Bildungssysteme und migrationsspezifische Bildungsungleichheit: Harmonisierung von Kontextdaten aus internationalen Schulleistungsstudien zur Analyse von Bildungssystemeffekten auf die Entwicklung migrationsspezifischer Kompetenzungleichheiten
Kinder von Migrant*innen haben es in der Schule oft schwer – auch in Deutschland. Das ist nicht in allen westlichen Ländern so. Woran das liegt, soll in einem groß angelegten internationalen Vergleich die Schulleistungsstudien PISA, TIMSS und PIRLS von 1995 bis 2018 untersucht werden. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) über eine Laufzeit von drei Jahren mit rund 450.000 Euro gefördert.
In den meisten westlichen Ländern sind in den vergangenen Jahrzehnten die Bevölkerungsanteile mit Migrationshintergrund stark gewachsen. Diese Länder stehen vor der Herausforderung, Zugewanderte und ihre Kinder langfristig in die Gesellschaft zu integrieren. Eine wichtige Voraussetzung für die gesellschaftliche Integration ist eine erfolgreiche Bildungsteilhabe im Aufnahmeland. Oftmals zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede zwischen Schüler*innen mit und ohne Migrationshintergrund im Hinblick auf den Kompetenzerwerb und den Bildungserfolg. Allerdings schneiden Schüler*innen mit Migrationshintergrund keineswegs in allen Ländern schlechter ab.
Ein naheliegender Ansatzpunkt ist es daher, zu untersuchen, inwieweit Eigenschaften der unterschiedlichen Bildungssysteme die Kompetenzentwicklung von Schüler*innen mit und ohne Migrationshintergrund beeinflussen. Die umfassenden Daten, die internationale Schulleistungsstudien seit nunmehr zwei Jahrzehnten bereitstellen, bieten einen reichen Datenfundus zur Beschreibung von Bildungssystemen - und zur Analyse von Mustern von Bildungsungleichheit.
Die Daten sind jedoch bislang nicht für Vergleiche über die unterschiedlichen Erhebungszeitpunkte und die verschiedenen Studien aufbereitet. Genau dies ist aber notwendig, um verlässlichere Aussagen zum Einfluss von Bildungssystemen auf Kompetenzungleichheit treffen zu können. Deshalb ist es Ziel des Projekts, die verschiedenen Schulleistungsstudien so aufzubereiten, dass sie über den gesamten Zeitraum vergleichend analysiert werden können. Das ist eine besondere Herausforderung, es bedarf daher umfangreicher Vorbereitungen, bis die Daten in einer Form vorliegen, die es erlaubt, die für das Projekt notwendigen Analysen durchzuführen. Diese Vorarbeiten, und die Entscheidungen, die dabei getroffen werden müssen, werden in dem Projekt dokumentiert und für weitere Analysen zur Verfügung gestellt.
Schließlich soll das Projekt klären, wann sich Kompetenzunterschiede zwischen Schüler*innen mit und ohne Migrationsgeschichte im Bildungsverlauf entwickeln. Auch hier nimmt das Projekt die Bedeutung des Bildungssystems in den Fokus und untersucht, welche Eigenschaften des Bildungssystems solche Unterschiede reduzieren können. Die Frage danach, wann Kompetenzungleichheiten entstehen, ist zentral, um zu bestimmen, wie systematische Kompetenzungleichheiten zwischen Gruppen reduziert werden können.
Laufzeit: 11/2020 – 10/2023
Fördersumme: 450.870 Euro
Förderer: DFG
Standorte: Bergische Universität Wuppertal, Stiftungsuniversität Hildesheim
ProjektleiterInnen:
Prof. Dr. Janna Teltemann, Universität Hildesheim
Prof. Dr. Reinhard Schunck, Bergische Universität Wuppertal
MitarbeiterInnen:
Wissenschaftliche Publikationen
Teltemann, J., Brinkmann, M., Huth-Stöckle, N. & Schunck, R. (2022). Immigrant achievement and language use across countries: The role of family background and education systems. In K. Kersten & A. Winsler (Eds.), Understanding Variability in Second Language Acquisition, Bilingualism, and Cognition: A Multi-Layered Perspective (pp. 185-216). Routledge. doi: 10.4324/9781003155683.
Teltemann, J. & Schunck, R. (2016). Education Systems, School Segregation, and Second-Generation Immigrants' Educational Success: Evidence from a Country-Fixed Effects Approach Using Three Waves of PISA. International Journal of Comparative Sociology 57(6):401–424. doi: 10.1177/0020715216687348.
Vorträge
Öffentlichkeitsarbeit & Transfer
Prof. Dr. Janna Teltemann
Leiterin des Projekts BiMiBi
Universität Hildesheim
Janna Teltemann ist Projektleiterin von BiMiBi an der Universität Hildesheim, an der sie Professorin für Bildungssoziologie ist.
Zuvor arbeitete sie unter anderem in den Bereichen Migration und Stadtforschung und zur Internationalisierung von Bildungspolitik an der Universität Bremen.
Bereits in ihrer Dissertation hat sie sich intensiv mit Bildungssystemen und ihren Wirkungen auf migrationsspezifische Schulleistungen und Teilhabe befasst. Sie hat verschiedene Publikationen unter anderem zu Bildungssystemeffekten und zur Bildungsungleichheit veröffentlicht.
Prof. Dr. Reinhard Schunck
Leiter des Projekts BiMiBi
Bergische Universität Wuppertal
Reinhard Schunck ist der Projektleiter von BiMiBi an der Bergischen Universität Wuppertal, an der er Professor für Soziologie ist.
Vor seiner Zeit an der BUW hielt er unter anderem eine Vertretungsprofessur für Methoden der empirischen Sozialforschung an der RWTH Aachen und war Teamleiter des GESIS Teams Training in Köln.
Er hat mehrere Publikationen beispielsweise zur Integration von Personen mit Migrationshintergrund, aber auch zu methodischen Problemen in der Mehrebenen- und Längsschnittanalyse verfasst.
Max Brinkmann
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Universität Hildesheim
Max Brinkmann ist seit 2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Hildesheim im BiMiBi Projekt.
Er studierte Verhaltens- und Sozialwissenschaften im Forschungsmaster an der Universität Groningen (M.Sc.). Zuvor studierte er Soziologie (B.A.) an der Universität Wuppertal und VWL (B.Sc.) an der Universität Düsseldorf.
Durch seine Masterarbeit und den Forschungsmaster an der Universität Groningen hat er bereits Erfahrungen im methodischen Arbeiten mit großen Datensätzen.
Nora Huth
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Bergische Universität Wuppertal
Nora Huth ist seit 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin der BUW im BiMiBi Projekt.
Zuvor arbeitete sie im Projekt “Solikris” im Bereich Einstellungen zu Zuwanderung im internationalen Vergleich (2017-2020). Sie studierte Sozialwissenschaften und VWL an der Universität zu Köln (B.Sc.) und Soziologie an der Universität Duisburg-Essen (M.A.).
Ihre Forschungsinteressen sind unter anderem Einstellungen gegenüber Zuwanderung und Kontexteffekte, Integration von Einwanderern und quantitative Methoden der Sozialforschung.
Nakia El-Sayed
Wissenschaftliche Hilfskraft
Universität Hildesheim
Nakia El-Sayed ist seit 2021 wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität Hildesheim im BiMiBi Projekt. Er studiert aktuell Digitale Sozialwissenschaften (B.A.) an der Universität Hildesheim. Seine Forschungsinteressen liegen unter anderem in den Bereichen der Data Science, digitalen Transformation und der quantitativen Sozialforschung.
Lisanne Strasser
Wissenschaftliche Hilfskraft
Bergische Universität Wuppertal
Lisanne Strasser ist seit 2022 wissenschaftliche Hilfskraft an der BUW im BiMiBi Projekt. Sie studiert aktuell Soziologie im Bachelor an der Universität Wuppertal. Ihre Forschungsinteressen sind unter anderem Bildungs- und Arbeitsmarktungleichheiten und Migrationssoziologie.