Bernwardtür im Fokus der Hirnforschung / NDR berichtet

Mittwoch, 13. Juni 2012 um 13:45 Uhr

Die Hildesheimer Bernwardtür wird 2015 tausend Jahre alt. Studierende der Universität Hildesheim erforschen, was im Gehirn von Menschen vor sich geht, wenn sie das bronzene Portal betrachten. Dabei interessiert sie besonders, welche Effekte Hintergrundinformationen über die Bernwardtür auf die Blicksteuerung, Aufmerksamkeit und Gedächtnisprozesse der Betrachter ausüben können. Ein Team des NDR Fernsehens hat die Messungen der Hirnströme und Blickbewegungen begleitet.

Die Hildesheimer Bernwardtür gehört zu den bedeutendsten Kunstschätzen des Bistums Hildesheim. 2015 feiert sie ihr tausendjähriges Bestehen. Studierende des Instituts für Psychologie der Universität Hildesheim erforschen im Sommersemester, was im Gehirn von Menschen vor sich geht, wenn sie das bronzene Portal und seinen biblischen Figurenschmuck erstmalig betrachten. 

Dabei interessiert die 16 Studierenden der Pädagogischen Psychologie besonders, ob die Menge und Art von Hintergrundinformationen zur Tür, die den Probanden vor der Betrachtung vermittelt werden, unterschiedlich positive oder negative Effekte auf die Blicksteuerung, die Aufmerksamkeit sowie die Verankerung des Wahrgenommenen in das Gedächtnis der Betrachter ausüben können.

Wie wirken sich die Informationen, die zum Beispiel ein Museumspädagoge, ein Stadtführer oder ein Kunstlehrer vor dem Betrachten der Bernwardtür gibt, auf Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprozesse der Besucher aus? An welchen Stellen fokussiert sich die Aufmerksamkeit und wann verankert sich das Gehörte und Gesehene besonders fest im Gedächtnis?

Die Idee zur Studie entwickelten die Studierenden in einem Forschungsseminar, dass der Neurowissenschaftler und Psychologe Prof. Dr. Kristian Folta-Schoofs gemeinsam mit dem Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim durchführt. An der Universität hat er die Juniorprofessur für Neurobiologische Grundlagen des Lernens inne.

Die Museumspädagogin Julia Kruse und der Museums-Geologe Dr. Jürgen Vespermann führten die Studierenden in den letzten Monaten durch die Ausstellungsräume und Archive des Museums und waren bei der Suche nach einer museumspädagogisch wertvollen Fragestellung sowie einem geeigneten „Forschungsobjekt" behilflich. 

Im Neurolabor der Universität erfolgte die praktische Einarbeitung in die neurowissenschaftlichen Apparate und Methoden, die während der Messung vor der Bernwardtür in dieser Woche zum Einsatz kamen. Dazu gehören moderne Apparate zur Registrierung von Blickbewegungen und Hirnströmen. Vor der Messung erhielt eine Versuchsgruppe strukturierte Hintergrundinformationen über die Bernwardtür (zur Geschichte, zu abgebildeten biblischen Figuren und zu den einzelnen Bildsequenzen), eine zweite Gruppe der Probanden näherte sich der Bernwardtür unbefangen. Die Psychologiestudierenden von Prof. Folta-Schoofs werten die Daten nun aus. Ergebnisse sollen Ende Juli bekannt gegeben werden.

Während der Domsanierung ist die fünf Meter hohe Bernwardtür, die normalerweise das Westportal des Mariendoms ziert, im Roemer- und Pelizaeus-Museums ausgestellt. Der Direktor des Dom-Museums, Prof. Dr. Michael Brandt, und die Direktorin des Roemer- und Pelizaeus-Museums, Prof. Dr. Regine Schulz, unterstützen das Forschungsvorhaben.

Medienberichte:

NDR Fernsehen, Hallo Niedersachsen, „Studenten der Uni Hildesheim wollen herausfinden, wie Vorwissen die Wahrnehmung beeinflusst. Objekt der Hirnforschung: die Bernwardstür des Hildesheimer Doms", 13.06.2012 (Film, Langfassung, 5 Min.)

NDR Fernsehen, NDR aktuell, „Was merken sich Museumsbesucher? Studenten der Uni Hildesheim führen außergewöhnliches Forschungsprojekt durch", 13.06.2012 (Film Kurzfassung und Text)

Bistum Hildesheim, „Ein Blick ins Hirn. Studierende erforschen Augenbewegungen beim Betrachten der Bernwardtür", 12.06.2012


Bernwardtür im Fokus der Hirnforschung: Prof. Dr. Kristian Folta-Schoofs und Studierende der Pädagogischen Psychologie der Stiftung Universität Hildesheim bereiten die Messungen der Hirnströme vor. Foto: Andreas Hartmann

Bernwardtür im Fokus der Hirnforschung: Prof. Dr. Kristian Folta-Schoofs und Studierende der Pädagogischen Psychologie der Stiftung Universität Hildesheim bereiten die Messungen der Hirnströme vor. Foto: Andreas Hartmann