Entdecken: Personen - Begriffe - Orte

Entdecken: Personen

Johann Bernhard Basedow

Johann Bernhard Basedow wurde am 11. September 1724 in Hamburg geboren. Sein Vater hieß Heinrich Basedau und seine Mutter Anna-Maria Basedau, geborene Leonhard. Im Jahr 1752 heiratete Basedow Anna Emilie Dumas. Nach zwei Jahren heiratete er Gertrud Elisabeth Hammers im Jahr 1754. Er hatte zwei Kinder: seinen Sohn Ludwig und seine Tochter Emilie.

Mit 15 Jahren floh Basedow vor seiner Familie und der Schule und arbeitete in Flensburg als Gehilfe des Arztes Dr. Boessel. Er kehrte jedoch nach einem Jahr in die Schule zurück. Nach seiner Schulzeit studierte Basedow autodidaktisch allein in Leipzig und anschließend in Kiel. Einige Jahre später sammelte er erste Erfahrungen als Hauslehrer eines Herrn von Qualen auf Borghorst in Holstein. An der Ritterakademie zu Soroe auf Seeland wurde er als Professor der Moral, Beredsamkeit und später auch der Theologie berufen. Aufgrund seiner aufklärerischen Theologie, bei welcher er versuchte, für ihn unsinnige Dogmen zu entfernen, wurde er 1761 auf das Gymnasium Altona versetzt. Dort verfasste Basedow 1768 die Schrift „Vorstellung an Menschenfreunde und vermögende Männer über Schulen, Studien und ihren Einfluß in die öffentliche Wohlfahrt, mit einem Plane eines Elementarbuchs der menschlichen Erkenntnis“, welche eine Wendung in seinem Leben darstellte. In dieser Schrift kritisierte er scharf das vorherrschende Schulsystem und lehnte den Kircheneinfluss auf die Schule ab. 1770 verfasste er eine Anleitung „Methodenbuch für Väter und Mütter der Familien und Völker“, um sein Hauptwerk „Elementarbuch für die Jugend und für ihre Freunde in gesitteten Ständen“ richtig anwenden zu können. Dieses Werk weckte großes Interesse und Basedow gewann viel Unterstützung für seine Vision. Im Jahr 1774 wurde er beauftragt, in Dessau eine Erziehungsanstalt nach seinen Vorstellungen zu errichten. So wurde das Philanthropin gegründet, das den Mittelpunkt für die aufklärerische Erziehungsbewegung in Deutschland darstellte.

Basedow hat stark die Erziehungs- und Bildungslandschaft des 18. Jahrhunderts durch das Begründen der philanthropischen Bewegung geprägt. Er hatte den Mut, das bestehende Schulsystem zu kritisieren und legte durch sein Engagement wichtige Teile des Fundaments für den Fortschritt und die Reform des Schulwesens. Er war so ein führender Vertreter der pädagogischen Aufklärung in Deutschland.

 

Werke von Basedow:

  • Basedow, Johann Bernhard: Elementarwerk, Band 1. Hildesheim: Olms 1972.
  • Basedow, Johann Bernhard: Zur elementarischen Bibliothek: Das Methodenbuch für Väter und Mütter der Familien und Völker. Altona: Cramer 1770.

Weiterführende Literatur zu Basedow:

© Angelina Förster

Luise Adelgunde Victorie Gottsched

Luise Adelgunde Victorie Gottsched, geborene Kulmus, kam am 11. April 1713 in Danzig als Tochter des Leibarztes Johann Georg Kulmus und seiner Frau Katharina Dorothea Kulmus, geborene Schwenk, zur Welt. Sie war die Ehefrau des Leipziger Professors der Poesie, Logik und Metaphysik Johann Christoph Gottsched. Sie verstarb am 26. Juni 1762 im Alter von 49 Jahren in Leipzig.

Gottsched wuchs in einem aufgeklärten Haus auf, was ihr Interesse an Literatur und Poesie begünstigte und ihr den Zugang zu diesen Themen gewährte. Bereits mit 14 Jahren schrieb sie Verse, die die Aufmerksamkeit ihres späteren Mannes Johann Christophs weckten. So erklärte er sich bereit, sie per Briefwechsel zu unterrichten und umwarb sie. Die beiden verlobten sich, jedoch gab es Widerstand seitens Gottscheds Mutter. Nach dem Tod ihrer Eltern und der sechsjährigen Verlobungszeit heiratete Gottsched Johann Christoph im Jahre 1755. Gottsched beteiligte sich rege an seinen literarischen Tätigkeiten. Sie lernte nach seinem Wunsch Latein und hörte seinen Vorlesungen zu Rhetorik und Dichtkunst zu. Sie verfasste Oden, Gelegenheitsgedichte und Beiträge für Johann Christophs kritische Journale, indem sie für seine Theaterform des „Lustspiels“ Übersetzungen, Bearbeitungen und eigene Originalwerke verfasste. Sie war die erste deutsche Frau, die Tragödien und Komödien verfasste. Das Meiste ihrer Arbeit wurde jedoch unter Johann Christophs  Namen  als  Teil  seiner  Zeitschriften  „Die  deutsche Schaubühne“ aus den Jahren 1741 bis 1745 und „Die deutsche Sprachkunst“ aus dem Jahr 1748 veröffentlicht. Ein häufiges Motiv ihrer Werke war nicht die romantische Zusammenführung zweier Figuren, wie es sonst  bei einem „Happy End“ üblich war, sondern das Entkommen einer unerwünschten Verheiratung. Das nach Gottsched gelungenste Drama „Panthea“ aus dem Jahr 1744 sprengte männliche Vorgaben durch die selbstbestimmte Protagonistin, die selbst den Göttern trotzt. Diese Tragödie war so unkonventionell, dass sie als misslungen galt. Nach ihrem Tod im Jahr 1762 blieb durch Johann Christoph das Bild Gottscheds als fleißige Gehilfin 200 Jahre erhalten und erst durch die jüngere feministische Forschung erhielt Gottsched die ihr zustehende Anerkennung.

Gottsched spielt eine wichtige Rolle für den weiblichen Fortschritt im Bildungswesen. Auch wenn ihre Werke erst nach ihrem Tod als die ihren anerkannt wurden, hat sie als erste deutsche Frau, die Komödien und Tragödien schrieb, den Weg für Frauen in der Bildung mitbestimmt. Auch die Einführung selbstbestimmter weiblicher Figuren in ihren Werken war ein Versuch der Veränderung des idealen Frauenbildes der damaligen Zeit. Zwar ist ein direkter Einfluss Gottscheds auf das Bildungswesen nicht dokumentiert, jedoch hat ihre Arbeit die Kultur und literarische Landschaft mitgestaltet und so sicherlich auch das Bildungswesen beeinflusst.

 

Werk von Gottsched:

  • Birkner, Nina (Hrsg.): Luise Adelgunde Victorie Gottsched: Die Hausfranzösinn, oder die Mammsell. Ein deutsches Lustspiel in fünf Aufzügen. Hannover: Wehrhahn Verlag 2009.

Weiterführende Literatur zu Gottsched:

  • Ball, Gabriele/Brandes, Helga/Goodmann, Katherine R. (Hrsg.): Diskurse der Aufklärung. Luise Adelgunde Victorie und Johann Christoph Gottsched. Wiesbaden: Harrassowitz 2007.
  • Goodman, Katherine (Hrsg.): Adieu Divine Comtesse. Luise Gottsched, Charlotte Sophie Gräfin Bentinck und Johann Christoph Gottsched in ihren Briefen. Würzburg: Königshausen & Neumann 2009.
  • Richel, Veronica C.: Luise Gottsched. A Reconsideration. Bern: Lang 1973.

© Angelina Förster

Johann Julius Hecker

Johann Julius Hecker wurde am 2. November 1707 in Werden an der Ruhr geboren. Über seine Eltern ist nichts überliefert, außer dass diese Lehrer waren.

Hecker ging in frühen Jahren auf die Stadtschule in Essen. Schon dort wurde sein Interesse für ein Theologiestudium geweckt. Er fand Gefallen am Halleschen Pietismus. Deshalb begann Hecker nach Abschluss seiner Schule ein Studium der Theologie, alter Sprachen, Medizin und Naturwissenschaften in Halle. Im Jahr 1729 wurde er als Lehrer in Halle am Pädagogikum angestellt und gab wenig später schon selbst verfasste Lehrbücher heraus. Im Jahre 1735 zog es ihn dann nach Potsdam, wo er im Militärwaisenhaus den Posten des Lehrers, Predigers und Inspektors bekleidete. Nach drei Jahren in Potsdam machte sich Hecker nach Berlin auf und wurde der erste Prediger an der Berliner Dreifaltigkeitskirche. Wenig später begründete Hecker mit der „Ökonomisch-mathematischen Realschule“ eine neue Schulform. Er gilt als Begründer der noch heute gängigen Schulform der Realschule. Da er für die neu entworfene Schulform besser ausgebildete Lehrer brauchte, gründete er 1753 ein Lehrerseminar. Besonders an seiner Schulform war, dass die Schüler berufsbegleitende Praktika absolvieren konnten.

Hecker starb am 24. Juni 1768 in Berlin und hinterließ seine zweite Frau Caroline Wilhelmine Bethmann sowie fünf Kinder. Sein Sohn Johann Christian Nathanael trat sein Erbe an, indem er später an der von seinem Vater gegründeten Schule Lehrer und Professor wurde.

© Lea-B. Schünemann

Jean-Jacques Rousseau

Geboren 1712 in Genf, war Jean-Jacques Rousseau Schriftsteller, Philosoph, Naturforscher und Pädagoge. 1778 in Ermenonville bei Paris ist Rousseau gestorben.

Er stammte aus einer Hugenotten-Familie, die nach der Aufhebung des Edikts von Nantes, das Hugenotten religiöse Toleranz im katholischen Frankreich gewährte, im schweizerischen Exil leben musste. Seine Mutter starb kurz nach seiner Geburt und sein Vater musste wegen einer Auseinandersetzung fliehen, als Jean-Jacques zehn Jahre alt war. Daher wuchs Rousseau bei Verwandten auf. Er war mit Voltaire befreundet. Diese Freundschaft zerbrach allerdings, während Rousseau seine Erziehungstheorien aufstellte.

Auf die Pädagogik hatte er großen Einfluss, der vom späten 18. bis ins 20. Jahrhundert reichte. Bekanntheit erlangte Rousseau vor allem durch seine schriftstellerische Tätigkeit, seine Verteidigung der Vernunft und seinen Kampf für individuelle Rechte. Seine bekanntesten Schriftstücke sind „Julie oder Die neue Héloise“, „Emile oder über die Erziehung“ und seine Autobiographie „Confessiones“.

 

Weiterführende Literatur zu Rousseau:

  • Schäfer, Alfred: Jean-Jaques Rousseau. Ein pädagogisches Porträt. 2. Auflage. Weinheim: Beltz Juventa Verlag 2017.
  • Sturma, Dieter: Jean-Jaques Rousseau. München: C.H.Beck 2001.

© Henrike Stratmann

Christian Gotthilf Salzmann

Christian Gotthilf Salzmann wurde am 1. Juni 1744 als Sohn eines Pfarrers in Sömmerda in Thüringen geboren. Seine Mutter hieß Rahel Sybille Margaretha, geborene Braun, und sein Vater Johann Christian.

Nachdem er zuerst von seinen Eltern unterrichtet wurde, besuchte er von 1756 bis 1758 die Lateinschule in Langensalza. Ab 1761 begann Salzmann in Jena ein Studium der Theologie, welches er im Jahre 1768 abschloss. Direkt im Anschluss wurde Salzmann Pfarrer. Nach 13 Jahren als Pfarrer zog es Salzmann nach Dessau, um am dortigen Philanthropinum, einer bekannten Schule, zu arbeiten. Im Jahr 1784 gründete er eine eigene Anstalt in Schnepfenthal. Er schrieb unter anderem über das Problem mit der geschlechterdifferenzierten Unterweisung und über die moralische Erziehung. Salzmann war auch als der deutsche Jean-Jacques Rousseau bekannt, da er wie Rousseau die Erziehungspraktiken seiner Zeit kritisierte.

Christian Gotthilf Salzmann starb am 31. Oktober 1744 in Schnepfenthal und hinterließ seine Frau Sophie Magdalena Schnell sowie sechs Söhne und neun Töchter. Seit 2012 vergibt das Thüringer Ministerium den nach Christian Gotthilf Salzmann benannten „Salzmann-Preis“. Dieser Preis wird an Personen verliehen, die sich im Bereich der Bildung einen Namen gemacht haben.

 

Werke von Salzmann:

  • Salzmann, Christian Gotthilf: Conrad Kiefer, oder Anweisung zu einer vernünftigen Erziehung. Schnepfenthal: Buchhandlung der Erziehungsanstalt 1796.
  • Salzmann, Christian Gotthilf: Krebsbüchlein oder Anweisung zu einer unvernünftigen Erziehung der Kinder. 3. Auflage. Erfurt: 1792.

© Lea-B. Schünemann

Ernst Christian Trapp

Ernst Christian Trapp wurde am 8. November 1745 auf dem Gut Friedensruhe bei Drage im Kreis Steinburg geboren. Er war der Sohn des Schlossverwalters Conrad Gosche Trapp und seiner Frau Margaretha. 1774 heiratete er Anna Christina Trapp, geborene Rundt, und starb am 18. April 1818 in Wolfenbüttel.

Trapp besuchte das Gymnasium zu Segeberg. Durch ein Stipendium begann er in Göttingen erst Theologie, dann Pädagogik zu studieren. Im Jahr 1768 wurde er zum Rektor in Segeberg. Vier Jahre später wurde er Rektor in Itzehoe und 1776 war er Subrektor am Gymnasium Altona. Im Jahr 1777 wurde Trapp Lehrer an Basedows Philanthropinum in Dessau. Bereits im Jahr 1773 veröffentlichte er die „Rede von der Pflicht der Schullehrer, den Unterricht der Jugend nach den Bedürfnissen und Forderungen der Zeit einzurichten“. Sein Lebensziel war es, eine theoretische und praktische Reform der Erziehung und Schulen nach philanthropischen Prinzipien einzuführen. Er war der Meinung, dass zu viel gelehrtes Wissen schädlich ist und das Erlernen von Fremdsprachen das größte Übel für deutsche Schulen sei. 1779 wurde er an der Universität Halle zum Professor der Pädagogik und Leiter des Erziehungsinstituts berufen. Jedoch blieben Hörer für die Vorlesung aus. Dies ließ sein Ansehen sinken und er verließ die Universität, um 1783 eine Erziehungsanstalt auf dem Hammerdeiche bei Hamburg zu übernehmen. Einige Jahre darauf folgte er Joachim Heinrich Campe nach Braunschweig, wurde Teil des neugegründeten Schuldirektoriums und sollte neue Schulbücher erstellen. Die neuartige Schule scheiterte jedoch aufgrund ihrer schroffen und kirchenfeindlichen Art am Einspruch seitens der Landesstände. Trapp zog daraufhin nach Wolfenbüttel und gründete dort eine kleine Erziehungsanstalt, welche als Pensionat für Mädchen diente und Treffpunkt vieler Repräsentanten der deutschen Aufklärung wurde.

 

Antrittsvorlesung von Trapp:

  • Trapp, Ernst Christian: Von der Notwendigkeit, Erziehen und Unterrichten als eine eigene Kunst zu studieren. Halle: 1779.

Weiterführende Literatur zu Trapp:

  • Gündel, Alwin: Leben und Wirken E. Chr. Trapp's. Leipzig: Adolph Mehnert 1892.
  • Herrmann, Ulrich: Ernst Christian Trapp. Ein braunschweigischer Reformer und Publizist. In: Braunschweigisches Jahrbuch 53 (1972). S. 183-195.

© Angelina Förster

Peter Villaume

Peter Villaume wurde am 18. Juli 1746 als Sohn des Strumpffabrikanten Pierre Villaume geboren. Seine Mutter hieß Marie, geborene Duplan. Er stammte aus einer Hugenottenfamilie.

Über seine Kindheit ist nichts bekannt. Villaume wurde ab 1763 als Lehrer angestellt und begann wenig später ein Studium der Theologie in Berlin. Nach dem Abschluss des Studiums im Jahr 1771 arbeitete er als Prediger in einer französisch reformierten Gemeinde. Seine Geliebte, Susanne Marre, nahm er im Juni 1771 zur Frau. Es zog sie weiter nach Halberstadt, wo er abermals ab 1776 als Prediger fungierte. Ende 1779/Anfang 1780 gründete er dann zusammen mit seiner Frau eine Erziehungsanstalt für Frauen. Im Jahre 1787 wird Villaume Professor der Philosophie am Joachimsthalischen Gymnasium in Berlin. Diesen Beruf legte er im Jahr 1793 nieder. Als Grund gab er gesundheitliche Gründe an, der wahre Grund jedoch war das Wöllnersche Religionsedikt. Im selben Jahr in dem er seinen Job als Professor annahm, half er Joachim Heinrich Campe bei seiner Enzyklopädie mit Beiträgen über Sportpädagogik. Nach seinem Abschied aus Berlin zog es Villaume nach Dänemark auf die Insel Fünen, wo er abermals in einer Lehranstalt zu arbeiten begann. Er kaufte sich dort auch einen Hof, den er selbst 12 Jahre lang landwirtschaftlich bewirtschaftete, weil ihm das am Herzen lag. Im Alter von 79 Jahren starb Peter Villaume am 11. Juni 1825 in Fyrendal auf Fünen.

 

Werke von Villaume:

  • Villaume, Peter: Geschichte des Menschen. Dessau und Leipzig: Auf Kosten der Verlagskasse 1783.
  • Villaume, Peter: Über die Erziehung zur Menschenliebe. Dessau: Auf Kosten der Verlagskasse für Gelehrte und Künstler 1784.

© Lea-B. Schünemann

Georg Joachim Zollikofer

Georg Joachim Zollikofer wurde am 5. August 1730 in St. Gallen in der Schweiz geboren. Er war der Sohn von David Anton Zollikofer von Altenklingen und Anna Elisabeth Zollikofer, geborene Högger. 1756 heiratete er Susanna Regina le Roy. Nach deren Tod heiratete er 1780 Henrike Sechehaye. Er verstarb am 22. Januar 1788 in Leipzig.

Zollikofer wurde in eine angesehene Familie hineingeboren. Er besuchte zunächst das Gymnasium in St. Gallen, wechselte dann auf das Gymnasium in Bremen. Nach seinem Abschluss studierte er Theologie in Utrecht. Daraufhin reiste Zollikofer durch die Niederlande und kehrte mit 23 Jahren zurück in die Schweiz. Im Jahr 1754 wurde Zollikofer als Prediger zu Murten berufen. Vier Jahre später wurde er zum Prediger der reformierten Kirche in Leipzig. Von Jahr zu Jahr fanden Zollikofer und seine Predigten immer mehr Anklang. Seine Lehre war menschenfreundlich gesinnt und er wurde von Vielen als selbstbewusster Charakter gesehen, der sich bei den mächtigen Personen der Gesellschaft nicht einschmeichelte. Wichtig für ihn waren Klarheit, Deutlichkeit und die Bestimmtheit der Gedanken. Er setzte sich für die Popularisierung der Aufklärungstheologie ein und behandelte Themen wie die Entdogmatisierung des Glaubens. Zollikofer war es wichtig, dass die Menschen den ihnen in ihrer Gemeinde präsentierten Glauben nicht blindlings annahmen. Wichtiger war für ihn die praktisch-moralische Lebensgestaltung. Auch vor Dingen wie der abergläubischen Hochachtung von Männern distanzierte er sich und hielt die Wahrheit für ein allgemeines Gut.

 

Werk von Zollikofer:

  • Zollikofer, Georg Joachim: Predigten. Prediger der Evangelischreformierten Gemeinde in Leipzig. Leipzig: Weidmann 1772.

© Angelina Förster

Entdecken: Begriffe

Aufklärung

Mit dem Begriff „Aufklärung“ wird ein Zeitalter beschrieben, in dem durch rationales Denken die bestehende Struktur überdacht und Akzeptanz für Neues geschaffen wurde.

Als wichtige Charaktereigenschaft der Aufklärung gilt die Vernunft, auf die sich zurückbesonnen werden sollte. Politisch wandte sich die Aufklärung dahin, dass mehr Handlungsfreiheiten, Bürgerrechte, Menschenrechte und Bildung zugelassen werden sollten. Außerdem ging es darum, Andersartigkeit zu akzeptieren wie beispielsweise einen anderen Glauben. Es wurde folglich Religionsfreiheit gefordert. Zeitlich kann die Epoche der Aufklärung in den Zeitraum zwischen 1715 und 1789 eingeordnet werden. Die Aufklärung trug zur Amerikanischen Revolution im Jahr 1776 und der Französischen Revolution aus dem Jahr 1789 bei. Zu wichtigen Personen der Aufklärung zählen unter anderem: Immanuel Kant, Jean-Jacques Rousseau, Voltaire, Gotthold Ephraim Lessing, Georg Christoph Lichtenberg, Samuel von Pufendorf und John Locke.

Weiterführende Literatur:

  • Geier, Manfred: Aufklärung. Das europäische Projekt. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag 2012.
  • Meyer, Annette: Die Epoche der Aufklärung. Berlin: Akademie Verlag 2010.

© Henrike Stratmann

Schuldrama

Unter einem Schuldrama, auch als Schulspiel bezeichnet, versteht man Schauspiele, die an schulischen Institutionen aufgeführt werden. Sie haben einen didaktischen Nutzen.

Schuldramen sollen die Redepraxis üben und führen die Schauspieler in die Themen des Stückes ein. Die Themen der Stücke sind weit gefächert, sie können mythologischer, theologischer, historischer und staatstheoretischer Natur sein. So ist es nicht verwunderlich, dass praktisch alle Theater-Formen an den Schulen aufgeführt werden, so zum Beispiel auch Komödien, Tragödien, Singspiele und einige andere. Auch soll das Aufführen der Stücke das soziale Lernen und das Einüben des bürgerlichen und höfischen Verhaltens fördern. Die Aufführungen finden vor Publikum, bestehend aus Eltern, Lehrer*innen und Schüler*innen, statt.

Der Ursprung des Schuldramas liegt im Mittelalter. Die frühere Aufführungssprache war Latein, aber ab dem 16. Jahrhundert wurden die Stücke auch in der Volkssprache aufgeführt. Ab dem 18. und 19. Jahrhundert verloren Schuldramen außerhalb der Schule immer mehr an Bedeutung und wurden von den populären Theatern abgelöst. Dennoch wird das Schuldrama innerhalb der Didaktik bis heute genutzt.

Weiterführende Literatur:

  • Schmidt, Expeditus: Die Bühnenverhältnisse des deutschen Schuldramas und seiner volkstümlichen Ableger im sechzehnten Jahrhundert. Berlin: Verlag von Alexander Duncker 1903.
  • Zeller, Konradin: Pädagogik und Drama. Untersuchungen zur Schulcomödie Christian Weises. Tübingen: Max Niemeyer Verlag 1980.

© Annika Roller

Schulordnung

Unter einer Schulordnung versteht man eine umfassende Regulierung von Schule und Bildung. Hier sind organisatorische und pädagogisch-didaktische Aspekte des Bildungswesens enthalten, wie die Finanzierung der Schulen, Verpflichtungen der Lehrer*innen, Disziplinierung der Schüler*innen, Inhalte und Methoden des Unterrichts.

Diese Rahmenrichtlinien galten meist für das gesamte Schulwesen einer Stadt oder eines Territoriums, selten für einzelne Schulen. Die regionale und lokale Umsetzung der Schulordnungen verlief somit sehr unterschiedlich und war von der zeitgemäßen Pädagogik und den geistigen Strömungen beeinflusst.

Bereits im Früh- und Hochmittelalter gab es Bestimmungen für den Schulbereich durch die Kirche und die weltlichen Obrigkeiten. Eine umfassende Regulierung wurde mit dem Ausbau des Schul- und Bildungswesens durch evangelische Stadtmagistrate und Landesherren eingeleitet. Es entstanden im Laufe des 16. Jahrhunderts zahlreiche Schulordnungen. Sie waren zunächst Teil der Kirchenordnungen. In der württembergischen Großen Kirchenordnung von 1559 wurde das Schulwesen erstmals von der Elementarschule bis hin zur Universität eingeteilt.

© Charlotte Höppner

Entdecken: Orte

Die Schulordnung für die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt von 1733

Der Schulordnung von 1733 ist eine Präambel vorangestellt. Hierbei wird das Problem angesprochen, dass viele Eltern ihre Kinder aus der Schule nehmen, um diese in der Landwirtschaft arbeiten zu lassen. Zudem werden drei Folgeerscheinungen genannt, wenn Kinder nicht in die Schule gehen. Sie lernen erst spät etwas Gutes/Christliches. Sie gelten als nicht fleißig, unordentlich und sind nicht fähig, mit dem Konfirmandenunterricht zu beginnen. Zum Abschluss wird gesagt, dass die Kinder nicht ständig aus der Schule genommen werden dürfen, da sie sonst wieder vergessen, was sie gelernt haben.

Im Hauptteil der Schulordnung werden 13 Punkte angesprochen. Darunter fallen zum einen das Alter beim Schuleintritt und was geschieht, wenn dies später oder früher geschieht. Es wird durch die Kirchenvertreter vor Ort festgehalten, wie alt die Kinder sind. Dies wird jedes Jahr wiederholt. Es wird festgehalten, was geschieht, wenn die Schüler­*innen das 14. Lebensjahr erreichen. Neben der Schulzeit werden auch die Ferienzeiten festgeschrieben. Außerdem wird festgelegt, dass gesunde Kinder nicht fehlen dürfen, ansonsten droht eine Strafe. Es soll zudem ein Klassenbuch geführt werden. Prüfungen sollen abgehalten werden, um den Wissensstand der Schüler*innen abzufragen. Für die Eltern gilt, dass sie außerhalb der Schule ein gutes Vorbild darstellen sollen und ihre Kinder nicht gewaltsam bestrafen sollen. Die Eltern sollen außerdem die Lehrkräfte beziehungsweise das Schulpersonal und den Pfarrer mit Respekt behandeln.

Im Anschluss folgt eine Schulordnung für die Schulbediensteten. Jeder Schulbedienstete soll ein gutes Beispiel für die Schüler*innen sein. Er darf nur seine Arbeit verrichten, kein anderes Amt ausüben oder von seiner Arbeit fernbleiben beziehungsweise diese vernachlässigen. Zudem darf er die Kinder nicht unterschiedlich behandeln. Sonntags ist es die Aufgabe des Lehrers, die Kinder zu versammeln und ordentlich zur Predigt zu bringen. Außerdem muss er die Kinder wieder zurück zur Schule bringen und den Gottesdienst mit ihnen reflektieren. Zu den Aufgaben des Lehrers gehört es, den Kindern Gott näher zu bringen, mit ihnen zu beten und zu singen. Den Kindern soll das Lesen und Schreiben beigebracht werden, jeweils nach drei Schritten. Zusätzlich sollen die Kinder zur Höflichkeit erzogen werden. Strafen sollen vermieden werden und erst als letzter Ausweg soll zur Rute gegriffen werden. Andere gewaltsame Strafen sind zu unterlassen. Wenn die Schulbediensteten ihren Pflichten nicht nachkommen, werden diese bestraft.

© Lena Plümer