Studierende arbeiten in der humangenetischen Diagnostik

Tuesday, 15. April 2008 um 15:24 Uhr

Universität Hildesheim kooperiert in der Ausbildung von Studierenden der Biologie und der Anthropologie mit dem Zentrum für Humangenetik Hildesheim

Genetik ist eine für die Gesellschaft grundlegende Wissenschaftsdisziplin. Wenn sie öffentlich in Erscheinung tritt, gibt es in der Regel Diskussionen um den verantwortlichen Umgang mit genetischen Informationen. Vaterschaftstests oder die Früherkennung von Fehlbildungen bei Embryonen sind bekannte Themenfelder der humangenetischen Diagnostik. Studierende der Biologie und Anthropologie der Stiftung Universität Hildesheim erhalten im Rahmen ihres Studiums die Möglichkeit, sich praktisch in solche komplexen Themenfelder einzuarbeiten.

Der Aufgabenbereich des Zentrums für Humangenetik (Leiter: Dr. med. Notker Graf) umfasst die Diagnostik menschlicher Erbkrankheiten und die genetische Beratung der Patienten. Den Studierenden werden im Rahmen einer Vorlesung die theoretischen Grundlagen der Humangenetik vermittelt. In dem zurzeit im Zentrum für Humangenetik durchgeführten Praktikum können die Studierenden anschließend praktische Kenntnisse der humangenetischen Diagnostik erwerben. So erlernen die Studierenden zum Beispiel Methoden zum Nachweis von Mutationen im menschlichen Erbgut, die Erstellung von Abstammungsgutachten (Vaterschaftstests) und die Chromosomenanalyse, die z. B. zur Diagnostik eines Down-Syndroms (Trisomie 21) angewendet wird.

"Für unsere Studierenden ist die Arbeit im Labor eine wichtige Erfahrung und Be-reicherung für das Studium", wertet Prof. Dr. Horst Kierdorf, Leiter des Instituts für Biologie, das Angebot. Und die Studierenden? Sie sehen das genauso. Carolin Wengel findet entgegen erster Befürchtungen die Arbeit im Labor super interessant: "Ich konnte mir erst gar nicht vorstellen, dass Laborarbeit spannend ist. Nun sitze ich über Reaktionsgefäßen und vergesse über der Auswertung meiner Ergebnisse glatt die Zeit." Das Genetik ein spannendes Arbeitsgebiet ist, hatten die Studierenden schon geahnt und in der Theorie erfahren. Was es aber in der Praxis bedeutet, wenn die Diagnose "Vaterschaft ausgeschlossen" heißt, geht ihnen nahe. "Das Ergebnis einer genetischen Untersuchung kann das Leben eines Menschen grundlegend verändern – positiv oder auch negativ, das wird einem im Labor dann noch mal ganz anders bewusst", beschreibt Marie-Christin Kolan.

Durch das Praktikum lernen die Studierenden ein zentrales Arbeitsfeld der Biologie kennen. Praktikumsleiter Dr. Frank Dechend freut sich für das Zentrum über die Impulse, die die Studierenden wiederum in seinen Arbeitsalltag einbringen. "Sie stellen Fragen, die wir als Experten uns so gar nicht gestellt hätten. Außerdem reflektiere ich durch das Erklären von Zusammenhängen in der humangenetischen Praxis meinen Arbeitsplatz und sehe scheinbar Alltägliches in einem anderen Blickwinkel", formuliert Dechend seinen Gewinn in der Zusammenarbeit. Außerdem ist es für das Zentrum eine aktive Form der Nachwuchsgewinnung. Denn wer an der Stiftung Universität Hildesheim Biologie studiert, muss als Berufsziel nicht notwendigerweise Lehrer oder Lehrerin haben. So eröffnet die Kooperation den Studierenden der Biologie und der Anthropologie weitere interessante Berufsfelder. Die von den Dr. med. Notker Graf und Dr. rer. nat. Frank Dechend initiierte Kooperation ist ein herausragendes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement im Bildungsbereich und für die Einbindung außeruniversitärer Kompetenz in den Lehrbetrieb der Stiftungsuniversität Hildesheim. Weitere Projekte sind in Vorbereitung.


Zentrum für Humangenetik Hildesheim Das Zentrum für Humangenetik ist eine freie Arztpraxis in einer überregional täti-gen Praxisgemeinschaft mit dem Zentrum für Gynäkologie, Endokrinologie und Reproduktionsmedizin der ärzte Dr. Franz - J. Algermissen, Dr. Peter F. Justus und Dr. Georg Wilke. www.kinderwunsch-hildesheim.de

 

 

 


Bild: Aldona Rieger wird von medizinisch technische Assistentin Andrea Korte (hinten links) beim molekularen Arbeiten angeleitet (pipettieren einer PCR)

Aldona Rieger wird von medizinisch technische Assistentin Andrea Korte (hinten links) beim molekularen Arbeiten angeleitet (pipettieren einer PCR)

Kursteilnehmer/-innen und Dr. Frank Dechend (rechts)