Diversity Monitoring an der Universität Hildesheim: Ergebnisse und Maßnahmen

Freitag, 03. Juni 2022 um 09:00 Uhr

Im Wintersemester 2020/2021 riefen das Gleichstellungsbüro und das Zentrum für Bildungsintegration alle Studierenden zur Teilnahme am „Diversity Monitoring“ auf, um über ihre Erfahrungen und ihre Bedarfe an der Universität Hildesheim in einer anonymen Umfrage zu berichten. Nun stehen die Ergebnisse der Befragung und daraus abgeleitete Maßnahmen fest.

Hintergrund des Projekts „Diversity und Chancengleichheit an der Stiftung Universität Hildesheim: Vielfalt managen und Studienbedingungen verbessern (2020-2023)“ ist das Anliegen der Universität, die Vielfalt der Studierenden und ihre Lebenssituationen bei der Gestaltung von Lehre und Studium stärker zu berücksichtigen, um so einen Beitrag zur Chancengleichheit zu leisten. Angestrebt wird ein Studienerfolg für die Studierenden, der von der individuellen Leistungsbereitschaft und -fähigkeit abhängig sein soll und unabhängig von der jeweiligen Lebenssituation, der Herkunft, dem Bildungs- oder Erfahrungshintergrund, dem Alter oder Geschlecht, ihrer Religion bzw. Weltanschauung oder von Behinderungen oder chronischen Erkrankungen.

Mit der im vergangenen Jahr durchgeführten Umfrage um das Projektteam Prof. Dr. Viola B. Georgi, Dr. Silvia Lange und Fanny Petermann, konnten aktuelle, anonyme Daten ermittelt werden, welche Einblicke in die Erfahrungen und Bedarfe der Studierenden geben. „Seit dem ersten Diversity Monitoring der Universität in 2013 hatten wir keine aktuellen Daten zur Diversität der Studierenden und zu ihren Diskriminierungserfahrungen“, sagt Fanny Petermann, Koordinatorin des Projekts. „Die Erhebung knüpft außerdem an gesellschaftspolitische Entwicklungen und Forderungen der letzten Jahre an, Daten zu erheben, die Benachteiligungen sichtbar machen. Sie bilden die Grundlage, um bedarfsgerecht Angebote zu entwickeln und Diskriminierung bearbeiten zu können.“ Befragt wurden die Studierenden zu ihrer persönlichen Situation, Diskriminierungserfahrungen, zur Nutzung existierender Angebote und Bedarfe sowie zur Bewertung von ausgewählten Studienbedingungen.

Die Ergebnisse sind laut Petermann vor dem Hintergrund der studentischen Diversität und Erfahrungen vielfältig und lassen sich nur schwer auf wenige zentrale Punkte reduzieren. „Wichtig ist, bei dem Thema Chancengleichheit nicht nur auf die besonders auffälligen Häufigkeiten zu schauen, da auch Zielgruppen, die durch kleinere Zahlen repräsentiert sind, von spezifischen Diskriminierungsrisiken betroffen sein oder bestimmte Bedarfe haben können“, sagt Petermann. Die Daten verweisen u. a. auf die Realität der Geschlechtervielfalt und damit zusammenhängende Bedarfe. So zeigten sich bei Studierenden mit Sorgeverantwortung Mehrfachbelastungen und insbesondere pflegende Studierende nutzen der Befragung zufolge derzeit kaum die Unterstützungsmöglichkeiten der Universität. „Auffällig viele Befragte haben in dieser Befragung psychische Erkrankungen angegeben, was wir auch mit der Pandemie in Verbindung bringen“, so Petermann. „Ein Thema, das über die Hälfte der Befragten betrifft, ist die Erwerbstätigkeit neben dem Studium, die Auswirkungen auf den Studienverlauf zur Folge haben kann. Im Kontext von Diskriminierungen zeigen die Daten, dass diese sich vielfältig äußern und einige Merkmale und Ausprägungen, wie Geschlecht, rassistische Zuschreibungen oder soziale Herkunft, von höherer Bedeutung sind.“

Mit verschiedenen Akteur*innen wurden basierend auf den Ergebnissen des Monitorings Maßnahmen für die jeweiligen Themenbereiche erarbeitet. Zu den abgeleiteten Maßnahmen, welche kurz- und mittelfristig umgesetzt werden sollen, gehören die Verbesserung der Sichtbarkeit existierender Beratungs- und Unterstützungsangebote sowie wichtiger Informationen, längerfristig angestrebt wird die Fortführung bzw. der Ausbau von Weiterbildungsangeboten und Maßnahmen zu Diversity in der Lehre. „Übergreifend wichtig ist die gute Sichtbarkeit der existierenden Angebote und Maßnahmen“, so Petermann. „Daher bereiten wir gerade ein Webportal vor, das alle wichtigen Informationen zusammenführt und perspektivisch auch auf Englisch bereitstellt.“

Innerhalb der restlichen Projektlaufzeit plant das Team um Petermann, Georgi und Lange die Umsetzung besonders dringender Maßnahmen. Zu diesen zählt die Sichtbarmachung der existierenden Angebote und die Bereitstellung von Informationen zu Diskriminierung. Parallel ist ein Austausch mit verschiedenen Akteur*innen, u. a. dem Projektbeirat „Diversity und Chancengleichheit in Studium und Lehre“, wichtig. „Es war zu erwarten, dass die Studierendenschaft divers ist, da Diversität nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall ist“, so Petermann. „Außerdem war zu erwarten, dass grundsätzlich Diskriminierungen vorkommen. Diese hängen mit strukturellen Ungleichheiten zusammen und reichen in alle gesellschaftlichen Bereiche hinein, sodass auch Hochschulen davor nicht geschützt sind. Daher war es wichtig, sowohl die Diversität der Studierendenschaft als auch Diskriminierungserfahrungen und -risiken sichtbar zu machen. Schließlich gilt es nun, Wege und Lösungen zu finden, wie die Themen auch in der Zukunft weiterbearbeitet und langfristige Ziele erreicht werden können.“

 

Weitere Informationen

Den Ergebnisbericht zum Diversity Monitoring sowie weitere Informationen zur Befragung finden Sie hier. Ansprechpartnerin zum Thema Diversity Monitoring ist Fanny Petermann, Projektkoordinatorin, unter petermann@uni-hildesheim.de.


In der Studierendenbefragung wurde nach verschiedenen Merkmalen für persönlich erfahrene und beobachtete Diskriminierungen gefragt. Grafik: Ergebnisbericht des Diversity Monitorings 2022

Es liegen Daten vor zu Wünschen nach Angeboten und Unterstützung, die für das Thema Chancengleichheit bedeutsam sind. Grafik: Ergebnisbericht des Diversity Monitorings 2022