NFV-Lehrstunde - Futsal Starterpaket überreicht

Sonntag, 02. November 2008 um 00:00 Uhr

Temporeicher Budenzauber a la Ronaldo und Co. NFV-Lehrstunde zum „schönen Spiel“ am Sportinstitut der Universität: Futsal-Starterpaket überreicht

Dieter Neubauer, Vorsitzender des Ausschusses für Freizeit-Breitensport sowie Futsalbeauftragter im Norddeutschen Fußballverband (NFV) (links), überreichte Uni-Dozent Peter Flemming ein Futsal-Starterpaket. Mit den darin enthaltenen fünf Bällen und zwölf Leibchen, Broschüren und Regelwerk, gingen die Sportstudenten beigeistert auf Torjagd. Fotos: Keller

 (sis) Ronaldo, Pele und Ronaldinho verdanken dem „Spiel mit dem schweren Ball“ ihre grandiose Technik. Futsal, die Hallen-Variante des Fußballs, bei dem schnelle und gute Techniker für dreimal soviel Tore sorgen wie auf dem Rasen, haben 40 Sportstudenten in dieser Woche getestet.

Montag beziehungsweise Donnerstag, 8.15 Uhr, Große Halle des Sportinstituts: Sonst dozieren hier Institutsmitarbeiter Bettina Lamers und Peter Flemming in ihren Seminaren „Spiele-Vermittlung und alternative Spielkulturen“. Heute haben zwei Fußballexperten das Sagen. Dieter Neubauer führt 20 junge Männer und Frauen zunächst in die Theorie des Futsals ein (siehe auch Stichwort).

„Wir wollen den Hallenfußball weiter voran bringen“, erklärt der Vorsitzender des Ausschusses für Freizeit-Breitensport sowie Futsalbeauftragter im Norddeutschen Fußballverband (NFV). Nach dem Willen des Verbandes soll Futsal langfristig den jetzigen Hallenfußball ersetzen. Deutschland hänge dem weltweiten Trend klar hinterher. Andere Nationen haben leistungsmäßig die Nase vorn. Allein in den Niederlanden werden an jedem Wochenende mehr als 1000 Futsalspiele angepfiffen. Die Variante des Fußballs ist andernorts sehr populär und eine nicht zu unterschätzende Grundlage der Nachwuchsförderung, wirbt Neubauer.

Nicht umsonst habe die Fußball-Legende Pele den Futsal als „Vorstufe zum schönen Spiel, als Fußball in seiner reinsten Form“ betitelt. In Deutschland sei diese Botschaft noch nicht angekommen, das sei das Problem, besonders in den Reihen einiger Funktionäre, moniert Neubauer. Denn die große Effektivität des Futsals zum Erlernen des Fußballspielens werde unterschätzt. Der NFV-Vertreter dazu: „Südamerikanische Kinder spielen Futsal auf Parkplätzen, Aschenplätzen und am Strand und entwickeln so ihre phänomenale Technik. Enge Ballführung, spielerische Leichtigkeit und Spielwitz prägen das Spiel der Salonfußballer. Diese Eigenschaften zeichnen auch gute Akteure auf dem Rasen aus.

Die attraktive und schnelle Variante des Fußballs eigne sich laut Neubauer hervorragend für den Schulsport. „Verletzungen sind seltener, restriktive Regeln mindern die Aggressionen. Kinder und Jugendliche sowie motorisch und koordinativ weniger Begabte lernen schneller. Sie haben mehr Spaß und eher Erfolgserlebnisse als mit dem springenden Hallenfußball“, betont Neubauer. Er belegt seine Thesen mit einer aktuellen Studie der Universität Frankfurt im Auftrag des DFB. Sie bescheinigt Futsalspielern eindeutig größere technische Lernfortschritte als klassischen Fußballern.

Vor allem Mädchen und jungen Frauen, die oft vor hüpfenden Fußbällen beziehungsweise aggressiver Spielweise zurückschrecken, bietet Futsal einen geeigneten Einstieg zum Fußballsport.

Die Vorteile des Salonfußballs zeigen Neubauer und sein Kollege Dieter Schrader derzeit an einigen norddeutschen Universitäten auf. Außer der theoretischen Basis gehört zur jeweils zweistündigen Einführung auch die Praxis.

Die bestreitet Dieter Schrader. Ende der 70er Jahre für Arminia Hannover in der Zweiten Bundesliga im Einsatz, beeindruckt der symphatische und drahtige Ex-Torhüter beim Dribbeln und Ballstoppen die Teilnehmer. Die könnten vom Alter her fast seine Enkelkinder sein und verfolgen interessiert die Demonstrationen des Oldies. Nach Passen, Stoppen und Zuspielen des für die meisten neuen Balles, streifen die Studenten nagelneue neon-gelbe NFV-Leibchen über, die die Gastdozenten zusammen mit Futsalbällen im Gepäck haben. Nun geht es auf Torjagd. In gemischten Teams treten die Vorzüge des Sports sofort zutage: Auch Nicht-Fußballer unter den Männern und Frauen kontrollieren den Ball, das Spiel ist temporeich. Der Ball führt kein Eigenleben, springt nicht weg, sondern „gehorcht“ den meisten Kickern. Tore fallen am Fließband. Zwei mal 20 Minuten Volldampf bereiten sichtlich Spaß. Beifall und Anfeuerungsrufe gibt es von den zeitweiligen Zuschauern auf der Ersatzbank, die im Minutentakt eingewechselt werden.

Die Studenten sind begeistert wie Hobby-Fußballerin Carolin Strecker: „Das schnelle Spiel ist zwar anstrengend, aber effektiv. Es kommt eher ein Spielfluss zustande. Gerade in der Grundschule ist Futsal bestimmt gut einzusetzen, weil die Kinder weniger Angst vor dem Ball haben müssen.“

Kommilitone Fabian Jarzembski, selber aktiver Fußballer, ist sich sicher: „Das Zusammenspiel wird gefördert, der schwerere Ball ist gut zuzupassen. Für Schule und Verein ein geeignetes Mannschaftsspiel.“

Auch die beiden Dozenten, die gern ihre Seminarstunden für die Präsentation hergegeben haben, ziehen eine positive Bilanz: „Generell ist es unserem Institut wichtig, auch Trend-Sportarten aufzugreifen und sie in die Ausbildung zu integrieren. Wir müssen auf der Höhe der Zeit sein“, sagt Peter Flemming. Ein Viertel der sportlichen Praxis-Ausbildung beschäftigt sich mit dem Bereich der Spiele. Kollegin Bettina Lamers meint: „Futsal ist bei den Studenten so gut angekommen, dass ein Großteil des Seminars auch nach Ende der Präsentation mit Elan weiterspielten.“ Es sei wichtig für die Ausbildung, ein vielfältiges Angebot und neue Ideen zu zeigen, die vielleicht auch in den Hochschulsport übernommen werden können, so die Diplom-Sportlehrerin.

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