Einzelnachricht

VR-Brillen als Mittel der Begegnung – Virtual Reality an der Universität Hildesheim

Tuesday, 06. February 2024 um 15:04 Uhr

KI und Virtual Reality sind vorrangige Beispiele der fortschreitenden Digitalisierung. Sie sind innovativ und lassen sich als Chance verstehen, wenn sie zur Digitalisierung der (Geistes-)Wissenschaften beitragen.

Die Universität Hildesheim setzt einen Fokus auf den Transfer von der Theorie auf die Praxis. Stand Februar 2024 suchen die meisten (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen an dieser Universität nach neuen Verknüpfungen zwischen verschiedenen Fachbereichen. – So auch die Personen, die hinter der fortschreitenden Digitalisierung der Universität Hildesheim stehen. Im Forschungsprojekt HumaniVR, dem ersten drittmittelgeförderten dieser Art an der Universität Hildesheim, erforschten Wissenschaftler*innen (und Hilfskräfte) um Dr. Karsten Senkbeil von 2021 bis 2023, welche Auswirkungen virtuelle Realitäten auf die Sozial- und Geisteswissenschaften haben. Die Erkenntnisse, die 2024 unter anderem in der Publikation Virtual Reality in den Geisteswissenschaften. Konzepte, Methoden und interkulturelle Anwendungen* gebündelt werden, liefern die Grundlage für das Projekt „Digital C@mpus Le@rning“; Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen setzen sich darin für die Digitalisierung der Lehre an der Universität Hildesheim ein.

Virtual Reality Brillen sind als „neue und spannende Technologie“ ein Standbein der am Fachbereich für Sprach- und Informationswissenschaften angesiedelten Lehrveranstaltung „Negotiating Across Cultures“. VR-Brillen ermöglichen es den Studierenden, mithilfe von ‚Avataren‘ anderen Studierenden vom Trinity College in Dublin im virtuellen Raum zu begegnen. Da Seminarleiter Karsten Senkbeil das Seminar, gemeinsam mit seinen Mitarbeiter*innen, in die virtuelle Ebene überführt hat, ist die Anwesenheit in Präsenz nur für die Einweisung erforderlich. Die Teilnehmenden sollen ihre interkulturellen Kompetenzen erweitern, indem sie sich auf digitales Terrain begeben, das weder für die Hildesheimer*innen, noch die Teilnehmenden aus Dublin das zu Hause oder die Heimat ist: Alle erschließen sich den konstruierten Raum gemeinsam, sind in diesem anfangs zu gleichen Teilen fremd, sprechen etwa über Stereotype und Diskriminierung. Obwohl die eigentlichen Lehrinhalte vereinfacht dargestellt werden, um allen qua Englischer Lingua Franca einen Zugang zu gewähren, werden die Diskussionen tiefgründig: Das Seminar funktioniert über die persönliche Schiene vielmehr als über die theoretische, wobei allen Teilnehmenden derselbe Ausgangspunkt – im Englischen könnte man ihn als ‚common ground‘ bezeichnen – gemein ist: Stereotypisierung ist per se ein negativer Vorgang.

Der Titel des Seminars „Negotiating Across Cultures“ bezieht sich somit einerseits auf den interkulturellen Austausch; andererseits kann man diesen aber auch auf die eigene Digitalisierungskultur beziehen. Dabei sieht Karsten Senkbeil den Nutzen für die Gesamtgesellschaft darin, „das Feld der VR-Entwicklung nicht nur den Tech-Konzernen zu überlassen, sondern dieses konstruktiv aus sozial- und geisteswissenschaftlicher Perspektive zu begleiten.“ Denn: „Es ist wichtig, den Menschen im Blick zu behalten. Digitalisierung ist ein Versuch, Kompetenzen zu ermitteln, wie man die Zielgruppe auf das vorbereiten kann, was alles möglich ist oder herausfordernd sein kann.“ Gefördert wird das Projekt durch die Innovationsförderschiene des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur.

Die interkulturelle Vernetzung dieses Seminars ist nur ein Anwendungsbeispiel. Ins Lehramt und das Institut für Biologie und Chemie haben die VR-Brillen ebenfalls Einzug gehalten: Lehrende der Chemie nutzen zum Beispiel VR-Brillen, um bei Sicherheitseinweisungen Szenarien durchzuspielen, deren Demonstration in der Realität zu gefährlich wäre.

*Nähere Informationen zur Publikation: Senkbeil, Karsten & Timo Ahlers (Hrsg.): Virtual Reality in den Geisteswissenschaften. Konzepte, Methoden und interkulturelle Anwendungen (Hildesheimer Schriften zur Interkulturellen Kommunikation). Berlin 2024.

HumaniVR: die wissenschaftliche Basis

„The Humanities in Virtual Reality – Methodenentwicklung und Anwendungspotenziale der Virtual Reality für die Geisteswissenschaften“, wofür das Kürzel „HumaniVR“ steht, ist „ein interdisziplinäres Forschungsprojekt an der Universität Hildesheim, das Methoden für die Analyse linguistischer, sozialer und interkultureller Interaktion in Social Virtual Reality erforscht.“

Im Rahmen vom PRO* Niedersachsen Programm des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur gefördert, läuft das Projekt von 2021 bis 2023. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus diesem Forschungsprojekt fließen in alle weiteren Digitalisierungsinitiativen. Auskünfte über dieses Projekt erteilt Dr. Karsten Senkbeil.

Digital C@mpus Le@rning: Wenn aus Wissenschaft Lehre wird

 „Das Projekt Digital C@MPUS-le@rning nutzt den Innovationsschub der pandemiebedingten Digitalsemester, um auf Basis studentischer Rückmeldungen und wissenschaftlich gestützter Empfehlungen systematisch einen digitalen Lehr- und Lerncampus aufzubauen.

Ausgehend von konkreten, zukunftsweisenden und generalisierbaren Ansätzen mehrerer Fachdisziplinen werden Lehrformate für selbstgesteuertes, virtuell-räumliches und kokreativ-kollaboratives Lernen entwickelt und in weitere Bildungsbereiche transferiert.“ Für weitere Informationen steht Projektleiter Prof. Dr. Jürgen Sander zur Verfügung.

Es besteht aus vier Projektbereichen:

A: SELF-Le@rning

B: VIRTUAL-le@rning – Auf diesen wurde in diesem Artikel besonderes Augenmerk gelegt.

C: CO-le@rning

D: Transfer


Foto einer VR-Ausrüstung, Maximilian Prandstätter über Wikimedia Commons.

Screenshot: Brainstorming.

Links: Screenshot aus dem Seminar; rechts: VR-Ausrüstung, Foto: Maximilian Prandstätter über Wikimedia Commons.