Vom Bancor zum Euro. Die Beispielwirkung des IWF für die europäische Währungsintegration

Vom Bancor zum Euro: Die Beispielwirkung des IWF für die europäische Währungsintegration

Vom Bancor zum Euro: Die Beispielwirkung des IWF für die europäische Währungsintegration

Kurzzusammenfassung des Vortrags vom 22.10.2007
Univ.-Doz. Heinz Handler (Wien)

Bereits 1944, kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, stellt der britische Wirtschaftswissenschaftler John Maynard Keynes auf der Konferenz von Bretton Woods das Modell eines Weltwährungssystems vor, das auf einer zugrundeliegenden Einheitswährung, dem Bancor, fußen sollte. Der Bancor war als eine Währung mit Goldbindung gedacht, in die jede nationale Währung zu einem festen, wenn auch anpassungsfähigen Wechselkurs umrechenbar sein sollte. Leistungsbilanzschwankungen sollten durch Kredite bei der Weltzentralbank, der International Clearing Union, ausgeglichen werden können, wobei ab einer Ausnutzung von 25 % des jeweiligen Kreditrahmens beide, Schuldner wie Gläubiger, Zinzzahlungen zu leisten hätten.

Allerdings konnte sich Keynes mit seinem Modell nicht durchsetzen. Vielmehr wird das bis 1973 existierende Währungssystem von Bretton Woods gekennzeichnet durch die konkurrierenden Vorschläge des amerikanischen Delegationsleiters Harry Dexter White, die auf eine Bindung der Wechselkurse an den US-Dollar und damit an den Gold-Devisen-Standard hinausliefen. Bei Abweichungen von der Parität hatten die nationalen Zentralbanken die Pflicht zur Intervention. Bei einer Anpassung der Wechselkurse um mehr als 10 % war der Internationale Währungsfond (IWF), der – zusammen mit der Weltbank – in Bretton Woods gegründet worden war, zustimmungspflichtig. Dem IWF kamen somit wichtige Regulierungsaufgaben im Zusammenhang internationaler Geld- und Währungspolitik zu.

1971 kündigte der amerikanische Präsident Richard Nixon die im Bretton-Woods-System verankerte Verpflichtung der US-Zentralbank, jede Währung der Mitgliedstaaten des Bretton-Wood-Systems über den Dollar in Gold einzutauschen auf, da – u. a. infolge der durch den Vietnamkrieg entstandenen Dollarschwemme – die Goldreserven nur noch einem minimalen Bruchteil dessen entsprachen, was erforderlich gewesen wäre, diese Verpflichtung einzulösen.

Auf den Zusammenhang zwischen US-Zahlungsbilanz und internationaler Liquidität hatte Robert Triffin bereits Ende der fünfziger Jahre aufmerksam gemacht, als die Weltwirtschaft unter einer Dollarlücke litt. Abhilfe sollten die Sonderziehungsrechte (SZR) des IWF schaffen, die 1968 beschlossen und 1970 erstmals zugeteilt wurden. Zu diesem Zeitpunkt verstärkte aber das neue Reservemedium den Überhang an internationaler Liquidität, wodurch der Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems indirekt beschleunigt wurde.

Das Europäische Pendant zu den SZR war der ECU (European Currency Unit), der zwischen 1979 und 1998 als Rechnungseinheit der Europäischen Gemeinschaften, später der Europäischen Union fungierte. Wie die SZR handelte es sich dabei um eine Korbwährung. 1999 wurde der ECU durch die europäische Gemeinschaftswährung, den EURO, abgelöst.

Das heutige Weltwährungssystem verbindet flexible und fixe Wechselkurse miteinander. Die Wechselkurse der Reservewährungen Euro, Yen und US-Dollar sind untereinander flexibel, viele andere Währungen orientierten sich an Leitwährungen (wie Euro und Dollar) und halten ihre Wechselkurse zeitweise oder dauernd fix. Stabilität und Wachstum – beide bereits Ziele auch des Bretton-Woods-Systems – werden nunmehr durch Inflation Targeting der Zentralbanken verfolgt. Diese haben damit als Hauptakteure der nationalen bzw. regionalen Geld- und Währungspolitik wesentliche Aufgaben des IWF als internationalem Stabilisierungsfonds White’scher Provenienz übernommen.

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