Tagungen und Workshops

„Dumme Dinge – schlaue Sachen? Die materiale Seite von Pflege und Care“ Abschlusstagung des Forschungsprojekts „Die Pflege der Dinge – Die Bedeutung von Objekten in Geschichte und gegenwärtiger Praxis der Pflege“ 18. – 20. Januar 2017 Palais Prinz Carl, Kornmarkt 1, Heidelberg

Programm der Tagung: LINK

Autorinnen-Workshop „Prekäre Anerkennung - grenzüberschreitende Pflege- und Haushaltsarbeit“ am 07.11.2013 an der Universität Hildesheim

Programm des Workshops: Link

Hausangestellte in Deutschland: Die Chancen des ILO-Übereinkommens 189 am 19.04.2013, Ver.di Bundesverwaltung, Berlin.

Programm der Veranstaltung: Link

Die Dokumentation des Workshops "Hausangestellte in Deutschland - Die Chancen des ILO Übereinkommens 189" findet sich unter folgendem Link


Forschungsworkshop  „Die  Regulierung  des Arbeitsplatzes Privathaushalt - Rechtswissenschaftliche und sozialhistorische Perspektiven am 21./22.2.2013 an der Universität Hildesheim.

 (K)eine Arbeit wie jede andere – Forschungstagung zur Regulierung des Arbeitsplatzes Privathaushalt aus rechtswissenschaftlicher und sozialhistorischer Perspektive vom 21.-22.2.2013 an der Universität Hildesheim

 

Tagungsbericht:
(K)eine Arbeit wie jede andere – Forschungstagung zur Regulierung des Arbeitsplatzes Privathaushalt aus rechtswissenschaftlicher und sozialhistorischer Perspektive vom 21.-22.2.2013 an der Universität Hildesheim
Wieso gelten für Beschäftigte in Privathaushalten nur eingeschränkt Regelungen des Arbeitszeitrechts, wenn sie mit der betreuten Person in häuslicher Gemeinschaft leben? Weshalb waren die überwiegend weiblichen EhepartnerInnen bis in die 1970er Jahre hinein zwar verpflichtet im Beruf oder Geschäft des Ehemannes mitzuarbeiten, erwarben jedoch recht spät für ihre geleistete Familienarbeit Ansprüche auf soziale Absicherung auf einem niedrigen Niveau? Und weshalb findet sich gerade unter Tagespflegepersonen, die im eigenen Zuhause ihrem Erwerb nachgehen ein hoher Anteil an Selbständigen, die selbst dafür verantwortlich sind sich sozial abzusichern und gleichzeitig sehr gering bezahlt werden? Die Regulierung von Arbeit im Haushalt, die Kinderbetreuung und Versorgung älterer Pflegebedürftiger - ob von Familienmitgliedern oder Professionellen erbracht - weist viele Besonderheiten auf, die sie wesentlich von anderen Arbeitsplätzen und Wirtschaftsbereichen unterscheidet. 

Vom 21.-22.2.Februar 2013 diskutierten auf einer Forschungstagung an der Universität Hildesheim Expertinnen und Experten der Rechtswissenschaften, Rechtsgeschichte und Sozialwissenschaften die häufig benachteiligenden Besonderheiten der Regulierung bezahlter und unbezahlter Arbeit im Privathaushalt. Die Tagung wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Kirsten Scheiwe gemeinsam mit Prof. Dr. Wolfgang Schröer, Johanna Krawietz und Verena Schwach organisiert. Sie sind Mitglieder des Forschungsclusters care@work, das am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik angesiedelt ist. Die Tagung entstand im Rahmen des Forschungsprojekts „Die Regulierung des Arbeitsplatzes Privathaushalt –Verrechtlichung und Ausdifferenzierung haushaltsnaher Tätigkeiten und sozialer Dienste“ das für zwei Jahre von der Thyssen-Stiftung finanziert wird.
In vier thematischen Sessions diskutierten hochkarätige ExpertInnen und Experten die Entwicklung verschiedener Teilsysteme des Rechts, die den Arbeitsplatz Privathaushalt regulieren, wie z.B. der Wandel vom Gesinde- zum Arbeits-, Sozial- und Gewerberecht und Besonderheiten des Familienrechts. Die sozialpolitischen und rechtlich-normativen Aspekte von privater Care-Arbeit als familial unbezahlte Arbeit bis hin zu Mischformen eines `public-private` Mixes wurden auf hohem Niveau erörtert. An der Tagung nahmen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland und Österreich teil.
Thomas Vormbaum, Professor für Rechtsgeschichte an der Fernuniversität Hagen und Stephan Meder, Professor für Zivilrecht und Rechtsgeschichte thematisierten die benachteiligte Rechtsstellung des Gesindes im 19. Jahrhundert in den Rechtsbereichen des privaten, öffentlichen und des Strafrechts. Prof. Dr. Harry Willekens, Universität Hannover und Hildesheim, Lehrbeauftragter, diskutierte unterschiedliche Verständnisse von Familienarbeit und griff dabei vorhandene Gerechtigkeitsprobleme des sozialen Schutzes und finanzieller Vorteile auf, die sich aus dem rechtlichen Schutz der Ehe gegenüber anderen Lebensformen und -partnerschaften ergeben. Anne Röthel, Professorin für deutsches, europäisches und internationales Familien- und Erbrecht an der Universität Hamburg forderte die Vielfalt von Lebensgemeinschaften stärker in der rechtlichen Anerkennung familialer Mitarbeit zu berücksichtigen. Heike Hoffer, Wissenschaftliche Referentin im Deutschen Verein für Öffentliche und Private Fürsorge, erörterte Tendenzen der Entwicklung sozialrechtlicher Leistungen für Pflegebedürftige und zeigte auf, dass trotz Professionalisierungsansätzen die Altenpflege weiterhin die unbezahlte Pflege- und Sorgearbeit von Familien voraussetzt. Helga Spindler, Professorin mit dem Schwerpunkt Arbeits- und Sozialrecht, griff kritisch diese „unbezahlte Hausarbeit“ auf. Sie stellte zudem in Frage, inwieweit eine häusliche 24-Stunden-Pflege realisierbar sei. Eine solche Versorgung übersteige die Belastungen der Angehörigen. Finanziell sei dies nur mit hoch prekären Beschäftigungsverhältnissen machbar oder durch immense staatliche Subventionen möglich, die die Leistungen der Pflegeversicherung bei weitem übersteigen. Margarete Schuler-Harms, Professorin für Öffentliches Recht und Dr. Maren Lode, Sozialrichterin, behandelten anhand derzeitiger Regulierungen und aktueller Rechtsprechungen die widersprüchlichen Mischformen der Kindertagesbetreuung im eigenen Heim zwischen gewerblicher Dienstleistung und Ehrenamt.

Insgesamt hat die Tagung gezeigt, dass sich die Entwicklung des Sonderarbeitsplatzes Privathaushalt durch fortdauernde rechtliche Benachteiligungen gegenüber anderen Beschäftigungsverhältnissen auszeichnet. Bis heute sind haushaltsnahe und familienunterstützende gewerbliche Dienstleistungen durch prekäre Beschäftigungsverhältnisse mit geringer Entlohnung charakterisiert. Ihre Anerkennung bewegt sich auf widersprüchlichen Pfaden der Professionalisierung, Hausfrauisierungund (familiärem) Ehrenamt.
Die Analyse dieses Wissenschaftsfeldes unter Einbeziehung der internationalen Diskussion wird als Forschungsaufgabe an der Universität Hildesheim weiter fortgeführt. Die Tagungsbeiträge werden in einer renommierten Schriftenreihe zur juristischen Zeitgeschichte veröffentlicht.

 

TeilnehmerInnen der Forschungstagung                   Begrüßung durch Prof. Dr. Kirsten Scheiwe

 

TeilnehmerInnen der Forschungstagung                    Vortrag von Prof. Dr. Schuler-Harms
nach einer Pause

 

Ringvorlesung „Care“ zwischen Privathaushalt, Markt und sozialen Dienstleistungen - Interdisziplinäre Perspektiven im Wintersemester 2012/2013, Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim:

Programm zur Ringvorlesung: Link