Trans-Fair
Übergänge aus Heimerziehung und Vollzeitpflege
Projektlaufzeit: 09.2017 - 12.2019
gefördert durch die N-Bank Niedersachsen aus Mitteln der EU im Förderprogramm: Soziale Innovation (Projekte zur Daseinsvorsorge)
Projektbeschreibung
Jungen Menschen, die in Heimen oder Pflegefamilien aufgewachsen sind und sich im Übergang in ein eigenverantwortliches Leben befinden (sog. Care Leaver), sind in ihrer sozialen und wirtschaftlichen Teilhabe signifikant benachteiligt. Häufig sind sie auf sich allein gestellt, obwohl Schul-/Ausbildungsabschlüsse noch nicht erreicht sind. Andere junge Erwachsene werden in dieser Lebensphase noch intensiv von ihren Familien unterstützt. Care Leaver sind i.d.R. auf Sozialleistungen angewiesen und oft von psychosozialen Krisen und Armut bedroht. Besonders in ländlichen Regionen finden sie nach der Erziehungshilfe kaum Infrastrukturen für weitere Begleitung und Zugänge zur Arbeitswelt. Care Leaver können aus dieser Lage kaum ihre Potentiale entfalten. Erstmals in Deutschland soll ein Modell aus einem verlässlichen professionellen Kompetenz-Netzwerk, Online-Beratung und der Etablierung ehrenamtlicher Pat_innen für Care Leaver entwickelt werden. Das Projektvorhaben wird in Kooperation mit Sozialen Diensten der Region Hildesheim durchgeführt, u.a. dem Jobcenter Hildesheim und dem Jugendamt im Landkreis Hildesheim. Es gibt nach dem Übergang aus der stationären Erziehungshilfe (Heimerziehung und Vollzeitpflege) Zuständigkeiten unterschiedlicher Rechtskreise mit eigenen Finanzierungslogiken sowie Fördermaßnahmen, die allerdings im Interesse dieser jungen Erwachsenen oft nicht gut vernetzt sind. Hier gilt es das Matching zwischen vorhandenen Beratungs- und Förderangeboten durch eine gute Koordination unterschiedlicher Akteur_innen im Übergangssystem zu verbessern.
In dem Projekt erfolgt vor diesem Hintergrund eine Bestandsaufnahme und Förderung der Vernetzung von Fachdiensten. Hierbei kommen auch die folgenden Themen in den Blick:
· die besonderen Bedarfslagen der Zielgruppe „Care Leaver“,
· typische Gefährdungslagen im Übergang,
· Zugangsbarrieren und Schnittstellenproblematiken in Sozialen Diensten und anderen Angeboten.
Es werden konkrete Verfahren erarbeitet, die die Vernetzung der Fachkräfte unterstützen. Ziel ist die Entwicklung einer koordinierten Hilfeplanung und eines integrierten Fallmanagements im Verlauf des Projekts.
Weiterhin wird ein Konzept zur Beratung 2.0 entwickelt: Es wird zunehmend wichtiger, die neuen Medien als Ressource für lokale Beratungsarbeit zu nutzen. Hierbei kommt insbesondere zum Tragen, dass Menschen im ländlichen Raum dadurch besseren Zugang zu sozialen Dienstleistungen erhalten. Mittlerweile nutzen nahezu alle Menschen der jüngeren Generationen ein Smartphone, so dass APPS oder Online-Beratungsangebote die Erreichbarkeit von Care Leavern und anderen benachteiligten Jugendlichen erhöhen kann.
Schließlich liegt ein dritter Fokus auf dem Aufbau eines Pat_innen-Modells für Care Leaver: Der Übergang von jungen Menschen aus stationären Erziehungshilfen gelingt auch deshalb nicht gut, weil es an Bezugspersonen und Vorbildern fehlt. Für die Entwicklung eigener Perspektiven und Zugänge in den Arbeitsmarkt erweisen sich ehrenamtliche Pat_innen als sinnvoll. Die beruflichen und privaten Netzwerke dieser Pat_innen können außerhalb des öffentlichen Hilfesystems u. U. Chancen und Zugänge in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt eröffnen. Auch kann es für die psychosoziale Stabilität im Übergang von Care Leavern sehr wichtig sein, wenn sie Ansprechpartner_innen haben, die sie auch über das Ende der Erziehungshilfe hinaus begleiten.
Das Projekt verfolgt den Ansatz der partizipativen Organisationsentwicklung und Forschung. Das Ziel liegt darin, rechtskreisübergreifend gelingende Übergänge für jungen Menschen aus Heimerziehung und Vollzeitpflege zu entwickeln und bei Bedarf Übergänge in nachgehende Hilfesystemen zu gestalten. Dies sind auch wesentliche Voraussetzung für eine Integration von Care Leavern in eine Berufsausbildung und in den Arbeitsmarkt. Schließlich unterstreichen internationale Studien, dass eine gute Vorbereitung des Wegs aus der Erziehungshilfe sowie die Verbesserung der Bildungszugänge für Care Leaver langfristig zu einer guten Integration in den Arbeitsmarkt sowie zu einer stabilen Lebenssituation führen, in der die jungen Menschen ihren Lebensunterhalt aus eigenen Kräften bestreiten können.
Kontakt
Dr. Severine Thomas
Stiftung Universität Hildesheim
Institut für Sozial- und Organisationspädagogik
Universitätsplatz 1, Raum L 144
31141 Hildesheim
+49 (0)5121/883-11728