Theater und Migration

Friday, 23. March 2012 um 09:10 Uhr

Wie reagieren Theater auf Zuwanderung und kulturelle Vielfalt? „Theater bezeichnen sich gern als Spiegel der Gesellschaft, aber in unserer Republik ist das Theater ziemlich deutsch geblieben", sagt Prof. Dr. Wolfgang Schneider der Nachrichtenagentur dpa.

Wie reagieren Theaterhäuser auf Zuwanderung und kulturelle Vielfalt? Publikum, Produktionen und Personal müssen widerspiegeln, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Vorbild können freie Bühnen, Kinder- und Jugendtheater sein. Sie sind schon seit jeher näher an ihrem Publikum dran", so Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Direktor des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim, im Gespräch mit Christina Sticht von der dpa. Die Nachrichtenagentur dpa sprach mit dem Hildesheimer Experten über Theater und Migration und blickt auf die Lage in der deutschen Theaterlandschaft (Artikel „Forscher: Staatstheater für Migranten öffnen", 3sat, 22.03.2012; Artikel „Migranten an deutschen Staatstheatern", Stern, 22.03.2012).

Der Hildesheimer Professor für Kulturpolitik ist Herausgeber des 2011 erschienenen Buchs „Theater und Migration. Herausforderungen an Theaterpraxis und Kulturpolitik", in dem er skizziert, dass im deutschen Theater Migration nach wie vor nur als Marginalie eine Rolle spielt. Den Stadttheatern fehlt das Personal, die Ausbildungsstätten erreichen bei weitem nicht den repräsentativen Anteil an migrantischem Nachwuchs – und das Publikum wird weniger und älter, aber dabei nicht bunter. Während an den großen Schauspielschulen kaum Migranten studieren, widmet sich lediglich die freie Theaterszene verstärkt der interkulturellen Wirklichkeit.

Strukturveränderungen im Europäischen Theater: Studie über Postmigrantisches Theater

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Strukturveränderungen im Europäischen Theater. Eine Analyse der freien Theater in theaterkulturellen Gesamtsystemen" des Internationalen Theaterinstituts (ITI) Zentrum Deutschland wird Prof. Schneider die Mentorenschaft für die Teilstudie „Postmigrantisches Theater" übernehmen. Dr. Azadeh Sharifi, die an der Universität Hildesheim zum Thema Theater und Migration forscht, konnte als Autorin der Studie gewonnen werden. Die Forschungsergebnisse sollen 2014 vorgestellt werden.

Azadeh Sharifi hat in ihren Forschungen unter anderem Theaterhäuser in der Stadt Köln untersucht und nach ihrer inhaltlichen und programmatischen Ausrichtung zur interkulturellen Öffnung gefragt. Zudem befragte sie Postmigranten zu ihren Theaterinteressen sowie zu ihrer Nutzung der Kölner Theater.