Zukunft für Geflüchtete in ländlichen Räumen (abgeschlossen)
Migrations- und Integrationsforschung in Deutschland war bislang überwiegend auf Großstädte ausgerichtet. Durch die Flüchtlingsentwicklung seit 2014 sehen sich jedoch auch Kleinstädte und Dörfer in ländlichen Räumen verstärkt mit Flüchtlingshilfe- und Integrationsaufgaben konfrontiert. Dabei variieren die Reaktionen von kurzfristig orientierter Nothilfe bis hin zu langfristig angelegter Integrationspolitik. Von einigen Kommunen und Landkreisen in ländlichen Regionen wird die flüchtlingsbedingte Zuwanderung nicht ausschließlich als humanitäre Aufgabe, sondern auch als Entwicklungschance im Kontext von Abwanderung, Alterung und Fachkräftemangel gesehen. Empirisch fundierte Antworten auf die Frage, unter welchen Voraussetzungen und wie humanitäres Engagement und ländliche Entwicklung erfolgreich verbunden werden können und wie dies von Politik und Zivilgesellschaft positiv beeinflusst werden kann, fehlen jedoch bislang. Das Verbundprojekt„Zukunft für Geflüchtete in ländlichen Regionen Deutschlands“ wird diese Forschungsfrageintensiv und vergleichend in ländlichen Landkreisen in den Bundesländern Bayern, Hessen, Niedersachsen und Sachsen untersuchen. Dabei werden vier zentrale Integrationsdimensionen unterschieden: Integrationspotenziale ländlicher Räume in Deutschland (Teilprojekt (TP) 1), die Sichtweise der Geflüchteten (TP 2), die lokale Integrationspolitik und deren Unterstützung durch Land, Bund und EU (TP 3) und schließlich die Rolle des zivilgesellschaftlichen Engagements und der Einstellung der Aufnahmegesellschaft (TP 4).
Insgesamt sind neben den sekundärstatistischen Analysen 336 Interviews im Rahmen von mündlichen Befragungen, zwei schriftliche Befragungen mit einem erwarteten Rücklauf von über 1.000 Befragten sowie 8-16 Fokusgruppengespräche mit etwa 150 Beteiligten geplant. Die einzelnen Teilprojekte bauen dabei teilweise aufeinander auf bzw. greifen ineinander.
Teilprojekt 3 - Lokale Integrationspolitik und deren Unterstützung durch Land, Bund und EU
Teilprojekt 3 verfolgt das Ziel, den Beitrag politischer Maßnahmen zur Steigerung der Teilhabechancen von Geflüchteten und zur Entwicklung ländlicher Räume herauszuarbeiten. Dies umfasst die Entstehung und den Inhalt lokaler Integrationskonzepte bzw. -indizes ebenso wie die Nutzung von Spielräumen im Verwaltungshandeln, die Aufgabenverteilung auf kommunaler Ebene und die Frage nach prägenden Akteuren oder Einzelpersönlichkeiten. Hinzu kommen mögliche Verschränkungen mit anderen Politikfeldern (insb. ländliche Entwicklungspolitik) sowie die Frage nach der Passgenauigkeit von übergeordneten policies, also von rechtlichen Regelungen und Fördermaßnahmen der Länder, des Bundes und der Europäischen Union. Ein weiterer Baustein, der zum Verständnis von lokaler Integrationspolitik beiträgt, ist die Frage nach den Möglichkeiten von politischer Partizipation Geflüchteter in den Untersuchungskommunen. Welche integrationspolitischen Maßnahmen haben Einfluss auf die Gestaltung politischer Partizipation von Geflüchteten? Welche unterschiedlichen oder ähnlichen Erscheinungsformen politischer Teilhabe lassen sich in den ländlichen Regionen nachweisen?
Aus diesem Forschungsvorhaben ergeben sich somit folgende drei Arbeitspakete:
- Arbeitspaket 3.1: Aufarbeitung des internationalen Forschungsstandes zu Integrations- und Flüchtlingspolitik auf lokaler Ebene;
- Arbeitspaket 3.2: Qualitative Untersuchung von politischer Steuerung, Verwaltungshandeln und Kooperationsstrukturen in den ausgewählten Regionen;
- Arbeitspaket 3.3: Untersuchung der Relevanz, Akzeptanz und Wirkung von Fördermaßnahmen (Land, Bund, EU) in den ausgewählten Regionen;
Die Forschungsprojektgruppe der Universität Hildesheim ist zuständig für die Untersuchungseinheiten (Landkreise) im Bundesland Hessen. Weitere Untersuchungseinheiten liegen in den Bundesländern Bayern, Niedersachsen und Sachsen. Diese werden jeweils von einem anderen Projektpartner*in des Verbundprojektes betreut.
Zu den Aufgaben des Teilprojekt 3 gehören: die Auswahl der Untersuchungseinheiten in Hessen, die Organisation und Durchführung der empirischen Erhebungen in Hessen und die Funktion Ansprechpartner*in für Kooperationspartner*innen in den Kommunen vor Ort zu sein.
Forschungsverbund
(Bildnachweis: H. Fornahl / Thünen-Institut)