Hitler und Mussolini in der Zeit der Weimarer Republik

Kurzzusammenfassung des Vortrags vom 21.05.2007


Wenn vom Faschismus in Deutschland und Italien insbesondere der 1930er Jahre die Rede ist, werden dessen oberste Führer, Hitler und Mussolini, zumeist in einem Atemzug genannt. In seinem Vortrag zeigte Federico Scarano, dass sowohl die politischen Ziele als auch die Wurzeln der Faschismen, als deren Exponenten der „Führer“ bzw. der „Duce“ gelten, durchaus verschieden sind und dass das Verhältnis der beiden zueinander im Laufe der Jahre eine oft unbeachtete Wandlung erfahren hat.

Die Entwicklung des Faschismus in Deutschland und der Aufstieg Hitlers zu dessen führender Gestalt ist keineswegs zeitgleich mit der des Faschismus in Italien verlaufen und sie speisen sich aus durchaus verschiedenen Quellen. In Italien führen Enttäuschung über die Ergebnisse von Versailles und nicht realisierte imperialistische Zielsetzungen zu einer opportunistischen Politik mit faschistischen Zügen, während im Deutschland der 1920er Jahre Politiker wie Stresemann noch bemüht sind, die katastrophalen Folgen des Ersten Weltkrieges z. B. durch eine Verständigung mit Frankreich zu mildern. In dieser Zeit ist es noch nicht zu jener Mobilisierung der ideologisch aufgeputschten Massen gekommen, die im Deutschland der 1930er Jahre das tragende Element des hiesigen Faschismus darstellen.

Für Italien spielt Deutschland in den 1920er Jahren eine ambivalente Rolle. Als eine der Siegermächte des Ersten Weltkriegs steht Italien zum einen in Opposition zu Deutschland – so versucht es die nach dem Tod Stresemanns von Brüning angestrebte Zolleinigung zwischen Österreich und Deutschland zu hintertreiben –, zum anderen hat es ein fundiertes wirtschaftliches Interesse an einem ökonomisch gesunde(te)n Deutschen Reich und damit an einer Revision der Versailler Verträge.

So versucht Italien im Rahmen einer eher an konkreten Zielsetzungen orientierten, als ideologisch fixierten Außenpolitik, einerseits einer Schwächung der politischen Bedeutung Italiens im Gefolge der von Stresemann angestrebten Verständigung Deutschlands mit Frankreich entgegenzuwirken, andererseits, durch die (vergebliche) Erwirkung einer Revision des Versailler Vertrages im Hinblick auf die deutschen Verbindlichkeiten die Grundlagen für eine Verbesserung der Bedingungen für die für Italien so wichtige wirtschaftliche Kooperation mit dem ehemaligen Gegner zu erreichen. Die auf diese Weise angestrebte Festigung der Stellung Italiens im europäischen Mächtegefüge soll zugleich der Beförderung der überkommenen imperialistischen Ambitionen Mussolinis vor allem in Ostafrika dienen.

Der Versuch einer Realisierung dieser imperialistischen Zielsetzungen ist es denn auch, der im Zuge des Abessinienkrieges Mussolini und Hitler zusammenbringt, die hier als Kooperationspartner gegen Großbritannien auftreten. Mit dieser Zusammenarbeit geht eine langsame, aber unaufhaltsame Hinwendung Mussolinis und der italienischen Politik zum Nationalsozialismus einher. Dieser die Politik Mussolinis seit jeher charakterisierende Opportunismus führt schließlich zu einer Adaption nationalsozialistischer Positionen, wie sie sich z. B. in der Übernahme der deutschen Rassengesetze niederschlägt.

In dem Maße, in dem Italien im Zusammenwirken der Achsenmächte immer mehr an eigenständiger Bedeutung verliert, wandelt sich auch das Verhältnis Mussolinis zu Hitler. Tritt er diesem zunächst mit dem fast schon verachtungsvollen Überlegenheitsbewusstsein des bereits Mächtigen gegenüber, zelebriert er mit zunehmender Bedeutung des Nationalsozialismus schon bald die Bewunderung Hitlers für ihn, Mussolini, als Vorbild nach außen, insbesondere gegenüber Frankreich. Aber die in dieser Phase stattfindenden Versuche Mussolinis, Hitler in seinem Sinne zu beeinflussen, ihn z. B. als Unterstützer monarchistischer und katholischer Tendenzen zu gewinnen, sind bereits zum Scheitern verurteilt. Vielmehr erfolgt eine Anpassung Mussolinis an die deutschen Vorgaben, die schließlich in der Unterordnung Mussolinis unter Hitler gipfelt, deren nachträgliche ideologische Rechtfertigungsversuche nur dürftig den Machtverlust des italienischen Duce zu übertünchen vermögen.

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