Gentechnologie im Leistungssport / Theologin: „Wir testen ständig Grenzen aus"

Sonntag, 22. Juli 2012 um 10:19 Uhr

Olympia startet – das große Ziel vieler Nachwuchssportler. Wie gelangen sie an die Spitze? Die Stiftung Universität Hildesheim begleitet in einem Verbundprojekt Nachwuchssportler in bundesweit 14 Eliteschulen um für den Einsatz von Gentechnologie im Leistungssport zu sensibilisieren. Auf dem Weg der Urteilsbildung werden sie von Geistes- und Naturwissenschaftlern begleitet. Eine Wissensplattform informiert die breite Öffentlichkeit: www.gentechnologie-im-sport.de.

Differenzierte Urteile von jungen Sportlern gefordert: Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 220.000 Euro geförderte Projekt „Aktionsprogramm Gentechnologie im Leistungssport (AGIL)“ möchte bundesweit Nachwuchssportlerinnen und -sportler an Eliteschulen für das Thema Gentechnologie sensibilisieren. An 14 Eliteschulen bieten geschulte Geistes- und Naturwissenschaftler gemeinsam seit Juli diesen Jahres Workshops an. „Wo hört ein Nahrungsergänzungsmittel auf und wo beginnt Gendoping? Was ist künstlich, was ist natürlich? Im Workshop sollen die Nachwuchssportler lernen, selbst Urteile über den Einsatz von Gentechnologien im Leistungssport zu bilden“, erklärt Prof. Dr. Stefanie Schardien, Institut für Evangelische Theologie der Universität Hildesheim, die gemeinsam mit Prof. Dr. Swen Körner, Sporthochschule Köln das Projekt leitet.

Neben ethischen werden naturwissenschaftliche und rechtliche Fragen des Einsatzes von Gentechnologien im Leistungssport gestellt: Ein Sportler mit einem genetischen Defekt hat mehr rote Blutkörperchen im Blut, ist dadurch leistungsstärker. Ein anderer Sportler gelangt zu dieser Leistungsfähigkeit erst durch den Einsatz von künstlichen Mitteln – Doping –, z.B. Epo. Warum ist das eine strafbar, das andere nicht? „Wir sprechen mit den jungen Sportlern über die Folgen. Was muten sie ihrem Körper eigentlich zu, wenn Gentechnologie zum Einsatz käme? Die Risiken sind bisher nicht hinreichend erforscht, doch werden sie von der Wissenschaft für hoch prognostiziert“, so Schardien. Ergänzend zu Präventionstouren der Nationalen Anti-Doping-Agentur legt AGIL den Schwerpunkt auf die Schärfung des eigenen Urteils der jungen Sportler. Dazu sollen sich die jungen Sportler z.B. in einer gespielten Talkshow in die unterschiedlichen Interessen von Funktionären, Sportlern, Medien, Management hineinversetzen. Ein Abschlusssymposium, das im Dezember an der Sporthochschule Köln stattfindet, gibt Schülern und Lehrern der teilnehmenden Schulen sowie der interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit zum Austausch über ihre Einstellung zur Gentechnologie im Sport.

Was ist gesellschaftlich gewünscht, welche Trends der Leistungssteigerung im Sport werden anerkannt? Die Hildesheimer Theologin Prof. Schardien wünscht sich ein differenzierteres Urteil über den Einsatz von Gentechnologien. „Wir denken schnell in schwarz-weiß-Bildern. Das eine ist gut, das andere schlecht. Dabei sollten wir uns stärker mit den zugrundeliegenden Menschenbildern befassen. Warum kommen wir überhaupt dazu, Gentechnologien zu entwickeln, einzusetzen? Was treibt die jeweilige Gesellschaft an?“, so Schardien. „Gerade junge Menschen suchen nach Orientierung und testen ständig ihre Grenzen aus. Aber wir müssen auch fragen – gesellschaftlich und individuell: Was wollen wir, was nicht? Und wo richten wir Schaden an?“

Weder international noch national durch eine Einrichtung des Bundes, der Länder oder der Sportorganisationen wird der Einsatz von Gentechnologien im Sport adäquat dargestellt. Fehlinformation und Unsicherheit sind die Folge. Über das Thema Gendoping und Gentechnologie informiert daher seit Juli im Internet die Wissensplattform www.gentechnologie-im-sport.de. Medizinische, ethische und rechtliche Informationen, ein Glossar, Literatur, Medienbeiträge und ein Quiz geben einen Überblick.

Die AGIL-Projektleitung haben Prof. Dr. Schardien, Universität Hildesheim, und Prof. Dr. Swen Körner, Deutsche Sporthochschule Köln, inne. Zu den Kooperationspartnern zählen u.a. die Deutsche Sporthochschule Köln, die Universitäten Hildesheim und Mainz, der Deutsche Olympische Sportbund, der LSB Niedersachsen und der Deutschlandfunk. 


Was ist gesellschaftlich gewünscht, welche Trends der Leistungssteigerung im Sport werden anerkannt? Nachwuchssportler lernen in einem bundesweiten Verbundprojekt, selbst Urteile über den Einsatz von Gentechnologien im Leistungssport zu bilden. Prof. Dr. Stefanie Schardien, Theologin an der Universität Hildesheim, leitet das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Swen Körner, Sporthochschule Köln.

Was ist gesellschaftlich gewünscht, welche Trends der Leistungssteigerung im Sport werden anerkannt? Nachwuchssportler lernen in einem bundesweiten Verbundprojekt, selbst Urteile über den Einsatz von Gentechnologien im Leistungssport zu bilden. Prof. Dr. Stefanie Schardien, Theologin an der Universität Hildesheim, leitet das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Swen Körner, Sporthochschule Köln.