Studieren zwischen Tomatensträuchern und Glockenblumen

Friday, 10. June 2011 um 15:42 Uhr

Jeweils eine Uni-Sorte Kürbis, Paprika und Tomate soll über die nächsten Jahre entstehen. Die Projektgruppe Umweltgarten ist aktuell auf der Suche nach Neueinsteigern, die den Uni-Garten in der nächsten Saison übernehmen. Ein Marketing-Konzept für die uni-eigenen biologischen Produkte soll ebenso entstehen wie ein Bewässerungssystem. Jüngst stellte sich das Projektteam um Dr. Karin Kook auf einer Schulgarten-Tagung auf Schloss Mainau vor.

Die Projektgruppe Umweltgarten der Universität Hildesheim zählt derzeit fünf Studierende der Fachrichtung Umweltsicherung. Zu den erklärten Projektzielen gehört ein regionaler Saatgutkatalog. „Jeweils eine Uni-Sorte Kürbis, Paprika und Tomate soll über die nächsten Jahre entstehen, wobei das Saatgut selbst gewonnen und der nächsten Gärtnergeneration übergeben werden soll. Hierfür werden die Samen jener Früchte gesammelt, die unter den lokalen Gegebenheiten den besten Ertrag und die wohlschmeckendste Frucht liefern", erklärt Dr. Karin Kook, Institut für Geographie. Gleichzeitig wird die Erntequalität von alten, samenfesten Sorten verglichen mit „modernen“, vielfach resistenten Hybriden, deren Saatgut am Markt immer beliebter wird. „Sind wir heute überhaupt noch in der Lage, die Zutaten für ein einziges Gericht selbst anzubauen und zuzubereiten? Vom Samenkorn bis auf den Teller?", fragt Kook. Der Versuch jedenfalls läuft. Wenn es gelingt, kann das Ergebnis zu Beginn des Wintersemesters probiert werden.

In der vergangenen Woche fand auf der Bodenseeinsel Mainau die 8. Jahrestagung der Gartenakademie Baden-Württemberg e.V. „Schulgarten – Bildungsort für alle“ statt, auch das Projekt Umweltgarten wurde vorgestellt. Unter der Schirmherrschaft von Gräfin Sandra Bernadotte, Vorsitzende des Vereins „Gärtnern für alle e.V.“, versammelten sich ca. 100 Teilnehmer im Weißen Saal von Schloss Mainau. Das bunt gemischte Publikum setzte sich zusammen aus Vertretern von Ministerien, Regierungspräsidien, Hochschulen, vor allem aber aus Lehrern verschiedenster Schulformen, die Schulgärten betreuen und Ihre Projekte präsentierten. Dabei wurde vor allem eines deutlich: Der Schulgarten als Ökosystem und Treffpunkt hat unglaublich viel zu bieten, wobei sich für so gut wie jedes Fach Anknüpfungspunkte finden lassen.

Aktuell ist die Projektgruppe der Universität Hildesheim auf der Suche nach Neueinsteigern, die den Uni-Garten in der nächsten Saison übernehmen.  Wer im kommenden Wintersemester am Seminar „Sustainable University“ (Nachhaltige Universität) teilnehmen möchte, ist herzlich eingeladen, bereits jetzt mit anzupacken und die wichtigsten Handgriffe zu üben. Zwischen Tomatensträuchern und Glockenblumen, mit Gummistiefeln und Gießkanne, können Interessenten ab sofort ihren grünen Daumen testen. Solche ersten Eindrücke helfen sicherlich auch bei der Ideensuche für eigene Projekte, die im Wintersemester viel schwieriger reifen.

Nicht nur Biologen und Geographen sind herzlich eingeladen. Studenten der Fachrichtung Wirtschaft könnten beispielsweise daran arbeiten, dass der Garten in Zukunft möglichst rentabel geführt wird. Ein Marketingkonzept für die uni-eigenen, biologischen Produkte wäre ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Für technisch Begabte wäre die Planung eines Gewächshauses oder eines Bewässerungssystems ein Zugang und für Künstler ein Film fürs Hochschulkino. Angehenden Lehrern bietet der Garten die Gelegenheit, für ihre Schüler ein wichtiges und praktisches Themenfeld  zu erschließen. Der „Jugendreport Natur“ macht seit vielen Jahren auf die Problematik der lila Kühe, gelben Enten, Fischstäbchen mit Flossen und ein bei Jugendlichen rapide schwindendes Interesse an Pflanzen aufmerksam.

„Der Garten bietet ein breites und buntes Experimentierfeld. Vor allem vor dem Hintergrund der Beobachtung, dass Studierende im Wissenschaftsbetrieb im Wesentlichen mit Forschungsproblemen und in thematischer Hinsicht mit einer Fülle negativer Folgen der Umweltzerstörung konfrontiert sind, ist es immens wichtig, einen positiven, schönen und hoffnungsvollen Zugang zur Natur zu bewahren", sagt Karin Kook. Besonders Studierende, die sich später mit Umweltkommunikation im positiven Sinne beschäftigen möchten, können im Garten ihr Gefühl für natürliche Zusammenhänge schulen und in den universitären Alltag integrieren.

Neben Erholung von der Schreibtischarbeit, körperlicher Kräftigung, Naturgenuss bei Regen und Sonnenschein, kann jeder Teilnehmer in dem fächerübergreifenden Seminar „Sustainable University“ drei Leistungspunkte erwerben. Da die jetzigen Gärtner in wenigen Wochen in ihr Pflichtpraktikum starten, freut sich die Gruppe über neue Interessenten, die den Pflanzen über die sommerliche Durststrecke helfen.

E-Mail: biogarten(at)uni-hildesheim.de

Homepage: www.nachhaltige-uni.de


Sustainable University - Nachhaltige Universität

Dr. Karin Kook (Institut für Geographie) mit Gräfin Sandra Bernadotte vor dem Poster des Projekts Umweltgarten der „Sustainable University“ (unten).