Web rasant angewachsen und zum Massenphänomen geworden, dennoch ist eine konsequente begriffliche und ästhetische Bestimmung bis heute ausgeblieben. Unübersichtlichkeit, Vielzahl, Kurzlebigkeit und Vielfalt der Videos erschweren das Ausdifferenzieren einheitlicher Begriffe und das Erarbeiten plausibler Teilbereiche mit ihren Genres. Die medien- und kulturwissenschaftliche Analyse und die anschließende Einordnung des Gegenstandes verlangen folglich nach einer intensiven Recherche in angrenzender Fachliteratur und Fachzeitschriften der letzten 15 Jahre, aber auch in Communitys, Webarchiven und Blogs.

Den Kern des Web-TV bilden neue audiovisuelle Inhalte, die nicht im traditionellen Fernsehprogramm vorkommen, sondern gezielt für das World Wide Web produziert und dort veröffentlicht werden. Dabei bestimmt eine grundlegende Frage meine Perspektive auf den Gegenstand: „Was ist Fernsehen in einer Zeit, in der Medien konvergieren, Zuschauer zu Produzenten werden und die Bedeutung des Webs wächst?“. So ist für das Web-TV das plausible Abgrenzen als Fernsehartiges gegenüber anderen nicht-fernsehartigen Bewegtbildformen im World Wide Web konstituierend. Der Blick wird damit unweigerlich auf eine vermeintliche Konkurrenz zwischen dem traditionellen Fernsehen und dem jungen Web-TV gelenkt. Eine solche Konkurrenzsituation kann jedoch nur entstehen, wenn bereits Bekanntes leicht abgewandelt und kombiniert mit einer anderen Nutzungsqualität einen Mehrwert für den Rezipienten generiert. Ob dieses Konkurrenzpotential im Web-TV tatsächlich enthalten ist, lässt sich nur ganz konkret anhand von Analysen einzelner Sendungen überprüfen, wodurch die ästhetischen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu traditionellen Fernsehsendungen hervortreten. Will man den neuen Gegenstand das erste Mal fundiert und weit reichend erarbeiten, sind nicht nur die begriffliche und ästhetische Bestimmung des gerade mal zehnjährigen Gegenstandes von Interesse, sondern auch das erstmalige systematische Entwerfen einer Geschichte des Web-TV entlang der unbeständigen und rasanten Entwicklung der vielfältigen Web-Videos. Das Ziel meiner Dissertation ist es also, die zahlreichen wissenschaftlichen Lücken, die das Web-TV ungreifbar und diffus erscheinen lassen, zu schließen und es in ein ästhetisch begründetes Verhältnis zu den traditionellen Bewegtbildmedien zu setzen.

Links

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