Diversity-Tag: Religiöse Vielfalt in Schulen

Dienstag, 10. November 2015 um 17:04 Uhr

Auseinandersetzung mit Religion, mit unterschiedlichen Glaubensvorstellungen und Wertorientierungen ist für eine plurale Gesellschaft unverzichtbar, sagt Professorin Viola Georgi. In einer Podiumsdiskussion an der Universität sprechen Fachleute am Donnerstagabend, 12. November 2015, über religiöse Vielfalt im Schulalltag.

Auseinandersetzung mit Religion, mit unterschiedlichen Glaubensvorstellungen und Wertorientierungen ist für eine plurale Gesellschaft unverzichtbar, sagt Professorin Viola Georgi. „Lehrerinnen und Lehrer müssen vor allem Gelegenheiten haben, sich in Studium und Praxis mit unterschiedlichen Glaubensvorstellungen und Wertorientierungen intensiv zu beschäftigen, zum Beispiel im Rahmen von Seminaren zur Interkulturellen Schul- und Unterrichtsentwicklung, so wie wir sie an der Universität Hildesheim anbieten.“ Dabei gehe es um die Reflexion der „eigenen“ religiösen und kulturellen Prägung, so Georgi, aber auch um das Wahrnehmen und Kennenlernen von religiösen Traditionen und Praxen, mit denen man nicht so vertraut ist. „Wir wollen die Neugier der Studierenden wecken, Kenntnisse vermitteln und interkulturelle Kompetenzen fördern.“

Viola Georgi leitet an der Hildesheimer Universität das „Zentrum für Bildungsintegration – Diversity und Demokratie in Migrationsgesellschaften“. Jährlich lädt sie mit ihrem Team zum „Diversity-Tag“ ein. Fachleute, Lehrende und Studierende tauschen sich aus, im Vorjahr haben sie sich mit dem Themenfeld „Mehrsprachigkeit“ auseinandergesetzt. Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, berichteten zum Beispiel in einer Ausstellung über ihren Alltag und ihre Sprachen. In diesem Jahr befassen sich die Wissenschaftlerinnen  mit der religiösen Vielfalt an Schulen und laden am Donnerstagabend, 12. November 2015, zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion mit anschließendem Konzert (PDF) im neuen Forum am Universitätsplatz 1 ein.

Am Freitag tauschen sich 20 namhafte Experten und Expertinnen aus dem Bereich der Religionswissenschaften und der Interkulturellen Bildung aus. Gemeinsam mit dem Europarat, dem „European Wergeland Centre“ und der „Coordinating Group for Religion and Education in Europe“ (CoGREE) lädt das Zentrum für Bildungsintegration der Universität Hildesheim zu einer nichtöffentlichen „Nationalen Konsultation“ (PDF) ein.

Die Fachleute diskutieren, wie man der religiösen Pluralität im Klassenzimmer gerechter werden kann. „Gerade angesichts der derzeitigen Neuzuwanderung von Menschen mit vornehmlich muslimischen religiösen Prägungen rückt die Frage nach der Rolle von Religion und ihrer Vermittlung erneut ins Zentrum gesellschaftspolitischer Debatten“, sagt Viola Georgi. Deutschland habe, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, etwa im Vergleich zum laizistisch geprägten Frankreich, „ein sehr spezielles Modell von schulischem Religionsunterricht“, so die Erziehungswissenschaftlerin. Religion sei in Frankreich Privatangelegenheit und wird daher nicht als Fach in der Schule unterrichtet. „In Deutschland findet religiöse Unterweisung in der Schule statt und wird zudem konfessionell unterrichtet. Angesichts der rasanten Diversifizierung religiöser Gruppen und Glaubensgemeinschaften sowie starken Säkularisierungsprozessen werden wir im Rahmen der Nationalen Konsultation diskutieren, wie zeitgemäß dieses Modell religiösen Lernens ist. Es muss gefragt werden, ob Ethikunterricht und Religionskunde oder ein integrativer Religionsunterricht, der Schülerinnen und Schüler aller Glaubensrichtungen einbezieht, nicht eine inklusivere Alternative für Religionslernen in der Einwanderungsgesellschaft darstellen könnte. Wir wollen nach den Zusammenhängen von interkultureller und interreligiöser Bildung fragen und dabei die Chancen und Rahmenbedingungen für gelebte religiöse Vielfalt in der Schule ausloten, aber auch Konfliktfelder und Fallstricke benennen“, sagt die Professorin.

Im Rahmen des Symposiums werden die Fachleute ein neues Konzept des Europarates beraten und Empfehlungen zur Weiterentwicklung und Implementierung dieses Konzeptes für den deutschen Kontext formulieren.

Diversity-Tag an der Universität Hildesheim

Die öffentliche Podiumsdiskussion „Religion und Schule: Kontroversen – Standpunkte – Perspektiven" beginnt am Donnerstag, 12. November 2015, um 18:00 Uhr im neuen Forum am Universitätsplatz 1. Es diskutieren die Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track (Landeskirchenamt der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers), Annett Abdel-Rahman (Universität Osnabrück), Theologieprofessor Martin Schreiner (Stiftung Universität Hildesheim), Riem Spielhaus (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen Centre for Islam & Law in Europe) sowie Professor Wolfram Weiße (Universität Hamburg, Akademie der Weltregionen). Professorin Viola B. Georgi (Zentrum für Bildungsintegration, Stiftung Universität Hildesheim) und Peter Schreiner (Comenius-Institut, Münster, Coordinating Group for Religion in Education in Europe) moderieren die Diskussion.

Anschließend geben Maximilian Guth und Ehsan Ebrahimi Einblicke in ein interkulturelles Musikprojekt für Chor und Instrumentalensemble.


Fachleute aus dem Bereich der Religionswissenschaften und der Interkulturellen Bildung tauschen sich im Rahmen einer nationalen Konsultation an der Universität Hildesheim über religiöse Vielfalt an Schulen aus. Israel, Haifa: Beit HaGefen - Jewish-Arab Culture Center. Das Kulturzentrum setzt sich für die Schaffung von gemeinsamen und gleichberechtigten Räumen ein, die die Vielfalt der Identitäten und Kulturen berücksichtigen. Foto (2014): Manuela Mangold, Gruppenfoto: Isa Lange/Uni Hildesheim

Fachleute aus dem Bereich der Religionswissenschaften und der Interkulturellen Bildung tauschen sich im Rahmen einer nationalen Konsultation an der Universität Hildesheim über religiöse Vielfalt an Schulen aus. Israel, Haifa: Beit HaGefen - Jewish-Arab Culture Center. Das Kulturzentrum setzt sich für die Schaffung von gemeinsamen und gleichberechtigten Räumen ein, die die Vielfalt der Identitäten und Kulturen berücksichtigen. Foto (2014): Manuela Mangold, Gruppenfoto: Isa Lange/Uni Hildesheim