Weltweit größte Konferenz zum Zweit- und Fremdspracherwerb Deutsch

Wednesday, 23. May 2012 um 08:14 Uhr

Unter dem Motto „Zur Sprache.kͻm“ veranstaltet der Fachverband Deutsch als Fremdsprache seine Jahrestagung 2012 vom 31. Mai bis 2. Juni mit rund 400 Teilnehmern aus dem In- und Ausland an der Universität Hildesheim. Auf der Konferenz geht es um neue Erkenntnisse zur Sprachvermittlung – und das umfasst mehr als Wortschatz und Grammatik. Die moderne Forschung berücksichtigt, dass verschiedene Sprachen und Gesellschaften unterschiedliche kommunikative Strategien anwenden.

Wer an internationale oder auch interkulturelle Kommunikation denkt, der verbindet dies wahrscheinlich in erster Linie mit der englischen Sprache. Aber auch das Deutsche wird nach wie vor im Ausland gelernt – in englischsprachigen Ländern zwar abnehmend, in Osteuropa weiterhin stabil und in China mit sogar steigender Tendenz. Weltweit bereiten sich Menschen – auch durch das Erlernen der deutschen Sprache – auf interkulturelle Kommunikation vor. Und nicht nur das: Innerhalb Deutschlands ist das Deutsche nicht immer die Mutter- oder Familiensprache, sondern oft eine Zweitsprache. Die mit der Vermittlung des Deutschen entstehenden Herausforderungen diskutiert im Juni der Fachverband Deutsch als Fremdsprache (FaDaF) während seiner 39. Jahreskonferenz an der Universität Hildesheim.

Auf der Konferenz geht es um neue Erkenntnisse zur Sprachvermittlung – und das umfasst sehr viel mehr als Wortschatz und Grammatik. Die moderne Forschung berücksichtigt gezielt, dass verschiedene Sprachen und Gesellschaften in bestimmten Situationen durchaus sehr unterschiedliche kommunikative Strategien anwenden: Um ein Nein auszudrücken, sagt man in Deutschland „nein“, in Teilen Asiens aber, man wolle sich bemühen. Die aus reiner Übersetzung resultierenden Probleme sind offenkundig. International belasten sie z.B. Geschäftsverhandlungen, im Inland ist die Chancengleichheit beeinträchtigt, wenn neben Grammatik nicht auch solche kommunikativen Strategien vermittelt werden.

„Professionalisierung tut also Not“, meint deshalb der FaDaF. Denn eine Beschäftigung mit dem Deutschen als Fremd- oder Zweitsprache bedeutet immer, die deutsche Sprache und die deutsche Kultur aus einer fremden Perspektive wahrzunehmen. Lernschwierigkeiten und dem Muttersprachler unbewusste Regelhaftigkeiten sind dabei genauso zu berücksichtigen, wie nur scheinbare Selbstverständlichkeiten der Sprachverwendung als solche zu identifizieren sind. All dies verlangt Forschung und Qualifikation – und eben nicht nur die natürliche Kompetenz eines Muttersprachlers.

Die „Professionalisierung in den Bereichen Deutsch als Fremd- sowie Zweitsprache“ bildet deshalb einen der vier Tagungsschwerpunkte. Ein zweiter, nämlich „authentische interkulturelle Kommunikation“, beschäftigt sich u.a. mit der erwähnten gesellschaftlichen Prägung des Sprachgebrauchs. Verschiedene Lernerperspektiven stehen im Zentrum des dritten Schwerpunkts, nämlich „Sprachlernwege und Sprachlernbiographien“, und konkrete „Unterrichtsmethoden“ bilden den vierten.

Stärker praxis- als forschungsorientiert sind die Foren „Unterrichtspraxis“ sowie „Beruf und Qualifizierung“, in denen sich die Teilnehmer über praktische Erfordernisse austauschen. Für den wissenschaftlichen Nachwuchs bietet die Tagung darüber hinaus Gelegenheit, laufende Forschungsarbeiten aus dem Bereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache vorzustellen und zu diskutieren. Ergänzt wird die Tagung durch eine Posterpräsentation, in der verschiedene Projekte zu den Bereichen Deutsch als Zweitsprache, Deutsch als Fremdsprache und Mehrsprachigkeit gezeigt werden.

Fakten zur Konferenz:

Nach der Eröffnung am Donnerstag, 31. Mai 2012, 11.00 Uhr im Audimax hält Kristina Cunningham (EU-Generaldirektion Kultur und Sprachen) um 11.30 Uhr den Eröffnungsvortrag „Deutsch im Rahmen der EU-Sprachenpolitik“.

Am Freitag, 01. Juni, 10.45 bis 13.00 Uhr, findet eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema „Aktuelle Anforderungen an die Integrationsträger und deren MitarbeiterInnen aus der Sicht der Politik, Exekutive und Wissenschaft" statt (Hauptcampus, Marienburger Platz 22). Es diskutieren die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende und Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Aydan Özoguz, Prof. Dr. Udo Ohm von der Universität Bielefeld sowie Claudia Schanz (angefragt) aus dem Niedersächsischen Kultusministerium. Die Moderation übernimmt Amadeus Hempel, Geschäftsführer des Vereins Interkulturelle Bildung Hamburg (IBH).

Tagungsprogramm online abrufbar

Presseinformation mit Ansprechpartnern für Rückfragen (PDF)


„Mehrsprachigkeit in den Klassenzimmern verändert auch den (Sprach-)Unterricht. Dies hat Folgen für die Lehreraus- und -fortbildung“, sagt Prof. Dr. Ursula Bredel. Sie leitet an der Universität Hildesheim eine AG, die Empfehlungen für die Lehrerbildung erarbeitet.

„Mehrsprachigkeit in den Klassenzimmern verändert auch den (Sprach-)Unterricht. Dies hat Folgen für die Lehreraus- und -fortbildung“, sagt Prof. Dr. Ursula Bredel. Sie leitet an der Universität Hildesheim eine AG, die Empfehlungen für die Lehrerbildung erarbeitet.