Drag Dossier am 07. Juni 2018

Wednesday, 23. May 2018 um 14:05 Uhr

Was macht breitbeiniges Sitzen männlich? Warum kann ich nicht in hochhackigen Schuhen laufen? Wie ist es, ‘etwas’ in der Hose zu haben? Was verändert der Lidstrich in meinem Gesicht? Und wie sehen mich Menschen, wenn ich gleichzeitig Lippenstift und Bart trage?

All diese Aspekte greift Drag auf – mit den zugehörigen Praxen, Ausdrucks- und Seinsweisen sind so Visionen und Analysen verknüpft. Diese werden zum einen politisch besetzt und als Möglichkeiten von Emanzipation oder Überarbeitung zweigeschlechtlicher Ordnung verhandelt. Zum anderen scheint in ihnen auch ein produktives, kreatives Moment auf, das Neues hervorbringt. Diese Aspekte des Politischen von Drag wurden in den 1990er und den beginnenden 2000er Jahren vielfach diskutiert. Gegenwärtig findet hingegen eine Polarisierung statt: Zwischen dem Vorwurf des bloßen Hedonismus und der Dramatisierung lesbischer und schwuler Identität einerseits und der Überhöhung als politische Praxis schlechthin andererseits.

Dieses Spannungsverhältnis greift das Online-Dossier „drag it! - Geschlecht umreißen, Ordnungen durchkreuzen, Drag erleben“ auf, bemüht sich um eine Betonung der Ambivalenzen und stellt zugleich neue Fragen an das Politische von Drag. Erfahrungsberichte aus Workshops und Bühnenpraxis machen Drag dabei plastisch. Die gegenwärtigen Deutungskämpfe um Drag weisen auf Fallstricke hin und zeigen neue Zielhorizonte auf. Jeweils orientieren sich die Beiträge dafür an drei Perspektiven auf Drag, die die jeweiligen Dimensionen der politischen Praxis abstecken: Drag vermag es Geschlecht in seiner sozialen Funktion genauer zu beschreiben und zu umreißen, diese Ordnungen zugleich zu kritisieren und zu durchkreuzen, sowie schließlich für die Beteiligten ein geschlechtlich anderes (Er-)Leben des Selbst und des Gegenübers möglich zu machen.

Die Beiträge des Dossiers umfassen 17 Erlebnisberichte aus einem Drag King und einem Drag Queen/Tunten Workshop der Arbeitsgemeinschaft Gender und Feminismus des Studienwerks der Heinrich-Böll-Stiftung (hbs). Sie werden ergänzt von sechs Beiträgen von Drag-Praktiker_innen und Jungwissenschaftler_innen, sowie einem Interview zu Drag, race und Rassismus. Gerahmt wird das Dossier von einer hinführenden Einleitung sowie professionell erstellten Illustrationen.

Im Mai 2018 erscheint das Online-Dossier auf den Seiten des Gunda-Werner-Instituts für Feminismus und Geschlechterdemokratie (GWI) der hbs. Zum Abschluss der dreijährigen Arbeit möchten wir das Dossier einem interessierten Publikum präsentieren und die Veröffentlichung feiern. Dabei werden wir aus verschiedenen Beiträgen lesen, unsere Gegenwartsdiagnosen zu Drag vorstellen und mit dem Publikum diskutieren. Die Veranstaltung wird in Göttingen in Kooperation mit dem Göttinger Centrum für Geschlechterforschung abgehalten.

"Release des Online Drag Dossiers mit Folke Brodersen, Nerea Discher, Federica Guccini, Karsten Spindler und Verena Wetzel"

07. Juni 2018

19.00 - 20.30 Uhr

Café Kabale, Geismar Landstraße

Weitere Informationen finden Sie hier im Flyer.