UNESCO-Lehrstuhl startet mit Afrika-Kolloquium

Wednesday, 30. January 2013 um 15:17 Uhr

„Der arabische Frühling wurde auch kulturell gestaltet. Dokumentarfilme, Graffitis und Performances zeigen, wie lebendig der politische Aufbruch in den nordafrikanischen Ländern ist“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Schneider. Er ist Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls „Cultural Policy for the Arts in Development“ (Kulturpolitik für die Künste innerhalb gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse) der Universität Hildesheim. 100 Kulturschaffende und -politiker aus Afrika und Europa tagen an der Uni.

„Präsident Mursi, gewähren Sie den Künstlern Freiheit!“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Schneider. Künstler in der Großstadt Kairo und insbesondere auf dem Land in Ägypten arbeiten unter prekären Bedingungen. Nach wie vor regiert die Hochkultur der Eliten. „Kürzungen statt Konzeptionen bestimmen die kulturpolitische Praxis“, beobachtet Schneider.

Wie Künstler politische Veränderungsprozesse beeinflussen, unter welchen Rahmenbedingungen sie arbeiten und wie sie mit ihrem Schaffen zur Entwicklung der Gesellschaft beitragen, das untersuchen Hildesheimer Forscher – und arbeiten eng mit Partnern vor Ort zusammen. Vor allem in den Regionen im südlichen Afrika und Nordafrika sollen Projekte im Bereich Kulturelle Bildung untersucht und Ausbildungsprogramme im Kulturmanagement entwickelt werden.

Rund 100 Kulturpolitikforscher und -akteure des afrikanischen Kontinents und Europas diskutieren bis Donnerstagabend an der Universität Hildesheim über „gute Regierungsführung“ („Good Governance“) im Bereich der Kultur und Künste. Der 10. UNESCO-Lehrstuhl in der Bundesrepublik startet mit einem internationalen Afrika-Kolloquium am 30. und 31. Januar (Programm als PDF).

Aus Ägypten sind vor Ort: Der Programmdirektor des Goethe Instituts Kairo (Dr. Günther Hasenkamp) und Basma El Husseiny. Die Leiterin der Kulturorganisation „Al Mawred Al Thaqafy“ (Kairo) und Aktivistin im arabischen Frühling stellt erstmals einen Strukturvorschlag für die künftige ägyptische Kulturförderung vor, in dem die kulturelle Bildung, Zugänge zu Kultur und Freiheit für Kulturschaffende über zivilgesellschaftliche Stiftungen gefördert werden sollen.

Bereits am Dienstag startet ein „Young Expert Forum“ mit 25 jungen Kulturwissenschaftlern und Kulturschaffenden aus Tunesien, Zimbabwe, Deutschland, Luxemburg, Tansania, London, Marokko, Frankreich, Ägypten. „Wir wollen gemeinsam Projekte und Kooperationsmodelle im Bereich der Kulturvermittlung entwickeln und uns über kulturpolitische Rahmenbedingungen austauschen“, sagt Daniel Gad, Geschäftsführer des Hildesheimer UNESCO-Lehrstuhls. Auch eine junge Ägypterin ist dabei: Fayrouz Karawya, die sich mit zeitgenössischer Kultur und Politik in Ägypten befasst. Die Medizin- und Soziologieabsolventin (Kairo) schreibt, singt und komponiert seit 2006.

Zu den Referenten des Kolloquiums zählen u.a.:

Laurence Mayer-Robitaille (Leiterin des UNESCO-Programms „Technical Assitance in Cultural Governance", Paris), Ouafa Belgacem (Generalsekretärin des „ARTerial Network“, Kapstadt), Prof. Dr. Patrick Ebewo (Head of Department of Drama & Film, Tshwane University of Technology, Pretoria, South Africa), Prof. Dr. Mitchel Strumpf (University of Dar es Salaam), Basma El Husseiny (Leiterin des Kulturforschungsinstituts „Al Mawred Al Thaqafy“, Kairo), Lupwishi Mbuyamba (Direktor des „Observatory on Cultural Policy in Africa“, Maputo), Prof. Dr. Serhan Ada (Bilgi University Istanbul) und Christine M. Merkel, Deutsche UNESCO Kommission, Leiterin Fachbereich Kultur.

10. UNESCO-Lehrstuhl in der Bundesrepublik

Am Institut für Kulturpolitik startet unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Schneider der UNESCO-Lehrstuhl „Cultural Policy for the Arts in Development“ (Kulturpolitik für die Künste innerhalb gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse). Seit 20 Jahren stiften die Vereinten Nationen Lehrstühle, rund 700 gibt es weltweit, nur zehn in Deutschland.

Die Hildesheimer Wissenschaftler bauen die internationalen Kooperationen zunächst mit dem afrikanischen Kontinent aus. Geplant sind Forschungsprojekte, Diskussionsforen und Ausbildungsprogramme im Bereich Kulturpolitik und Kulturmanagement, Studierenden- und Dozentenaustausch sowie Forschungskooperationen. Mit dem ARTerial Network (Kapstadt) und der University of Dar es Salaam sollen Erfahrungen im Bereich „Kulturelle Bildung“ ausgewertet werden.

Medienberichte (Auswahl)

Presseinformation vom 02.01.2013

„Wie kann Kunst Gesellschaft verändern?", Hildesheimer Allgemeine Zeitung (30.01.2013)

„Künste sind nicht nur schön, sondern haben gesellschaftliche Relevanz -
Der UNESCO-Lehrstuhl an der Uni Hildesheim nimmt seine Arbeit auf", Gespräch mit Prof. Wolfgang Schneider, Deutschlandradio Kultur (30.01.2013, 16:00 Uhr)

Basma El Husseiny aus Kairo, Ausschnitt aus dem Gespräch am Rande des UNESCO-Auftakts mit Deutschlandradio Kultur (30.01.2013), Deutschlandfunk (31.01.2013)

„Appell an Mursi: Gewähren Sie Freiheit", Forschung zu Ägypten an der Uni Hildesheim, Braunschweiger Zeitung (30.01.2013)

„UNESCO-Lehrstuhl erforscht Kunst im politischen Aufbruch", DIE WELT, dpa (30.01.2013)

„Universität Hildesheim erhält UNESCO-Lehrstuhl", Evangelischer Pressedienst EPD (30.01.2013)

„Lehrstuhl erforscht Rolle des Künstlers in Umbrüchen", dpa (02.01.2013)

Kontakt bei Rückfragen: Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 0177.8605905


„Künste sind nicht nur schön, sondern haben gesellschaftliche Relevanz." Kulturschaffende aus Afrika und Europa sind zum Auftakt des UNESCO-Lehrstuhls an der Universität Hildesheim. Foto: Andreas Hartmann

„Künste sind nicht nur schön, sondern haben gesellschaftliche Relevanz." Kulturschaffende aus Afrika und Europa sind zum Auftakt des UNESCO-Lehrstuhls an der Universität Hildesheim. Foto: Andreas Hartmann

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